"Das Konzept des Shoppings wird sich niemals ändern, aber wie wir es tun"
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In einer Internet-basierten Gesellschaft müssen Händler sich neue Ideen einfallen lassen, wie sie eine authentische Experience für ihre Kunden schaffen um mit den Online-Sales gleichzuziehen. Dank neuen Technologien wie Virtual Reality, Augmented Reality und sinnlichen Erfahrungen zusammen mit dem neuen superschnellen 5G Internet, das bis 2020 Standard sein soll stellt sich nicht länger die Frage, ob die Industrie Disruption erleben wird, sondern lediglich, wann.
Zukünftige Trends im Einzelhandel waren eines der Themen auf der Modemesse Modefabriek in Amsterdam. Bei den MF Talks gaben Experten wie Richard Lamb, Trendbeobachter und Futurologist und Ronny De Vylder, Trendspotter, ihre Sicht auf die Handelstrends preis.
FashionUnited hat drei wichtige Punkte von dem Talk mitgenommen, die die disruptiven Bereiche des Fashion-Retails aufzeigen.
1. Technologien nutzen, um eine authentische Experience zu bieten
Neue Storekonzepte, die neue Technologien nutzen, wie zum Beispiel Amazons ’No Line, No Checkout’ Go-Store. sind derzeit in der Mache. Eine App trackt die Einkäufe, sodass Kunden bargeldlos über ihre Amazon-Accounts bezahlen können. Experten wie Richard Lamb sehen die Zukunft des Shoppens so. Die Frage, die sich stellt ist: Funktioniert das auch für Kunden, die die menschliche Interaktion suchen? Auch technische Probleme stellen einen Stolperstein in der Implementierung solcher Shoppingkonzepte dar. Amazon verschiebt aktuell die Eröffnung des Go Stores, da die Technologie, die das Personal an den Kassen ersetzen soll, noch nicht richtig funktioniert.
Eine weitere Retail-Technologie, die dem dem Handel Vereinfachung bieten kann, ist die eine die Dinge erkennen kann, die auf einen Tisch gelegt werden. So können Kunden mehr über den Artikel erfahren, ein mögliches Outfit an ihrem Körper sehen, oder den Kauf abschließen. Manche Läden haben sogar Umkleidekabinen, die per Knopfdruck von der Decke herabfahren. So entsteht ein authentisches Einkaufserlebnis für den Kunden, das ihm oder ihr Zeit spart. Oft werden diese neuen Technologien derzeit noch mit einem menschlichen Angestellten gekoppelt – ein logischer Schritt im Umrüsten auf neue Technologien.
Lamb glaubt, das personalisierte Kommunikation der Schlüssel zum Herzen der Konsumenten ist. Dies zeigt sich bei Händlern und Brands, die Soziale Medien wie Facebook und Instagram nutzen. Indem sie ihren Kunden Vorschläge und personalisierte Informationen unterbreiten, angepasst auf die Location des Kunden, können Händler Daten über Shopping-Gewohnheiten sammeln und Kunden animieren, mehr Artikel zu kaufen. Aber Händler sollten sich dieser Möglichkeit noch vorsichtig nähern, weil sie als als Eindringen in die Privatsphäre aufgefasst werden kann.
Trotz aller Skepsis: Stationärer Handel wird nicht obsolet. Shopping als Form der Unterhaltung, als spaßige Beschäftigung, die Erinnerungen kreiert, wird weiterhin bestehen bleiben und kann nicht komplett vom Online-Angebot abgelöst werden. Die Frage ist, wie nahtlos Händler die beiden Konzepte miteinander verschmelzen können.
2. "Technologie und Automatisierung werden den Handel niemals vollends übernehmen.“
Dennoch sollten Händler sich nicht zu stark auf technologische Hilfe setzen, insbesondere, wenn es um Kundenservice geht. Gerade dort kann Technologie schnell an ihre Grenzen stoßen. Dies zeigt das Beispiel des Kaufhauses Isetan in Japan. In seinem Talk hob De Vylder diesen Premium-Departmentstore für seinen unvergleichlichen Kundenservice hervor. Beerdigungs-Service, Schlafratgeber, Schuhberater und Kimono-Consultants stehen den Kunden dort unter anderem zur Verfügung.
Trotz des steigenden Anteils an Handelsinnovationen, bestätigte Lamb, dass „Technologie und Automatisierung den Handel niemals vollends übernehmen werden.“ Darüber hinaus hat auch nicht jeder Händler die Möglichkeit, seinen Laden mit jeder Technologie auszustatten, selbst wenn er wolle.
3. Technologie ist gar nicht überall und von allen gewünscht
Viele Händler und Kunden sind gar nicht an neuen Technologien interessiert. Einige Händler setzen sogar eher auf traditionellere Methoden, den Kunden zufrieden zu stellen. Auch einige Kunden wünschen sich einfach nur Interaktion mit menschlichen Beratern auf der Ladenfläche. „Es gibt in jeder Generation Menschen, die den digitalen Austausch ignorieren und stattdessen authentische Aufmerksamkeit bevorzugen“, so Lamb. Insbesondere die ältere Generation der Baby Boomer wünsche sich eher keine Veränderungen in ihren Lieblingsläden.
Wie dem auch sei, Händlern, die sich kategorisch neuen Entwicklungen verweigerten, kann es passieren, dass sie abgehängt werden. Amazon und andere digitale Giganten übernehmen den Großteil des Marktes, sodass am Ende vielleicht nur Fachhändler übrig bleiben. Lamb glaubt deshalb, dass der stationäre Handel der Zukunft ein Konzeptstore sein muss, um profitabel zu arbeiten. Einer, der seinen Kunden beim Besuch ein interessantes Erlebnis bietet –das wiederum kann stationär oder virtuell geschehen.
Fotos: FashionUnited