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Chic Shanghai setzt auf die Begegnung zwischen Showroom und Märkten

Von Isabella Naef

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Mit einer Besucherzahl von 65.722 ist am Freitag, den 13. Oktober, die dritte Herbstausgabe der Chic Shanghai zu Ende gegangen. Die Messe findet seit 1993 in China statt, anfangs jedoch einmal im Jahr. Die Besucherzahl an der Chic (Akronym für China International Clothing and Accessories Fair) hält sich im Wesentlichen die Waage mit der des vergangenen Jahres 2016, bei der die Besucherzahl bei 65.714 lag.

An der Messe nahmen 850 Aussteller teil, überwiegend aus China. An den Ständen lagen wenige Kataloge aus, dafür konnten Besucher sich in jedem Ausstellungsraum mit dem QR-Code alle Informationen der Marken direkt über WeChat herunterladen. WeChat ist das soziale Netzwerk, das von allen chinesischen Unternehmen zur Kommunikation eingesetzt wird.

Zur Messe waren auch 13 italienische Firmen angereist, die rund zwanzig italienische und 6 französische Marken präsentierten. In den gedrängt vollen Ausstellungshallen des National Exhibition and Convention Center fehlte es auch nicht an koreanischen Marken, wie die Modemarke KimChulUng Mode. Kürzlich hatte diese ihre Modelle auf den Laufstegen der Modewoche in Seoul präsentiert. Wie der Kreativdirektor des Modelabels, KimChulUng, im Gespräch mit FashionUnited erläuterte, will das Label auch demnächst an der Fashion Week in New York teilnehmen und bereitet sich mit seinen Kleidungsstücken aus Kaschmir und seinen Faltenröcken in Tartan-Mustern auf seinen ersten Auftritt in Europa vor.

Chic Shanghai hat mit einer Besucherzahl von 65.722 abgeschlossen

Und Innovation ist es auch, worauf die Marken setzen müssen, wenn sie ins Ausland wollen, wie Chen Dapeng, der Vizepräsident der China National Garment Association und Direktor von Chic, der FashionUnited erläutert. „Chic bleibt eine Plattform, die sich den Modemarken widmet, die hauptsächlich auf den chinesischen Markt setzen. Aber Marken, die ins Ausland wollen, müssen in Kreativität und Innovation investieren. Sobald sich die Firmen eine Internationalisierung als Ziel setzen, müssen sie überprüfen, ob sie dafür tatsächlich geeignet sind”, erklärte Herr Chen.

Wie es scheint, sind momentan viele an den Modemessen in China teilnehmende chinesische Firmen noch dabei, sich zu strukturieren, um sich auch über die Grenzen des Landes hinaus zu entwickeln. Nach offiziellen Zahlen gibt es in China circa hunderttausend größere Firmen in der Textil- und Modeindustrie, mit insgesamt etwa 90 Millionen Mitarbeitern.

Chic hatte junge chinesische Talente im Impulse-Bereich zu Gast

Die größeren Firmen bieten sich, auch wenn sie eigene Modemarken produzieren, hauptsächlich als Lieferanten auf fremde Rechnung an. Die jungen Marken, von denen viele von Designern gegründet wurden, die ihr Studium in den traditionsreichen europäischen Schulen absolviert haben, verfügen zwar durchaus über Kreativität und innovative Ideen, aber nicht über die finanziellen Mittel und die passende Unternehmensberatung, um sich auf anderen Märkten positionieren zu können. Das sagt zum Beispiel die junge Designerin, die ‚Art On’ auf den Markt gebracht hat, ein neues chinesisches Label, das mit klassischen Trenchcoats auf den Markt kommt, ebenso wie Lu JoeNotthingham. Letzteres hat seinen Namen von seinem Gründer erhalten, einem Designer, der sein Modestudium in Nottingham abgeschlossen hat. Beide Marken befanden sich im Impulse-Bereich der Chic, einem Bereich, der vielversprechenden Talenten made in China gewidmet ist.

So haben die Unternehmen in China Mühe, die Landesgrenzen zu überschreiten, mit Ausnahme einiger weniger - zum Beispiel Guangzhou Zhuofeng Clothing, eine bereits die bekannte Kette, die unter anderem Primark beliefert und auch auf der Chic mit einigen Denim-Linien anwesend war. Ausländischen Marken, auch die italienischen, scheinen hingegen keine Hemmungen zu haben, Kurs auf den chinesischen Markt zu nehmen.

