Mare di Moda 2025: Wie Beachwear zum Labor für Textilinnovationen wird
In Cannes bestätigte die Mare di Moda, dass Fachmessen keine passiven Schauplätze mehr sind, die nur Neugierige anziehen. Sie sind vielmehr zu aktiven Handlungsplattformen geworden. Beachwear wird dort zum Motor einer industriellen Transformation, in der Technologie, Nachhaltigkeit und Design zusammenkommen.
Wozu dienen Fachmessen heute noch?
Hört man sich in den Gängen der Mare di Moda 2025 um, bestätigt sich eine These. Die Zeiten, in denen man nur kam, um Trends zu sichten oder Muster anzufordern, sind vorbei. Vom 22. bis 24. Oktober kamen die Fachleute der Textil- und Bademodenbranche nach Cannes, um Allianzen zu schmieden. Sie wollten Verträge unterzeichnen und gemeinsam Lösungen entwickeln.
„Marken geben sich nicht mehr mit Inspiration zufrieden, sie wollen Lösungen“, fasst Umberto Amato, Berater für Textilkommunikation, zusammen. „Aussteller:innen können heute eine komplette Kollektion für Sie erstellen – vom Garn bis zum Marketing-Storytelling.“
Mit fast 110 Ausstellenden aus über 20 Ländern positioniert sich die Mare di Moda als euro-mediterraner Knotenpunkt für intelligente Textilien. Darunter sind etwa 15, die auf Sourcing für Business-to-Business und Konfektion spezialisiert sind. Zwischen den italienischen, französischen und niederländischen Akteur:innen ist das Ziel klar und deutlich formuliert: Es geht darum, die europäische Branche zu schützen und sie gleichzeitig agiler und wettbewerbsfähiger zu machen.
Beachwear: Kleiner Sektor, große Vitalität
Lange als Nischensegment betrachtet, etabliert sich Beachwear heute als eines der dynamischsten Labore für Textilinnovationen.
Warum? Weil Beachwear alle modernen Anforderungen an Materialen vereint: UV- und Chlorbeständigkeit, schnelles Trocknen, Komfort, Ästhetik und neuerdings auch Zirkularität. Paradoxerweise steht Beachwear, die früher wegen ihres hohen Elasthan-Anteils kritisiert wurde, heute an der Spitze der nachhaltigen Lösungen.
Durch stetige Innovation finden diese hochtechnischen Stoffe jedoch mittlerweile auch Anwendung in den Bereichen Sportswear, Yoga, Travelwear oder Leisurewear. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Leistung und Stil.
„Es ist ein magischer Stoff“, lächelt Amato. „Baumwolle und Wolle sind wenig innovativ. Hier bringt jede Saison einen technischen Fortschritt.“
Im Grunde spiegelt diese Vielseitigkeit vielleicht einen breiteren Mentalitätswandel wider. Die Mode wird von ihrer eigenen Geschwindigkeit eingeholt. Da sie mit dem Produktionstempo nicht Schritt halten kann, erfindet sie sich neu. Im Mittelpunkt stehen dabei Nachhaltigkeit, Funktionalität und Sinn.
Biologische Abbaubarkeit und digitaler Produktpass: Gebote der Langlebigkeit
Dieser technische Anspruch ist zum Aushängeschild der europäischen Branche geworden. Die Mare di Moda setzt sich für deren Schutz ein und fördert eine Positionierung im mittleren bis luxuriösen Segment.
Diese Dynamik verbindet sich mit der Welle von Travelwear. Dies sind intelligente, sofort einsatzbereite Kleidungsstücke, die nicht mehr knittern und das Konzept von „Fashion and Function“ verkörpern. Marken, von Spezialist:innen bis hin zu Luxushäusern wie Fendi, Loro Piana und Cucinelli, integrieren diese Dualität. Sie reagieren damit auf eine neue Priorität junger Konsument:innen. Diese bevorzugen ferne Erlebnisse und damit die Reisegarderobe gegenüber reiner High Fashion.
Die beiden großen Trends, die auf der Messe vorgestellt wurden, sind biologische Abbaubarkeit und Textil-zu-Textil-Recycling. Die Branche bietet jetzt Stoffe an, die sich in der Umwelt innerhalb von zwei bis drei Jahren zersetzen. Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren die Schwelle von einem Jahr zu erreichen. Zudem ermöglichen neue Maschinen die mechanische Trennung von Elasthan und Jersey. Dies ebnet den Weg für das vollständige Recycling von Badebekleidung.
Diese Transformation spiegelt die regulatorischen Entwicklungen wider. Die Einführung des digitalen Produktpasses und europäischer Gesetze wie der Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) wird als Hebel gesehen, um den Qualitätsbegriff neu zu definieren.
