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Modefabriek in Amsterdam: Impressionen von deutschen und Schweizer Labels

Von Karenita Haalck

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Messen

Modefabriek-Messe in Asmerdam. Bild: Aygin Kolaei für FashionUnited

Die Modefabriek hat nach zweieinhalb Jahren das erste Mal wieder in physischer Form stattgefunden. Bei der Messe in Amsterdam, die vom Sonntag bis Montag stattfand, waren gut ein Viertel der Ausstellenden Neulinge – unter ihnen das Traditionsunternehmen Brax, das Düsseldorfer Damenlabel Catnoir, das junge Herrenlabel Zuitable, die Streetwear-Brand Distorted People aus Deutschland und die Schweizer Uhrenmarke Klokers. Ob von niederländischen Tochtergesellschaften oder von örtlichen Agenturen vertreten, die Vertreter, mit den FashionUnited sprach waren sich einig: Sie sind auf der Messe um neue Kontakte zu knüpfen.

Brax

Das deutsche Traditionsunternehmen Leineweber GmbH & Co. KG, das schon seit 1888 existiert und im deutschen Modeeinzelhandel eine Konstante mit der Marke Brax darstellt, ist seit 2017 in den Niederlanden mit der Tochtergesellschaft Brax Netherlands BV aktiv. Jan-Henrik Vossenkämpfer, Head of Wholesale bei Brax Deutschland, wurde vor Ort von seinen niederländischen Kolleg:innen unterstützt.

„Die Stimmung ist super”, sagt Vossenkämper zu FashionUnited. „Es freuen sich alle, dass sie mal wieder eine Messe miterleben können, es ist viel los”. Eine gute Zeit und Gespräche, Kollektionen sehen und Eindrücke sammeln – das erhofft sich Brax von den zwei Tagen Modefabriek.

„Im Grunde ist es so, dass man es bei Gesprächen mit Inhaber:innen und Einkäufer:innen gehört hat, dass die Lust sich wieder inspirieren zu lassen sehr groß ist. Das gilt auch für uns als Marke Brax in den Niederlanden”. Brax ist dabei vor allem an einem guten Auftritt interessiert – mit dem 60 Quadratmeter großen Stand, in dessen Mitte auf weißen Puppen die aktuelle Kollektion präsentiert wird, zeigt sich Brax von einer modernen Seite.

Auch wenn sich allgemeine Trends noch nicht herauskristallisiert haben, fällt Vossenkämpfer vor allem die Farbvielfalt der Stände auf: „Verrückte, prächtige Prints und Farbe, Farbe, Farbe” kommentiert er die allgemeine Modeströmung. Und auch Brax bekennt Farbe: auf den Warenträgern sieht man kräftige Farben, darunter Pink, Grün und Türkis.

Ordern werden auf der Modefabriek an sich weniger geschrieben – „Schön wär's”, sagt Vossenkämpfer, „aber es muss nicht sein. Wir freuen uns wenn wir hier gute Gespräche haben und die Termine dann später im Showroom bekommen”.

Brax-Stand auf der Modefabriek. Bild: Brax

Catnoir

Catnoir wurde vor sechs Jahren in Düsseldorf gegründet. Das Modelabel, das legere Damenbekleidung in den Größen 34 bis 46 herstellt, ist auf die Entwicklung von Printdesign spezialisiert. Das Label wird größtenteils in Multibrand-Stores für Damenbekleidung verkauft.

Catnoir vertreibt ausschließlich über B2B-Kanäle. Eigene Verkaufspunkte hat das Label nicht, dafür läuft das Geschäft mit den Handelspartner:innen umso besser: Neben Deutschland ist Catnoir auch seit kurzem in der Schweiz und in Österreich aktiv. Als nächstes stehen – neben dem anlaufenden Geschäft in den Niederlanden – Belgien und Skandinavien auf dem Plan.

