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Gilles Lasbordes & Boris Provost über die Fusion von Tranoï und Première Vision

Von Herve Dewintre

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Messen |INTERVIEW

Boris Provost hat das Ruder der französischen Modemesse Tranoï im vergangenen Jahr mit einem sehr präzisen Plan übernommen: die Internationalisierung und die digitale Umgestaltung der Messe sollte beschleunigt werden. Um seinen Auftrag weiterhin erfüllen zu können, kann der Direktor nun auf die Unterstützung des Riesen GL Events zählen, der mehr als 300 Messen betreibt und ein Netzwerk von 50 Veranstaltungsorten in Frankreich und im Ausland zu seinem Portfolio zählt. Die beiden Unternehmen fusionierten offiziell am 31. Juli. Veranstaltungen unter dem Namen Tranoï werden nun von Tranoï Events, einer 90-prozentigen Tochtergesellschaft von GL Events Exhibitions, deren Geschäftsführer und 10-prozentiger Anteilseigner Boris Provost ist, betrieben.

Die Pariser Messe, die bereits auf fünf Kontinenten präsent und bereits zu 49 Prozent an der Première Vision Group beteiligt ist, nimmt damit eine Schlüsselrolle bei der Organisation von B2B-Veranstaltungen ein. Synergien zwischen den beiden Veranstaltungen sind natürlich beabsichtigt. Gilles Lasbordes, Geschäftsführer der Première Vision, und Boris Provost, Geschäftsführer der Tranoï, haben sich darauf geeinigt, uns ihren Standpunkt zur Entstehung dieses einzigartigen Veranstaltungsgiganten zu erläutern, das den neuen Herausforderungen des Marktes gerecht wird.

Tranoï war auf der Suche nach Investoren: War GL Events Ihre erste Wahl?

Boris Provost: GL Events war die offensichtliche Wahl. Unser Ziel war es natürlich, uns mit anerkannten Partnern zu umgeben. GL Events steht für eine Tranoï und Première Vision mit einer kohärenten Message. Und dann gibt es noch einen wichtigen sozialen Aspekt: Unser Ansatz zielte auch und vor allem darauf ab, Arbeitsplätze zu retten: Der Vorschlag von GL Events war in dieser Hinsicht der Beste.

Gilles Lasbordes: Im Veranstaltungsportfolio der GL-Gruppe gibt es die Première Vision, in China die Fashion Source-Messe in ShenZhen und in den Vereinigten Staaten die Messe Materials. All das zusammen stellt ein Portfolio dar, in der die Tranoï ihren eigenen Platz hat. Zwischen Tranoï und Première Vision gibt es viele Gemeinsamkeiten, die durch punktuelle Veranstaltungen zum Ausdruck kommen, Veranstaltungen, die den Wert der Wertschöpfung erhöhen und die den internationalen Charakter unserer Operationen widerspiegeln.

In einer Zeit der Krise, in der Investitionen überall eingefroren werden, unterstützt GL Events eine Modemesse: ein Zeichen des Vertrauens in die Zukunft?

Gilles Lasbordes: Wir befinden uns offensichtlich in einer Phase, die uns alle zum Umdenken zwingt: Die Menschen können sich nicht bewegen, sich zu treffen stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Aber im Grunde genommen ist und bleibt es in der Modebranche wichtig, Produkte in der echten Begegnung zu erleben, sei es, um Materialien auf der Première Vision oder Kollektionen fertiger Produkte auf der Tranoï zu sichten. Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass physische Veranstaltungen Sinn machen.

Welche Synergien wollten Sie zwischen Première Vision und Tranoï schaffen?

Gilles Lasbordes: Jeder bringt seine eigenen Besonderheiten mit. So konzentriert sich die Première Vision ausschließlich auf den Markt der Materialien für Modemarken, während die Tranoi am anderen Ende des kreativen Prozesses angesiedelt ist. Einige unserer Besucher der Première Vision sind Aussteller bei der Tranoï: All das ist unser Kerngeschäft. Die Tranoï und die Première Vision können sich gegenseitig helfen, die Herausforderungen des Sektors besser zu verstehen; ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Première Vision Ressourcen zur Tranoï bringen kann, insbesondere, weil wir internationale Büros mit sehr strukturierten Netzwerken haben. Die Idee besteht auch darin, neue Projekte ins Leben zu rufen und neue Antworten zu liefern, die die gesamte Branche unterstützen können.