„Der digitale Produktpass wird für die Mode im Allgemeinen sehr wichtig sein. […] Man kann 3000 Euro für ein Hemd bezahlen, aber man muss auch Qualität liefern. Sonst werden die Kund:innen ihr Geld woanders ausgeben“, betont Amato.
Für ihn ist es an der Zeit, die Mentalität zu ändern. Es geht darum, die Haltbarkeit und Langlebigkeit eines hochwertigen Stücks wertzuschätzen, anstatt die Menge an mittelmäßiger Kleidung. Die Zukunft wird auch in der Schaffung von Sammel- und Recycling-Zentren in Europa liegen, ähnlich denen, die es bereits für Glas und Aluminium gibt.
Lycra, Carvico, Arena: Zusammenarbeit als neuer Standard
In der Podiumsdiskussion „From fiber to sustainable swimwear: a blue print for collaboration“ teilten Lycra, Carvico und Arena eine gemeinsame Überzeugung: „Nachhaltigkeit wird nicht mehr nur proklamiert, sie wird bewiesen.“
Alistair Williamson, Vice President Apparel für die Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sowie Südasien bei The LYCRA Company, betont: „Ohne unsere Kund:innen kommt unser Unternehmen nicht voran. Wir entwickeln gemeinsam und passen die Lösungen zusammen an.“
Der Konzern präsentierte seine biobasierten Innovationen wie Qira. Dabei handelt es sich um ein Elasthan, das aus BDO auf Maisbasis gewonnen, USDA-zertifiziert ist und in Singapur hergestellt wird. Ein kostspieliger Schritt, wie Williamson einräumt, aber ein unverzichtbarer: „Biobasierte Materialien sind teurer, aber wir müssen diesen Weg gehen. Das ist der Preis der Verantwortung.“
Beim italienischen Unternehmen Carvico ist Nachhaltigkeit kein Marketingargument mehr, sondern „die logische Konsequenz eines langen Weges“. Der italienische Bademodenhersteller Arena erinnert daran, dass selbst im Performance-Segment Verbraucher:innen heute Beweise statt nur Worte fordern.
Eine Messe als Spiegelbild einer innovativen Branche
Zwischen technischen Innovationen, Umweltbewusstsein und neuen industriellen Kooperationen fungiert die Mare di Moda 2025 als Barometer für die europäische Textilbranche. Diese definiert sich dort an der Schnittstelle von Luxus, Leistung und Nachweisbarkeit neu.
Und zur heiklen Preisfrage, in einer Zeit, in der, wie Amato anmerkt, „selbst die wohlhabendsten Kund:innen, die früher ohne zu zögern Geld ausgaben, jetzt Qualität verlangen“, antwortet Williamson: „Der Preis ist nur dann wichtig, wenn der Wert fehlt.“
Das US-amerikanische Unternehmen Lycra passt sich an, indem es neue Segmente wie Workwear und Anzüge ins Visier nimmt, die nun erstmals Stretch-Materialien integrieren. Produkteinführungen wie Lycra Adaptive, das den Bewegungsspielraum von Kleidung erweitert, oder die biobasierte Innovation Qira aus Mais verdeutlichen die Strategie des Unternehmens.
Was die Nachweise betrifft, so sprachen Carvico und Arena insbesondere über die komplexen Zertifizierungen. Diese reichen vom Anbau des Mais für das von Lycra verwendete BDO bis hin zum fertigen Produkt.
Die eigentliche regulatorische Herausforderung? Obwohl die Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) Kosten für die Branche verursacht, befürwortet Williamson diesen Ansatz nachdrücklich. Er sieht darin eine Möglichkeit, das Umdenken in der Produktion zu fördern. Die Schwierigkeit liegt jedoch in der europäischen Harmonisierung und dem Aufbau von industriellen Recyclingkapazitäten in großem Maßstab.
Für Lycra ist Zusammenarbeit das Schlüsselwort. Sie äußert sich in einer ständigen gemeinsamen Entwicklung mit Marken und Hersteller:innen, um sicherzustellen, dass ihre Marke für Qualität steht. Nur indem die Branche Kleidung langlebiger und bequemer macht und das Kund:innenerlebnis verbessert, wie mit dem Slogan „Coolmax makes you feel cool and dry“, kann sie den Trend umkehren.
Am Ende dieser Veranstaltung scheint es, dass nicht mehr die Mode die Technik inspiriert, sondern die Technik die Mode neu definiert. Und in Cannes schien sich Eleganz in diesem Jahr mit Anspruch zu decken.
FashionUnited wurde zum Besuch der Messe Mare di Moda eingeladen.
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