Laut Monitor Altagamma, einer von Bain & Company in Zusammenarbeit mit Altagamma entwickelten Meinungsstudie zu den Weltmärkten, soll der weltweite Luxusgütermarkt im Jahr 2017 auf 254 bis 259 Milliarden anwachsen. Dies entspricht einer konstanten Wachstumsrate zwischen 2 und 4 Prozent, die hauptsächlich durch die chinesischen Verbraucher sowohl auf dem heimischen Markt als auch im Ausland sowie den zunehmenden Käufen in Europa angekurbelt wurde.

Chinesische Partner vor Ort zu finden, scheint derzeit einer der beliebtesten Wege für ausländische Brands zu sein, die in China Fuß fassen wollen. Das liegt unter anderem daran, dass die Chinesen aufgrund von Fälschungen dem Onlinehandel mit Luxusgütern misstrauen, obwohl China eigentlich der größte Online-Einzelhandelsmarkt ist (543 Milliarden für Produkte in allen Segmenten). Laut der in Partnerschaft mit McKinsey&Company verwirklichten Studie ‚Altagamma Digital Luxury Experience’ – Dle3 (ecommerce, experience und enterprise), beabsichtigen nur 16 Prozent der chinesischen Kunden im Segment Luxusgüter ihre Online-Einkäufe im kommenden Jahr zu steigern.

„Die chinesischen Verbraucher werden immer interessierter und selektiver“ betont Chen Dapeng

Die jungen Chinesen oder Millennials, wie sie auch genannt werden, sind auf der Suche nach immer anspruchsvolleren Einkaufserlebnissen. Sie suchen individualisierte, ihren speziellen Wünschen angepasste Modeteile: „Die chinesischen Verbraucher werden immer interessierter und selektiver und suchen nicht mehr nach dem Logo oder der Marke. Sie sind auf der Suche nach Individualität, legen aber zugleich mehr Wert auf Nachhaltigkeit“, betont Chen Dapeng.

Die europäischen Marken rüsten also auf, um diesen Markt in Angriff zu nehmen, wie es die Entstehung von Modemessen wie die ‚Milano Unica Shanghai’ und das Debüt von ‚Style Routes to Shanghai’ zeigen. Eine Plattform, deren Konzept in Zusammenarbeit von Confartigianato Imprese und der italienischen Messe White Milano entstand und von der italienischen Handelskammer unterstützt wird, um die Internationalisierung von Made in Italy zu fördern. Bereits seit geraumer Zeit besteht dagegen die bewährte Partnerschaft der EMI, der Agentur für italienische Mode, die seit einigen Jahren die italienischen Modefirmen zu den Märzausgaben der Chic gebracht hat. Bei der gerade beendeten Veranstaltung waren insgesamt rund zwanzig italienische Marken in der Messehalle für Italian Fashion zu finden.

Herr SunGuowei: „Wir versuchen, internationale Showrooms und Käufer anzulocken.“

Schon seit längerer Zeit exportiert das chinesische Unternehmen Famory seine Produkte, insbesondere in die USA, nach Europa und Südasien. Das Unternehmen setzt auf Mode aus Seide mit Handstickereien, die von der traditionellen chinesischen Kleidung inspiriert wird. Gegründet im Jahr 1955, hat sich das Unternehmen auch über die Landesgrenzen hinaus entwickelt, zumindest teilweise dank dem chinesischen Sprichwort „Ein Chinese vermählt sich in chinesischer Kleidung“.

Um exportieren zu können, ist es allerdings erforderlich, auch internationale Käufer anzuziehen. “Wir haben darauf hingearbeitet, internationale Showrooms und Käufer anzulocken“, erklärte Herr SunGuowei, General Manager der China World Exhibitions, gegenüber FashionUnited. Herr Sun erläuterte, dass sich die Organisatoren der Messe unter anderem auch deshalb in diese Richtung bewegen, weil der chinesische Markt dabei ist, sich zu verändern. Das Händlernetz wendet sich zwar langsam, aber immer mehr der Mehrmarkenstrategie zu. „Der Wettbewerb im Modesektor zwingt die Modehäuser dazu, die Qualität zu verbessern und nach Händlern in der ganzen Welt zu suchen. Aber auch ausländische Unternehmen, die wachsen wollen, sind auf der Suche nach verlässlichen Partnern.“ Deshalb soll es bei der nächsten Ausgabe der Chic reichlich Begegnungen zwischen den teilnehmenden Marken und den Vertretern der Showrooms geben.

Foto: Chic, credit FashionUnited

chendapeng
Chic Shanghai
China National Garment Association
China World Exhibitions