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CIFF-Direktorin Sofie Dolva: „Wir müssen uns als Start-up sehen“

Von Rachel Douglass

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Messen |Interview

Sofie Dolva, Direktorin der Copenhagen International Fashion Fair. Bild: CIFF

Die Messesaison ist in vollem Gange, und Marken wollen ihre neuesten Produkte für die Saison SS24 vorstellen. Auch die Messen sind bestrebt, ihr Angebot mit jeder Saison weiterzuentwickeln. Dies gilt insbesondere für die Copenhagen International Fashion Fair (CIFF), die dieses Jahr vom 9. bis 11. August parallel zur Copenhagen Fashion Week stattfindet.

Diese Ausgabe der CIFF, die traditionell im Bella Center stattfindet, wird die erste sein, bei der der frühere Konkurrent Revolver vollständig in den Betrieb integriert wird, nachdem die Messe im Januar dieses Jahres übernommen wurde. Dies war einer der ersten wesentlichen Schritte unter der neuen CIFF-Direktorin Sofie Dolva, die im August 2022 in dieses Amt berufen wurde und mit dem Auftrag kam, die Messe in eine neue Richtung zu lenken.

Im Vorfeld der kommenden Saison sprach FashionUnited mit Dolva über die Übernahme selbst, die Bedeutung für die Messe und den aktuellen Stand des skandinavischen Marktes.

Die größte Neuigkeit in Bezug auf die kommende Ausgabe ist, dass Revolver zum ersten Mal vollständig in die CIFF integriert wird. Wie ist dieser Prozess bisher verlaufen?

Das hat meine Erwartungen übertroffen. Es ist immer schwierig, wenn man zwei Kulturen und Konkurrenten zusammenführt, aber wir waren gut vorbereitet; die Teams beider Organisationen haben sich gut eingefügt. Wir haben einige Zeit damit verbracht, uns wirklich kennen zu lernen. Das hat viel damit zu tun, zwei unterschiedliche Visionen und Wege zusammenzubringen. Wir mussten sehr schnell einen gemeinsamen Weg finden, während wir uns gegenseitig kennenlernten. Die Märkte waren seit Oktober letzten Jahres auch sehr dynamisch, aber ich denke, dass die Fusion insgesamt recht gut verlaufen ist, trotz aller Herausforderungen, die wir erwartet hatten.

Welchen Herausforderungen standen Sie gegenüber, als Sie die beiden Messen miteinander verbanden?

Natürlich gab es eine Menge praktischer Herausforderungen. Wir haben jetzt so viele Marken, dass wir das gesamte Konzept und die Flächenaufteilung der CIFF überdenken mussten, was leichter gesagt als getan ist. Während sie früher auf drei bis vier verschiedene Veranstaltungsorte verteilt war, haben wir jetzt alles an einem Ort versammelt. Die Herausforderung bestand also darin, die Veranstaltung auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern trotzdem klein und gemütlich zu gestalten.

CIFF-Ausgabe Januar 2023. Bild: CIFF

Bei der letzten Ausgabe wurde auch der Beauty-Bereich in die Messe aufgenommen. Welche Überlegungen standen hinter der Entscheidung, diesen Bereich hinzuzufügen?

Da ich aus der Beauty-Branche komme, sehe ich das Potenzial und die Lücke, denn immer mehr Einzelhändler:innen haben sich bereits für Beauty und Lifestyle geöffnet. Es gibt viele Marken, die diese Synergien bereits haben, und andere wollen in den Beauty-Bereich expandieren. Ich dachte, es wäre sinnvoll, diesem einen eigenen Bereich zu widmen. Hinzu kommt, dass Skandinavien und der Norden im Bereich Schönheit und ‘Clean Beauty’ wirklich herausragend sind.

Um auf den informativen Aspekt zurückzukommen: Ich denke, Mode- und Kosmetikmarken könnten in ihrer Denkweise voneinander lernen, sowohl bei den Produkten als auch bei der Art und Weise, wie sie ein Unternehmen führen. Wenn man sich die Schönheitsindustrie anschaut, hat sie nicht wirklich die Plattform, die man in der Modebranche hat. Das Niveau ist nicht so hoch. Deshalb haben wir diesen kuratierten Bereich eingerichtet, in dem zunächst nur skandinavische Marken ihren Zweck, ihre Inhaltsstoffe, ihre Produkte und ihre Gedanken zur Nachhaltigkeit vorstellen konnten. Im August werden wir den Bereich um einige internationale Marken erweitern, aber wir halten ihn recht klein, denn die Mode ist natürlich immer noch der Hauptaspekt.

Haben Sie auch Feedback von den bisher teilnehmenden Kosmetikmarken erhalten?

Die Marken waren sehr zufrieden. Sie hatten großes Glück, dass viele von ihnen während der Veranstaltung tatsächlich einige Aufträge erhielten. Wenn man zum ersten Mal an einer Messe teilnimmt, kommt es nicht oft vor, dass man ein neues Einzelhandelsunternehmen gewinnt. Sie haben auch ihr Netzwerk mit anderen Einzelhändler:innenn aufgebaut, an dem sie arbeiten. Für mich war es sehr wichtig zu sehen, dass sie sich gegenseitig unterstützt und eine Gemeinschaft aufgebaut haben. Ich höre immer noch, dass sie sich weiterhin treffen und sich gegenseitig helfen, wie es Einzelhändler:innen oder Akteur:innen der Lieferkette tun.

Gibt es weitere neue Elemente, die wir dieses Jahr auf der CIFF sehen werden?