Das Label ist vor einem Jahr in den niederländischen Markt eingetreten und hofft nun, “mehr Reichweite zu generieren und mehr Kontakte durch die Messe zu knüpfen”, wie Gründer Peter Hartmann sagt. Auf der Modefabriek wird Catnoir von ihrer niederländischen Agentur unterstützt. Sie ist auch der Grund, weshalb das Label überhaupt in Amsterdam zeigt – der Agent wusste um die Bedeutsamkeit der Messe auf dem niederländischen Markt. „Vorher waren wir in Berlin, und die Stimmung ist auch hier optimistisch. Die Leute sind froh, wieder im physischen Kontakt zu sein und die Kleidung auch anfassen zu können”, sagt Hartmann. „Ich würde sagen, bis jetzt läuft es ermutigend. Ich meine, es ist unser erstes Mal hier, wir sehen die Frequenz ist sehr gut, also bisher alles positiv!”

Auch bei Catnoir fällt auf: Farbe ist überall, der Stand erstrahlt in pinkfarbenen, grünen und türkisen Stücken, Animalprints und Streifen reihen sich an Paisley-Muster. „Drucke sind das, was unsere Kund:innen anzieht”, bestätigt Hartman.

Catnoir-Stand auf der Modefabriek. Bild: Catnoir

Zuitable

Zuitable ist ein Düsseldorfer Unternehmen, dass unter einer gleichnamigen Marke Anzüge aus elastischen Stoffen herstellt. Der formelle Anzug gewinnt durch den Stretch-Stoff Einsatzvielfalt und weckt auch das Interesse einer jüngeren Zielgruppe. Dem Gründer Christian Filusch kam die Idee während der Pandemie, in der die Rolle von Work- und Homewear neu definiert wurde.

Seit Januar 2021 arbeitet Zuitable mit Handelspartner:innen in Deutschland, Österreich und den Benelux-Ländern zusammen. Die Marke will weiter expandieren und ihr B2B-Geschäft ausweiten. „Wir sind zur Modefabriek gekommen, weil wir diese beiden Agenturen in den Niederlande und Belgien haben – die haben mir erklärt, dass das hier die richtige Messe ist um neue Kunden zu gewinnen”, sagt Filusch.

„Aktuell haben wir in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg insgesamt 200 Kund:innen, das ist eine gute Leistung, angesichts der Tatsache, dass wir das Ganze erst seit Januar 2021 betreiben”. Mit den deutschen und österreichischen Märkten hat Zuitable bereits über 450 Handelspartner:innen. Trotz des Aufschwungs und der Bedeutsamkeit der Messe, bemerkt Filusch aber auch eine gewisse Zögerlichkeit. „Besonders heutzutage ist es schwierig, es gibt eine gewisse Zurückhaltung. Das Produkt muss etwas können, das die anderen Produkte nicht können”.

Besonders gut kommt die Linie ‘Candy for Dandy’ bei den Besuchenden der Modefabriek an, die eine Anzug-Serie in Pastellfarben umschreibt. Ob helles Gelb, Lindgrün, Himmelblau oder ein blasses Rot – die Anzüge ziehen das Augenmerk auf sich und sind derzeit das Aushängeschild der Marke – in einem Zeitraum von zwei Wochen verkauft Zuitable circa 4.000 Stück.

Zuitable-Stand auf der Modefabriek. Bild: Zuitable

Distorted People

Das deutsche Streetwearlabel Distorted People wurde 2008 von den Zwillingsbrüdern Huy und Dung Vu gegründet. Distorted People spricht Kunden an, die “beide Pole der Männerwelt” vertreten. Als sinnbildliche Zielgruppe dienen der “filigrane und stilsichere Barbier” und der “rohe und etwas härtere Metzger”. Das findet sich auch optisch im Logo wieder, in dem sich ein Rasiermesser mit einem Metzgerbeil kreuzt. Persönlichkeiten wie Bastian Schweinsteiger, Robert Lewandowski und Wyclef Jean gehören zum Klientel der Marke.

