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Eurocis Düsseldorf: Der stationäre Handel wird digital

Von Regina Henkel

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Messen

Wie kann der stationäre Handel von der Digitalisierung profitieren? Das war das herausragende Thema der Eurocis Messe für Handelstechnologie in Düsseldorf. Die neuen Lösungen haben mehr denn je den Nutzen von Kunde und Handel im Fokus.

Umsetzen lautet jetzt die Devise

IT-Messen wie die Eurocis hatten in den letzten Jahren die Angewohnheit, immer wieder neue Top-Themen auf die Agenda zu setzen, und damit ein Digitalisierungs-Tempo vorzugeben, das den Einzelhandel in Angst und Schrecken versetzte. Omnichannel, Mobile Commerce, Mobile Payment, Künstliche Intelligenz… all diese Schlagworte geistern schon seit einiger Zeit durch die Handelslandschaften und sind bei weitem noch nicht abgearbeitet. Deshalb lautet eine frohe Botschaft der Eurocis: Es gibt kein neues superheißes Thema. Das bedeutet: Die Branche arbeitet auf breiter Ebene daran, all die neuen Möglichkeiten umzusetzen und erste „Proof of concepts“ durchzuführen.

Blackbox stationärer Handel

Das große Problem war bislang die Frage, wie man den Store digitalisiert. Wie erkennt man beispielsweise, wie sich Kunden im Laden verhalten, welche Produkte anprobiert und nicht gekauft werden? Wie digitalisiert man die Standorte der Produkte im Laden? Eine Lösung bietet der Einsatz von Robotern. So präsentierte MetraLabs einen mobilen Roboter, der nachts durch das Geschäft fährt und dort per RFID Technologie Produkte zählt. Er erkennt auch, ob welche fehlen und ob sie sich an der richtigen Stelle befinden. In den Adler Modemärkten sei er schon im Einsatz und benötige etwa drei bis vier Stunden für seinen nächtlichen Einsatz. „Das ist der erste Schritt zur Digitalisierung des Ladens“, erklärt Dr. Andreas Bley von MetraLabs, und die zwingende Voraussetzung, um beispielsweise Künstliche Intelligenz im Laden einsetzen zu können.

Gesichtserkennung sammelt Daten über Kunden

Gesichtserkennung wird in den stationären Handel einziehen – wahrscheinlich aber diskreter als man das bisher dachte und aufgrund von Datenschutzrichtlinien zwingend anonymisiert. Neue Hardware ist dafür nicht nötig, diese Arbeit verrichten zunehmend die ohnehin vorhandenen Sicherheitskameras in den Geschäften. Eine dahinter geschaltete Software erkennt Alter, Geschlecht, Stimmung, Modestil, Frisur, Haarfarbe, Bekleidung und Markenlogos der Kunden ebenso wie sie deren Wege und das Verhalten im Geschäft trackt. „Wir können die Personen nicht identifizieren, wir können nur erkennen, was eine Person macht und ob sie schon einmal im Laden war“, erklärt Bianca van der Woude von Great Circle. Erst wenn diese Daten mit einer Loyaltycard verknüpft werden, wird die Person identifizierbar. Aber dafür benötigt man das Einverständnis des Kunden.

Effizienteres Personal und Self-Checkout

Das Unternehmen Re/Act will mit seiner Idee die Kommunikation zwischen dem Ladenpersonal verbessern und hat einen In-Store-Messenger Dienst entwickelt, der über Smartwatches, Tablets oder andere Geräte abgerufen wird. Damit sollen Laufwege eingespart werden, und das Personal kann sich mehr um den Kunden kümmern. Auch die Kassen werden zunehmend mobil durch mobile Bezahlterminals oder Tablets des Verkaufspersonals. Die Warensicherung muss damit verknüpft sein und Kunden müssen sich darauf einstellen, dass sie am Ladenausgang einen Nachweis über den Kauf vorzeigen müssen. Convenience Stores wie Tankstellen werden in Zukunft vielleicht gar kein Personal mehr benötigen und voll automatisiert funktionieren. Auch dafür gab es Beispiele auf der Messe, wie den Nanostore von AiFi. So groß wie ein Standard-Container kann er beispielsweise als Pop-up Store leicht transportiert werden.

KI gehört zu den größten Zukunftsthemen

Künstliche Intelligenz (KI) ist laut EHI Trendstudie das aktuell wichtigste Zukunftsthema des Handels, obwohl es bei der letzten Trend-Befragung vor zwei Jahren noch gar keine Rolle gespielt hat. Das Hamburger Unternehmen Blue Yonder hat sich auf KI im Handelsumfeld spezialisiert und nutzt diese beispielsweise zur Preisoptimierung. „Es geht darum, interne Daten, eigene Preisstrategien und externe Daten - wie Wetter oder Preisentwicklungen der Mitbewerber – zusammen zu bringen und darauf basierend automatisiert Preise jederzeit anpassen zu können“, sagt Dr. Ansgar Thiede von Blue Yonder. So lässt sich der Abverkauf über die Saison besser steuern und vermeidet letztlich auch die ruinösen Preiskämpfe am Saisonende.

Auch das Ordermanagement wird nach Blue Yonder zunehmend über KI abgewickelt, wenn Logarithmen Abverkaufsmengen prognostizieren und berechnen, ob es beispielsweise wirtschaftlicher ist, das Lager aufzustocken oder abzubauen, und dafür Bestellmengen auf mehrere Produktionsslots zu splitten. Mittels KI können diese Berechnungen für jedes einzelne Produkt, in jeder Größe und Farbe durchgeführt werden. Thiede: „Diese Abwägungen sind so komplex, dass das nur automatisiert möglich ist.“ Letztlich will KI dem Modehandel dabei helfen, angesichts des steigenden Tempos bei den Kollektionszyklen und Prozessen, das Bauchgefühl mit wertgetriebenen Analysen zu unterstützen.

Wachstumsmarkt Digitalisierung

Handelstechnologie ist ein Trendthema. Die Messe Eurocis meldete ein Wachstum bei den Ausstellerzahlen um vier Prozent auf 482 Aussteller. Auch die Internationalität der Aussteller sei gestiegen, so die Organisatoren, von 29 Prozent im letzten Jahr auf 39 Prozent bei der aktuellen Veranstaltung. Nach drei Tagen geht die EuroCIS heute zu Ende (19. bis 21. Februar). Etwa 12.000 Besucher wurden erwartet. Die nächste EuroCIS findet gemeinsam mit der Ladenbaumesse EuroShop vom 16. bis 20. Februar 2020 statt.

Fotos: FashionUnited / Regina Henkel

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