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Outdoor-Branche zeigt sich innovativ und zuversichtlich

Von Regina Henkel

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Messen

Das Segment Outdoor ist wieder auf Kurs. Das belegen die Wirtschaftszahlen unterschiedlicher Verbände, die anlässlich der OutDoor Messe in Friedrichshafen bekannt gegeben wurden. Die Trends von der Messe: Urban Outdoor, Nachhaltigkeit und noch leichtere Materialien.

Fast einen Monat früher als gewohnt trifft sich in Friedrichshafen gerade die internationale Outdoor-Branche. Seit Sonntag, 18. Juni 2017, werden dort vier Tage lang die Neuheiten für die kommende Sommersaison präsentiert. Obwohl die Vorverlegung der Messe ein weitgehend positives Echo bei Industrie und Handel gefunden hatte, staunten nicht wenige über die dürftige Frequenz am Messesonntag, der sonst zu den stärksten Tagen gehörte. Nicht nur Besucher waren ausgeblieben, auch Größen wie Salewa ließen die Messe ausfallen. Aber davon abgesehen präsentierte sich die Branche wieder recht zuversichtlich.

Positives Ergebnis 2016 – guter Ausblick 2017

Umso erfreuter präsentierten verschiedene Branchenverbände die aktuellen Wirtschaftszahlen. Die European Outdoor Group (EOG) meldete eine Umsatzsteigerung im Jahr 2017 um 3 Prozent, entsprechend optimistisch wertete der Interessenverband die Stimmung in Industrie und Handel. „Es gibt Wachstum, großes Wachstum“, sagte John Jansen, Präsident der EOG, bei der Präsentation der neuesten Zahlen 2016 lag der Umsatz des Großhandels in der Outdoor-Branche bei 5,47 Milliarden Euro und damit um 0,17 Milliarden höher als in 2015. Das entspricht einem Umsatzplus von 3 Prozent. Im Jahr zuvor lag das Plus lediglich bei 1,4 Prozent.

Besonders positiv bewertete man die Entwicklung im Herbst/Winter: Die Abhängigkeit vom Wetter und den Schneelagen beeinflusst seit Jahren die Saisonergebnisse. „Nach zwei Jahren Stagnation“, so Präsident John Jansen, sei diese Herbst- und Winterbilanz „die beste Nachricht" für die Branche. Auch die Sportverbände Sport 2000 und Intersport kamen zu ähnlich positiven Ergebnissen. Sport 2000 präsentierte mit 12 Prozent Plus im Bereich Multisport Textil „ein sehr erfreuliches Wachstum“, so Geschäftsführer Hans-Hermann Deters auf Messe. Der Erlebnisbereich Outdoor wuchs um insgesamt 3 Prozent. Intersport kommt von Januar bis Mai in Deutschland auf ein Umsatzplus von 2 Prozent, der Bereich Outdoor sei zwar nicht gestiegen, jedoch „stark wie im Vorjahr“.

Liegt ganz im Trend: Urban Outdoor

Im Grunde ist die Idee gar nicht neu und löst dennoch gerade einen Boom aus: Die Verbindung von Mode und Funktion. Sie vollzieht sich inzwischen in ganz vielen Bereichen des Bekleidungsmarktes und wird mal mehr, mal weniger sichtbar. Im Outdoor-Segment gehören Marken wie Patagonia, The North Face, Maloja oder Peak Performance zu den Pionieren. Sie setzen seit Jahren auf einen funktionellen casual Look, der auch abseits der Berge funktioniert. Das aktuelle Comeback nostalgischer Outdoor-Erlebnisse (vom spontanen Zelten am Fluss bis hin zur Outdoor-Küche) beflügelt diesen Trend weiter und hat Brands wie Poler oder die Startup-Marke Arys aus Berlin hervorgebracht. Andere Marken wie z.B. Jack Wolfskin, haben das Thema Mode in der neuen Kollektion stärker denn je mit aufgegriffen. Auch andere Segmente stellen sich darauf ein, wie Taschen- und Schlafsackspezialisten, Zeltebauer und Hersteller von Outdoor-Kochern. Die Messe hat dem Thema erstmals einen eigenen Bereich gewidmet.

Outdoor-Industrie setzt auf Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit wird vielseitig umgesetzt: Von nachwachsenden Rohstoffen statt fossiler Grundstoffe, über natürliche Färbeverfahren und Färbemittel statt klassischer Färbe-Chemie, bis hin zur Wasserreduktion beim Färben oder in der Produktion reicht die Palette. Neu sind auch Lösungen hinsichtlich der Entsorgung von Bekleidung, die angesichts der vielen Mischmaterialien und Ausrüstungen nicht unproblematisch ist. So denken einige Marken an kompostierbare Bekleidung und die Entwicklung geschlossener Recyclingskreisläufe. Houdini z.B. launchte auf der OutDoor das „erste komplett kompostierbare T-Shirt“. Röjk und Tierra zeigen beide Jacken, die zu 100 Prozent aus Bio-Polymeren und damit zu 100 Prozent frei von erdölbasierten Rohstoffen sind. Auffallend ist: Skandinavische und deutsche Marken treiben die Nachhaltigkeit voran. Das liegt einerseits an den Rahmenbedingungen in den Ländern, andererseits an den nationalen Outdoorverbänden.

Bald Vergangenheit: PFC

Bis 2020 wollen die meisten Outdoorhersteller pfc-frei sein. So lautete die Reaktion auf die Detox-Kampagne von Greenpeace, in der die Organsiation regelmäßig Outdoormarken und Modemarken gleichermaßen für die Verwendung giftiger Chemikalien in ihren Textilien anprangerte. Dass dies gelingen könnte, scheint schon heute absehbar, denn immer mehr Hersteller präsentieren für die neue Saison nahezu pfc-freie Kollektionen. Dabei zeigt sich auch, dass der Verzicht auf Perflourcarbon (PFC) nicht die Funktionalität beeinflusst. Spätestens seit der italienische Bergsteiger David Bacci i im Februar 2016 den Gipfel des Fitz Roy in einer PFC-freien Jacke in Patagonien erreichte, war das funktionalitäts-Argument widerlegt. Auch Jack Wolfskin hat bei der Kooperation mit der Alpinschule Innsbruck jetzt komplett pfc-freie Jacken im Einsatz.

Technische Innovationen: es wird noch leichter

Mit etlichen Lightweight-Neuerungen konnten die Aussteller der OutDoor aufwarten. Haglöfs revolutioniert mit dem ‚L.I.M. Field Jacket’ herkömmliche Laminat-Vorstellungen durch eine superdünne und dennoch PFC-freie 1,5-Lagen Membran. Der japanische Lightweight-Spezialist Montbell bringt einen 70 Gramm „schweren“ ‚Tachyon Parka’ inklusive Kapuze aus einem 7 Denier Polyamid. Mammut zeigt die ‚Eisfeld Light Softshell’ Jacken- und Hosen-Kombination in einer SeamlessTechnologie. Beides zusammen wiegt 770 Gramm und ist dennoch extrem abriebfest. Auch Patagonia hat mit dem neuen Micro Puff Hoody, „die wärmste, leichteste und komprimierbarste Jacke“ entwickelt.

Fotos: Edelrid / Jack Wolfskin: Regina Henkel / Houdini Stand: OutDoor

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