Das Label ist in den Niederlanden durch die Agentur De Goede Label vertreten. Die Agentur hat ihren Showroom in Breda – von dort aus hoffen sie, die bei der Modefabriek geknüpften Kontakte in handfeste Geschäftsbeziehungen umwandeln zu können. „Wir sind hier nur zum informieren, in unserem Showroom werden dann in den nächsten zwei Monaten alle zur Order empfangen”, sagt De Goede Labels gegenüber FashionUnited. „Wir hoffen, dass wir etwas Bekanntheit erlangen können, das Netzwerk ausbauen und neue Shops ansprechen können – die Stimmung ist sehr gut!”

Für Distorted People ist die Modefabrik der erste Messeauftritt in den Niederlanden – bisher ist das Label mit acht eigenen Verkaufspunkten in Deutschland und einem in Österreich vertreten. Zusätzlich arbeitet das Label mit Handelspartner:innen zusammen. In den Niederlanden sind vorerst keine eigenen Stores geplant – aber das Label schaut sich auf internationalen Märkten um, erst kürzlich eröffneten sie einen Store in New York. „In Holland ist Distorted People noch nicht so bekannt, bisher gibt es ungefähr 25 Geschäfte haben, in denen wir verkaufen. Wenn es mehr werden, könnte es gut sein, das auch ein eigener Laden eröffnet wird”, sagt einer der Agenturvertreter. Die Wahl der Modefabriek lag für De Goede Labels auf der Hand: einer der Agenturmitarbeiter ist seit zwanzig Jahren in der Modebranche tätig, und weiß, wie viele Kontakte die Messe in Amsterdam mit sich bringt.

Distorted People-Stand auf der Modefabriek. Bild: Distorted People

Klokers

Klokers ist eine Schweizer Uhrenmarke, die sich im gehobenen Preissegment bewegt. In den Niederlanden ist das Label durch die Agentur Take Me Home vertreten, die von Niko Fragkos geführt wird. Auf der Modefabriek ist der Stand von Take Me Home einer der wenigen, der keine Mode in Form von Kleidung anbietet. Für Fragkos macht das keinen Unterschied: „Heutzutage ist es anders – wir brauchen Uhren nicht mehr um die Zeit abzulesen – Uhren sind Accessoires, und Accessoires sind Fashion!” Klokers beschreibt sein Konzept als Mischung aus “Uhrmacherei, Mode und Design”.

Derzeit ist das Label in der Schweiz mit drei Verkaufspunkten, in Luxemburg mit einem und in den Niederlanden mit acht Handelspartner:innen präsent, aber auch in weitaus ferneren Ländern, wie Japan, Iran und den Vereinigten Staaten ist Klokers aktiv. Mit Take Me Home arbeitet die Schweizer Marker erst seit einem Vierteljahr zusammen – Fragkos konnte seitdem bereits 24 neue Handelspartner:innen in den Niederlanden gewinnen. „Wir versuchen sehr schnell zu expandieren. Neben Juwelieren und Goldschmieden, werden wir jetzt auch stärker in den Modemarkt eintreten”, sagt er.

Der Unternehmer bemerkt, das viele der Besuchenden trotz der allgemeinen Kommunikationsfreude noch zurückhaltend sind: „Man sieht viele, die mit den Händen in den Taschen rumlaufen”, sagt er und deutet auf einige Passanten, die sich dem Stand nähern. Es scheint, als würden sich einige noch an die Rückkehr zur Normalität gewöhnen müssen. „Ich denke, das ein Großteil der Leute hierher kommt, um sich umzusehen. Es gibt keine wirklich neuen Produkte auf dem Markt – die Fabriken in China waren geschlossen, in den Niederlanden gab es Lockdowns, in Deutschland auch”, sagt Fragkos weiter.

„Wir versuchen hier neue Möglichkeiten auszuloten, neue Kund:innen zu akquirieren und neue Horizonte auszuschöpfen”. Die Modefabriek ist aus Fragkos Sicht trotz ihrer fachlichen Ausrichtung auf Mode eine gute Chance für die Agentur und die Accessoire-Label die sie vertritt, denn “der Modemarkt ist viel größer als das Schmuck- und Goldschmied-Geschäft”.

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