Werden sich der Termin und der Fokus der Tranoï ändern?

Boris Provost: Mein oberstes Ziel war die Neupositionierung der Tranoï in Bezug auf Kreation, Kuration und der Präsentation der Mode. Gerade diese Positionierung war in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen. Der grundlegende Fokus soll die Verkörperung der kreativen Spitzenmode mit dem Know-how und dem Storytelling der Marken während der Pariser Modewoche sein.

Der andere Fokus besteht darin, mit den Teams der Première Vision an dem Konzept zu arbeiten, um unsere internationale Entwicklung zu beschleunigen. Wir haben drei Saisons Erfahrung in den Vereinigten Staaten, wir haben Veranstaltungen in verschiedenen Formaten in China initiiert [zweimal im Jahr organisieren Tranoï und DFO Nova, eine offizielle Veranstaltung im Rahmen der Shanghai Fashion Week, die internationalen Marken den Zugang zum chinesischen Markt ermöglicht, Anm. d. Red.] Die Erfahrungen von GL und Première Vision auf dem chinesischen Markt werden es uns ermöglichen, unseren Aufstieg auf dem chinesischen Markt ab 2021 zu schärfen und zu organisieren, während wir gleichzeitig andere Veranstaltungsorte in Betracht ziehen können.

Dürfen wir uns auf eine Auflage der Tranoï-Shows im Ausland freuen - nach dem Vorbild der Première-Vision-Denim, die in London und Mailand Messen initiierte?

Boris Provost: Es ist alles offen.

Was ist mit der digitalen Entwicklung?

Boris Provost: Die Online-Plattform Tranoï Link wird im September offiziell eröffnet. Die Première Vision verfügt mit einer effizienten Plattform und einem Team über bedeutende Fachkenntnisse in diesem Bereich: Dies wird unsere Entwicklung im digitalen Raum natürlich beschleunigen. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir ein sehr gutes Feedback zu Tranoï Link erhalten haben: Fünfzig sehr hochwertige Marken und 150 Einkäufer haben sich bereits angemeldet. Das ist sehr zufriedenstellend.

Will GL Events in Zukunft noch mehr in den Modemesse-Sektor investieren?

Gilles Lasbordes: GL Events ist in diesem Sektor im Wesentlichen mit der Première Vision vertreten, die in ihrem Markt führend ist. Es gab eine Chance, die sich durch die Fusion mit der Tranoï ergab, und die die Gruppe ergriffen hat. Das ist eine gute Sache, angesichts der gemeinsamen Werte, die uns antreiben. Was morgen kommt? Ich denke, in dem Kontext, in dem wir uns im Veranstaltungssektor befinden, gibt es noch viele Dinge, die uns offen stehen.

Boris Provost: Ich möchte hinzufügen, dass es sich nicht nur einen Business-Deal handelte, sondern auch, und es ist wichtig, darauf hinzuweisen, eine menschliche Begegnung. Wir kannten uns: Es war auch eine Gelegenheit, ein Projekt zu machen, das von Menschen motiviert ist, die zusammenarbeiten wollen und über sich ergänzende Fachkenntnisse verfügen.

Da die Einkäufer nicht mehr reisen können, lässt sich feststellen, dass einige Modehäuser ihre Veranstaltungen nicht mehr in Paris oder Mailand organisieren, sondern dort, wo die Einkäufer sind: zu einem großen Teil in Asien. Wird die Rettung der Branche aus China kommen?

Gilles Lasbordes: Es gibt in der Tat einige gute Nachrichten aus dem chinesischen Markt, wie die Meldungen der LVMH-Gruppe, auf die Sie sich wahrscheinlich beziehen, über die Erholung der Geschäfte in China. Die Informationen, die uns von der GL-Gruppe über die Veranstaltungen in China vorliegen, sind ebenfalls positiv. [GL Events gab diese Woche bekannt, dass die 17. Ausgabe der CACLP-Show in Nanchang erfolgreich abgeschlossen wurde - die erste Show in China seit der Covid-19-Krise, Anm. d. Red.]

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Tranoï, Première Vision

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