CIFF: Warum Beauty-Marken die Modemesse-Landschaft erobern
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Beauty ist ein Markt, der einer Studie von McKinsey & Company zufolge bis 2027 rund 580 Milliarden US-Dollar (rund 530 Milliarden Euro) erwirtschaften soll. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Modebranche begonnen hat, diese lukrative, aber stabile Branche zu entdecken, indem sie sie nicht mehr nur auslotet, sondern sich endgültig auf den Weg gemacht hat, um Marktanteile zu erobern.
Dies zeigt sich bereits auf den Modemessen, wo das Beauty-Segment zu einem Bereich von Interesse geworden ist und langsam als neue Kategorie eingeführt wird. Dies gilt insbesondere für die Copenhagen International Fashion Fair (CIFF), die vom 9. bis 11. August stattfand und eine führende Rolle bei der Förderung des Schönheitsmarktes in der bereits etablierten Messebranche spielt.
2023 war das erste Jahr, in dem der Beauty-Bereich ein fester Bestandteil der Veranstaltung wurde. Ursprünglich wurde sie als Teil der Show im Februar eingeführt, aber in dieser Saison bot sie nun eine viel größere Auswahl. An der SS24-Show nahmen etwa 20 Schönheitsmarken teil, die alle in der „Blanc“-Halle der CIFF untergebracht waren. Diese war ausschließlich der Beauty-Kategorie vorbehalten und direkt neben den Hauptbereichen, die sich auf Mode konzentrieren, gelegen. Bei der Präsentation ihrer Produkte hielten sich die meisten Marken an ein minimalistisches Thema, mit Ständen, die typischerweise eine klare Präsentation aufwiesen, die auch ihren Ansatz bei der Produktion widerspiegelten.
Warum Beauty und warum jetzt?
FashionUnited konnte im Laufe der Teilnahme an der CIFF die zunehmende Integration in die Mode und das wachsende Interesse am Bereich beobachten. In Gesprächen mit einigen der diesjährigen Teilnehmer:innen wurde deutlich, dass diese Beobachtung auf Gegenseitigkeit beruht. Woods Copenhagen, eine Marke, die dieses Jahr die Gelegenheit nutzte, neue Märkte zu erschließen und ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, erkannte den Wunsch der Modebranche, in diesem Bereich zu expandieren. Maria Dupont Simonsen, Verkaufsleiterin der Marke, erklärte gegenüber FashionUnited: „[Beauty] wächst, hier ist Geld zu holen. [Die Messen] haben so lange versucht, sie zu vermeiden, aber es ist eine sehr große Kategorie. Viele Lifestyle-Läden fangen an, Beauty zu berücksichtigen, um ein ganzheitlicheres Angebot zu bieten, um sie zu einer ganzen Kategorie zu machen, anstatt nur eine Marke auszuwählen, wie es Einzelhändler:innen normalerweise getan haben.“
Bei Bodyologist, einer 2021 gegründeten Marke, die zum zweiten Mal an der CIFF teilnahm, sah Mitbegründerin Charlotte Winther Nørlev eine Chance sowohl für die Mode- als auch die Beauty-Branche durch die Teilnahme letzterer. „Wir sehen viele natürliche Synergien zwischen den beiden Kategorien. Oft handelt es sich um dieselben Kund:innen, dieselbe Zielgruppe. Wenn man einen Plan für ein Kaufhaus entwirft, platziert man außerdem oft Accessoires, Wäsche und Beauty in einem zugänglichen Bereich, da sie einen schönen Einstieg für die Kundschaft darstellt, die in das Geschäft kommen, um dann auf den nächsten Ebenen zur Mode überzuleiten“, bemerkt Nørlev.
Wie bereits erwähnt, befindet sich auch die Schönheitsindustrie an sich derzeit im Aufschwung. Wahrscheinlich ausgelöst durch die Pandemie, in deren Verlauf die Gesellschaft absichtlich langsamer und umsichtiger wurde, ist ein Zustrom neuer, junger Hautpflegemarken auf den Markt gekommen. Dies war bei den Teilnehmenden der CIFF offensichtlich, von denen viele, wie Bodyologist, in den letzten Jahren mit einer neuen Perspektive auf das, was Schönheit bedeutet, entstanden sind. Dies hat dazu geführt, dass sich etablierte Unternehmen wie Raaw Alchemy des Umfelds, in dem sie tätig sind, und des steigenden Wettbewerbs sehr bewusst sind.
Die Gründerin und Inhaberin der Marke, Trice Angie Christiansen, war die erste aus der Branche, die in die CIFF-Liste aufgenommen wurde, und ist nun seit acht Jahren auf der Messe vertreten. Während sie sich anfangs auf Markenbekanntheit und Concept Stores konzentrierte, zieht Christiansen in letzter Zeit größere Kund:innen an, von Kaufhäusern bis hin zu internationalen Boutiquen, wobei die CIFF eine kosteneffiziente Lösung für die Kommunikation mit einer solchen Kundschaft darstellt.