Wir haben wirklich versucht, die Dinge ein wenig aufzumischen und es anders zu machen als in der Vergangenheit, denn jetzt kommen alle Revolver-Marken hierher, also versuchen wir, mit dieser Ausgabe mehr zu zeigen, und hoffentlich noch mehr mit der nächsten. Dieses Mal werden wir mit Fos zusammenarbeiten, einem modernen Installationskünstler, der schon einmal mit Celine an einer Show gearbeitet hat. Er wird in jeder Halle eine andere Installation zeigen, die sich mit unserem Denken über Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Er wird Stoffe verwenden, die er bei der Celine-Show verwendet hat, und sie auf neue Weise interpretieren.

In dieser Saison werden wir auch kleine Pop-ups und Installationen vorstellen. Maria Black, eine dänische Schmuckdesignerin, wird zum Beispiel einen Piercing-Wagen haben. Und in unserer zentralen Halle werden wir Food-Pop-ups mit dänischen Restaurants sowie Wein- und Cocktailbars veranstalten. Es wird auch mehr Naturbereiche geben, um die Veranstaltung inspirierender zu gestalten und das Gemeinschaftsgefühl zu fördern.

CIFF-Ausgabe Januar 2023. Bild: CIFF

Am Montag werden wir auch unsere große CIFF Fashion Experience eröffnen, bei der wir viele Aussteller:innen vertreten, jedoch auf eine Weise, die sich an Verbraucher:innen richtet, um sie auf eine andere Art zu präsentieren, als man sie normalerweise sehen würde.

Was die dänische Modeszene insgesamt angeht, so ist Kopenhagen dafür bekannt, dass es in seiner Branche für „echte Inklusivität“ steht. Ist dies etwas, das Sie auch innerhalb und während der CIFF zu zeigen versucht haben?

Inklusivität ist in unserer Denk- und Arbeitsweise fest verankert, und das schon seit langem. Wir denken nicht groß darüber nach oder haben verschiedene Kriterien, um sie durchzusetzen; sie ist einfach ein Teil von uns. Sie ist tief in unserer Kultur verwurzelt.

Gibt es noch andere Themen, die Sie in der dänischen Modebranche derzeit beobachten können?

Wir sind gut darin, neue Designer:innen in Bezug auf kreislauffähige Mode auszubilden, und jetzt sehen wir, dass viele dieser Designer:innen Unternehmen gegründet haben, die dabei sind, sich zu etablieren. Wir sehen auch, dass populärere skandinavische Marken weniger über saisonale Kollektionen nachdenken und stattdessen neue Wege beschreiten. Sie werden immer besser darin, ihre Gemeinschaft über Dinge wie die Behandlung von Stoffen und Kleidung aufzuklären, um deren Lebensdauer zu verlängern.

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihrer Meinung nach Marken und Einzelhändler:innen derzeit in der Modebranche?

Das gilt nicht nur für die dänische Modeindustrie, sondern wir sehen, dass viele Marken zu kämpfen haben, weil Einzelhändler:innen nur noch halb so viel bestellen wie früher. Sie reduzieren wirklich ihre Lagerbestände. Immer mehr von ihnen versuchen auch, als reine Wiederverkaufsplattformen zu fungieren, und wälzen ihre Lagerprobleme auf die Marken ab, was für diese ein großes Problem in Bezug auf ihren Cashflow darstellt.

Was ist Ihre Vision als Neueinsteigerin für CIFF und die Branche insgesamt?

Was die Organisation betrifft, so war mein erster Wunsch, sie wirklich neu aufzustellen. Was wir in der Vergangenheit gemacht haben, während der Pandemie, war schwer auszulöschen, aber jetzt fangen wir wieder von vorne an. Auch wenn wir zu einem großen Unternehmen gehören, müssen wir uns wirklich als Start-up sehen, denn in der Branche muss man sehr flexibel sein.

Zweitens müssen wir anfangen, uns vorzustellen, wie die Zukunft der Messe aussehen soll. Der Kern ist natürlich die Bestellplattform, aber wir müssen noch mehr hinzufügen, um ein besserer Partner für unsere beiden Arten von Kundschaft zu sein: Marken und Einkäufer:innen. Wir müssen ein 360-Grad-Geschäftspartner sein, nicht nur zweimal im Jahr zur Modewoche, sondern das ganze Jahr über. Ich habe damit begonnen, verschiedene Kompetenzen in der Organisation zu etablieren, und versuche mit kleinen Schritten, den Community-Bereich aufzubauen und mehr ein Medienpartner zu sein, der unser eigenes Netzwerk nutzt.

Was die Branche angeht, so habe ich von Anfang an direkt gesagt, was ich suche. Von außen betrachtet, ist es wirklich klar, dass die Branche nicht sehr integrativ ist. Neue Marken oder auch etablierte Marken, die nicht zum inneren Kreis gehören, haben es schwer, sich zu etablieren. Das ist eine meiner größten Prioritäten, nämlich zu versuchen, die Branche stärker einzubeziehen, sowohl mit dem Gemeinschaftsgefühl als auch mit der Aussage, dass man sich gegenseitig mehr wie Kolleg:innen behandeln und einander helfen muss. Das ist auch der Grund, warum ich bei meiner ersten Ausgabe die CIFF Fashion Experience ins Leben gerufen habe, um all die fantastischen Marken zu präsentieren, die gute Einnahmen haben, aber in den Medien nicht viel erwähnt werden. Sie werden von einer Mehrheit des Verbraucher:innenmarktes geliebt, also macht es Sinn, sie noch mehr hervorzuheben. Ich möchte diese Mentalität wirklich fördern.

CIFF-Ausgabe Januar 2023. Bild: CIFF

Diese Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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