Die Zukunft - und Relevanz - von Modemessen
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September ist der Monat der Modemessen. Zweiunddreißig finden in diesem Zeitraum statt, um genau zu sein, zeigt eine Auflistung der französischen Fachzeitschrift Modem. In diesem Monat hätten, in einem normalen Jahr, unter anderem die Coterie in New York, die CPM in Moskau und die Première Vision in Paris stattgefunden. Die meisten Messen wurden jedoch abgesagt oder in digitale Formate umgewandelt.
Öffentliche Versammlungen wurden in vielen Ländern verboten, seit die Pandemie im März weltweit ausbrach, und Business-to-Business-Events haben ein ähnliches Schicksal erlitten. So wurden auch die Modewochen im Juni und Juli abgesagt. Der gesamte Modekalender wurde durch globale Reisebeschränkungen umgestürzt, und Online-Formate ersetzen Veranstaltungen des realen Lebens.
Die Textilmesse Première Vision wurde in letzter Minute abgesagt, als Frankreich öffentliche Versammlungen von mehr als 5.000 Personen bis Ende Oktober verbot. Die Pariser Modewoche soll Ende September beginnen, doch angesichts des Anstiegs von Covid-19-Fällen bleibt der Zeitplan für PFW-Präsentationen und Veranstaltungen weiter offen.
Werden die Messen weniger Besucher empfangen?
Eine der Messen, die physisch stattfinden, ist die Schuh- und Accessoires-Messe Micam in Mailand. Die Messe, die auf dem kolossalen Gelände der Fiera Milano stattfindet, wird an allen Zugangspunkten Körpertemperaturkontrollen durchführen und das Tragen von Gesichtsmasken zur Pflicht machen. Korridore werden verbreitert, um eine ausreichende Distanzierung zu gewährleisten, und die Luftzirkulation der Messe wird abgeschaltet, damit sich keine Aerosole ausbreiten können. Über die gesamte Messe verteilt werden Desinfektionsmittel-Stationen aufgestellt, und jede Marke muss sicherstellen, dass vor deren Benutzung keine Produkte angefasst werden.
Diese Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen schreiben fest, was Messen tun müssen, damit sie offen bleiben und sicher besucht werden können. Es wird interessant sein, zu sehen, ob die Markenbelegung als Folge davon sinken wird.
Viele Modehäuser betrachten Messen seit langem als eine Marketingmaßnahme, eine Gelegenheit, mit Kunden und Partnern ins Gespräch zu kommen, aber nicht notwendigerweise um Ordern zu schreiben. Da Großveranstaltungen auf absehbare Zeit verboten sind, sind Messeveranstalter auf eine hohe Auslastung angewiesen, um Gewinne zu erzielen. Wie dieser Gewinn durch digitale Veranstaltungen gesichert werden kann, ist bisher noch unklar. Fest steht, dass sich das ‘Messebusiness as Usual’ verändern wird.
Laut der Organisatoren der Première Vision werde die Bedeutung von Live-Meetings und digitaler Formate wachsen und die daraus resultierende kreative Energie könnte die Lücke, zumindest vorübergehend, füllen.
Messen haben ihre Relevanz verloren
Aber Covid-19 ist nicht der einzige Grund, warum Messen in dieser Saison einen Rückgang zu verzeichnen haben. Untersuchungen von BoF und McKinseys State of Fashion 2020-Bericht besagten schon vor Ausbruch der Pandemie, dass 55 Prozent der Einzelhändler und Marken der Meinung sind, dass Messen wenig bis gar keine Bedeutung für die Sicherung von Aufträgen haben.
Das Ausstellen und Verkaufen auf dem Messegelände erfordert große Investitionen. Per Definition sollten Messen eine Gelegenheit bieten, die Produkte einer Marke zu präsentieren und persönliche Treffen mit Kunden, Partnern, Medien, Lieferanten und Kontakten aus der Branche ermöglichen.
Mit dem Aufkommen von Modellen, die direkt an den Verbraucher gerichtet sind, und digitalen Plattformen sind Messen nicht mehr der einzige Kanal, um neue Marken zu finden und Kollektionen zu ordern. Darüber hinaus können kleinere, straff kuratierte und eher lokal ausgerichtete Modenschauen sowohl für Marken als auch für Einkäufer attraktiver sein, im Vergleich zu dem Aufgebot von Marken in gigantischen Ausstellungshallen, die oft wenig inspirierend sind.
Eine Neuaufstellung der Messe ist vielleicht genau das, was die Branche braucht.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk
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Bild: Micam