„Die Umsätze im Beauty-Bereich steigen definitiv. Andere Läden versuchen ebenfalls, anders zu denken und herauszufinden, wie sie kleinere Produkte verkaufen können, die nicht so teuer sind wie Modeartikel, und gleichzeitig andere Kund:innen durch neue Preispunkte anziehen können, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Sie können ihre hochwertigen Marken beibehalten, aber auch andere Kund:innen mit günstigeren Produkten ansprechen. Es ist definitiv die Branche, in die man einsteigen sollte, aber es ist jetzt auch schwieriger, weil es so viele [Marken] gibt. Man muss einfach ganz vorne mit dabei sein“, fügte Christiansen hinzu.
Modebranche kann von in Beauty integrierter Nachhaltigkeit lernen
Da Raaw zuvor zwischen den Modemarken platziert war, hat Christiansen durch ihre lange Teilnahme an der Veranstaltung einen guten Überblick über die Dynamik in beiden Sektoren erhalten. Als sie nun unter ihresgleichen saß, erwähnte Christiansen einen der signifikanten Unterschiede, die sie feststellen konnte: „Ich spüre wirklich eine Veränderung in der Einstellung zwischen Beauty- und Modemarken. Es ist ein anderes Tempo. Bei Beauty geht es um Langsamkeit und darum, sich Zeit zu nehmen. Mode ist so schnell. [Die Modeaussteller:innen] waren immer nett zu mir, weil ich nicht ihre Konkurrentin bin, aber ich konnte dort definitiv eine Wettbewerbsstimmung spüren, die motivierend sein kann, aber in der Beauty-Branche helfen sich die Leute gegenseitig und tauschen Erkenntnisse oder Einkäufer:innen aus.“
Man kann auch nicht über den Unterschied zwischen Beauty und Mode sprechen, ohne den kontrastreichen Ansatz der Nachhaltigkeit zu betonen. Auf die Frage, worin sie den Vorteil der Beauty-Branche sehe, sagte Olga Bogdal, die Gründerin der drei Jahre alten Marke Bogna Skin, er liege in „der Kommunikation der Marke, der Geschichte dahinter und dem Bewusstsein der Kundschaft für Inhaltsstoffe und Materialien“. Sie fügte hinzu: „Beide Branchen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, aber in der Modebranche wird zuerst über Nachhaltigkeit nachgedacht, dann wird das Produkt auf der Grundlage der Materialien entwickelt. In unserem Fall wählen wir nur Inhaltsstoffe aus, die für die Umwelt unbedenklich sind, und entwickeln dann eine Rezeptur, die wirksam ist und die richtigen Ergebnisse bringt.“
Für die teilnehmenden Schönheitsmarken insgesamt ist Nachhaltigkeit ein klarer Wert, der nicht nur eine Überlegung oder eine Entscheidung ist, sondern in den Fasern ihres Daseins verankert. Von Anfang an waren solche Qualitäten zum Beispiel das Herzstück von Bodylologist. „Die Schönheitsindustrie legt mehr Wert auf die Umwelt und darauf, die richtigen Entscheidungen zu treffen - sie versucht sicherzustellen, dass man seinen Dreck wegräumt - und ich glaube, die Modebranche fängt gerade an, diese Denkweise aufzugreifen. Die Schönheitsindustrie ist da schon etwas weiter. Unsere Verpackungen und Produkte sind natürlich eine andere Kategorie, aber ich denke, die Denkweise ist etwas, das wir von einander lernen können“, kommentiert Nørlev.
Wohin kann die Einbeziehung von Beauty führen?
Für viele war die Teilnahme an der CIFF die erste Teilnahme an einer Fachmesse überhaupt. Andere wiederum waren eher mit den in der Branche bekannten Beauty-Veranstaltungen wie der Cosmoprof in Bologna oder der Olympia in London vertraut. Während das Interesse an der Teilnahme an solchen Veranstaltungen natürlich nicht nachgelassen hat, hat das Interesse an der CIFF Beauty-Marken ermutigt, über die Märkte hinauszudenken, in denen sie bereits einen festen Platz haben. Da Schönheit jedoch ein ganz anderer Ansatz ist als Mode, gibt es auch unterschiedliche Elemente zu berücksichtigen, um den Markt wirklich zu beleben. Die Bemühungen der CIFF, die Kategorie voranzutreiben, waren bereits zu erkennen: Die Direktorin der Messe, Sofie Dolva, führte potenzielle Einkäufer:innen regelmäßig durch den Bereich, und jeden Tag wurden neue Schilder aufgestellt, um die Besucher:innenzahl zu erhöhen.
