Beyond Fashion Berlin: Ein Besuch bei der neuen grünen Modemesse
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Die neue nachhaltige Modemesse Beyond Fashion fand in der vergangenen Woche zum ersten Mal in Berlin statt. Die Ausstellenden zeigten sich am letzten Tag zufrieden und haben sich bereits für die kommende Ausgabe im Sommer angemeldet.
Wer die Reise in die Atelier Gardens während der Berliner Modewoche auf sich nahm, kam auf eine kleine, aber ausgesuchte, grüne Messe mit beinahe 40 Marken. Die Stimmung auf dem Gelände am ehemaligen Flughafen Tempelhof war merklich gelassener als auf den großen Messen Premium und Seek, die insgesamt 500 Marken zählten, darunter 100 auf Nachhaltigkeit fokussierte. Es war beinahe eine Wohlfühlatmosphäre – entspannt, kollegial und offen.
Aber nicht nur Einkäufer:innen von grünen Modeläden besuchten die Messe, auch einige aus den konventionellen Handelsunternehmen kamen vorbei.
„Angelo’s aus Hamburg waren die ersten Kunden um neun Uhr morgens am Dienstag, das war für mich ein super Start”, sagte Sarah Schulze. „Wir hatten viele klassische Kaufhäuser da. Es war nicht die Mehrzahl, aber alle waren neugierig.” Sie ist Eigentümerin von Good Lux Agency und vertritt auf der Messe Marken wie Inti Knitwear, Lana und Cossac. Sie hat mit vielen Kund:innen aus dem norddeutschen Raum Termine vor der Messe vereinbart, auch direkt zum Ordern. Insgesamt schätzt sie, dass sie bis zu 50 Gespräche in drei Tagen geführt hat, 18 Ordern hat sie geschrieben und davon waren sechs von neuen Kund:innen.
“Keine Konkurrenzsituation”
Beyond Fashion Berlin wurde im vergangenen Jahr von ehemaligen Aussteller:innen der grünen Modemesse Neonyt, wie Schulze, ins Leben gerufen. Die Neonyt findet nicht mehr in Berlin statt, aber nun in Paris und Düsseldorf. Doch einige Ausstellende fühlten auch das Bedürfnis nach einer eigenen Veranstaltung, nachdem sie sich auf den konventionellen Berliner Messen nicht gut repräsentiert fühlten.
„Wir wollten keine Konkurrenzsituation zur Premium oder Seek schaffen”, sagt Schulz. Aber durch den Wegfall der Neonyt sei der grünen Modebranche und Community die Basis weggebrochen, wo sich Brands, Retailer und Agenten treffen könnten. Die Besonderheit in der nachhaltige Modewelt, sei, dass viele sehr eng zusammenarbeiten und freundschaftlich verbunden seien. „Wir brauchen diesen Austausch. Gerade nach den letzten Jahren, die so schwierig für uns alle waren, fanden wir es wichtig zusammenzurücken und uns gegenseitig auszutauschen”, fügt sie hinzu.
Auch die hohen Standmieten der großen Messen seien stets ein Thema für die grünen Modelabels gewesen, deren Margen keine großen Marketingausgaben für Messen erlaubten, so Schulze. Auf der Beyond Fashion Berlin sind die Preise günstiger, der Quadratmeter kostet 250 Euro. Dieser Umstand bedeutet aber auch, dass zahlreiche grüne Messen und ihre Ableger für viele Labels finanziell schwer zu stemmen sind.
Viel Neukundschaft
Am Donnerstagnachmittag beginnen einige Stände kurz vor 15 Uhr schon mit dem Abbau. Die Messe endet am letzten Tag etwas früher, weil viele im Anschluss weiter zur Fachmesse Innatex bei Frankfurt weiterfahren. Dementsprechend ist es auch schon recht leer auf der Messe, die letzten Besuchenden schreiben noch eine Order an manchen Ständen, andere holen ihre Koffer von der Rezeption ab.
„Die Frequenz war nicht besonders hoch, aber die Qualität der Besucher:innen war super. Jeder, der hierher gekommen ist, wollte hierher, weil die Anbindung nicht einfach gewesen ist“, sagte Martin Hoben, Vertriebsmanager und Geschäftsführungsmitglied bei der Berliner Bekleidungsmarke Blutsgeschwister. Von den zwanzig Interessenten, die er gesprochen hat, werden voraussichtlich 15 als Kund:innen neu aufgenommen.
Für die HW23-Ordersaison geht er von einem Pari aus. „Wir haben momentan in unseren stationären Läden bessere Umsätze als vor Corona, der Handel über die Onlineshops ist etwas runtergegangen auf ein normales Niveau, aber mehr als 2019“, sagt Hoben. Neben der Beyond Fashion Berlin zeigt das Label noch auf der Modemesse Who’s Next in Paris und der Intersport in Heilbronn. Hoben wünscht sich für die Zukunft am liebsten einen Standort für alle Messen in Berlin, um es Einkäufer:innen leichter zu machen. Aber eine klare Abgrenzung der Marken, die es ernst meinen, zu den anderen sei wichtig.
„Ich habe ganz viele Läden kennengelernt, die ich vorher als Ökotante selbst kannte“, sagte Anna Stelmaszewska. Sie hat im Dezember ihr eigenes nachhaltiges Modelabel Wolf Mothers nach vielen Jahren in der Berliner Start-up-Szene gegründet. Insgesamt schätzt sie, dass sie bis zu zwölf Gespräche mit Einkäufer:innen hatte. Geordert hat noch niemand, aber das hat sie auch von ihrer ersten Messe nicht erwartet. „Es ist eine liebevolle Gemeinschaft, die Besucher:innen waren alle super lieb und unglaublich hilfsbereit.”
Alle Ausstellenden der ersten Ausgabe haben bereits für die zweite Edition im Sommer zugesagt, bestätigt Sarah Schulze, die auch Mitinitiatorin der Messe ist. Und darüber hinaus haben sich noch vier zusätzliche Interessenten angemeldet.