In Wirklichkeit aber suchen viele dieser Marken einfach Einzelhändler:innen, die bereits über eine gewisse Erfahrung im Bereich Kosmetik und Hautpflege verfügen. Während allgemeine Partner wie Kaufhäuser und E-Tailer natürlich willkommen sind, sind es vor allem Nischenboutiquen und Concept Stores, die mit der Branche vertraut sind, an denen die Aussteller:innen interessiert sind. Dies trifft auf Unternehmen wie Bodyologist und Bogna Skin zu, die beide Produkte mit aktiven oder komplexen Wirkstoffkombinationen anbieten, die es erforderlich machen, dass Fachhändler:innen eher als informative Anlaufstellen für die Endverbraucher:innen fungieren. Nørlev von Bodylogist merkte an: „Es ist sehr wichtig, dass [die Händler:innen] über die richtigen Fähigkeiten verfügen, um die Verbraucher:innen über die Verwendung [unserer Produkte] zu unterrichten und zu informieren. Es ist also wichtig, dass sie einen gewissen Hintergrund im Bereich Hautpflege haben.“
Außerdem ist es unerlässlich, die Unterschiede zwischen Mode und Beauty zu berücksichtigen, wenn man mit den Aussteller:innen in Kontakt tritt und eine Beziehung zu ihnen aufbaut. Diejenigen, die eine Teilnahme an der CIFF in der nächsten Saison planen, hoffen auch auf eine stärkere Verflechtung mit den Modekategorien, um einen besseren Kund:innenfluss und eine größere Sichtbarkeit zu erreichen. Woods' Simonsen betonte: „Wenn es um Kleidung und Marken geht, gibt es neue Saisonen, neue Farben, alles ist neu. Bei Schönheitsprodukten ändern wir vielleicht die Verpackung oder bringen neue Produkte auf den Markt, aber die ganze Geschichte bleibt bei jeder Messe gleich. Um die Messe für uns noch interessanter zu machen, brauchen wir die Unterstützung der CIFF oder anderer Messen, um den Raum noch attraktiver zu gestalten. Dinge wie Vorträge ziehen wirklich viele Leute an, weil sie uns die Möglichkeit geben, eine Geschichte zu erzählen und die Kategorie vorzustellen“.
Bei Woods wird eine Markterweiterung angestrebt, die nach Ansicht von Simonsen auf der Messe in naher Zukunft noch deutlicher werden könnte. Unter Bezugnahme auf frühere Ausgaben der CIFF bemerkte sie: „Die Accessoires-Abteilung ist jetzt ein Teil der Modemesse geworden, und ich denke, dass [Beauty] das neue ‘Accessoire’ sein wird. Dieser Bereich wird nur wachsen. Es ist erst das zweite Mal, dass wir hier ausstellen, also entwickelt sich alles noch. Ich denke, in fünf Jahren wird [Beauty] eine ganze Halle für sich sein. Ich hoffe, dass wir mehr in die Mode integriert werden können. Die meisten Besucher:innen sind aus diesem Grund hier, und wenn sie ein bisschen Geld übrig haben, kommen sie zu Beauty. Es wäre schön, mehr im Mittelpunkt zu stehen, denn wir sind nur eine Unterkategorie für das, wofür [die Kund:innen] eigentlich hier sind.“
Der Standort der CIFF ist auch ideal für jüngere Marken, die nicht über die Logistik oder die finanziellen Mittel verfügen, um an Messen außerhalb des Landes teilzunehmen, aber dennoch mit internationalen Einkäufer:innen sprechen wollen. Dieser Punkt wurde von Nanna Louise Haagen Olesen, COO von Inuacare, hervorgehoben, die hinzufügte, dass es die Aufgabe der Marke sei, strategische Partnerschaften über die Grenzen hinweg aufzubauen, insbesondere mit dem Premium-Einzelhandel.„Die CIFF bietet uns die Möglichkeit, einige dieser Einzelhändler:innen zu treffen. Als kleine Marke hat man manchmal nur begrenzte Ressourcen, so dass man wirklich Prioritäten setzen muss. Das ist eine großartige Gelegenheit, die eigene Marke zu sehen, zu fühlen und anzufassen, aber auch, um einfach seine Geschichte zu erzählen,“.
Eines ist jedoch sicher: Schönheitsmarken streben eine breitere Beteiligung an ähnlichen Veranstaltungen an, da sie auch ihre Reichweite vergrößern wollen. Bogna beispielsweise hat den britischen Markt im Visier und möchte dort möglicherweise an Messen teilnehmen. Die Gründerin des Unternehmens sagte: „Es ist wichtig, die Leute persönlich zu treffen, und im Moment finden [diese Messen] online statt. Ich bin Wissenschaftlerin und Architektin, daher ist es wichtig, die Menschen kennenzulernen und ihnen das Wesen der Marke näher zu bringen. Persönlich ist es für uns viel einfacher. Man spürt ihre Energie und weiß, ob jemand die Marke versteht. Ich finde, es sollte mehr Veranstaltungen wie diese geben.“
Diese Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.