• Home
  • Nachrichten
  • Messen
  • Aufstrebende Technologien und Lieferketten-Innovationen: Einblicke von der PI Apparel Medellín

Aufstrebende Technologien und Lieferketten-Innovationen: Einblicke von der PI Apparel Medellín

Von Vivian Hendriksz

Wird geladen...

Scroll down to read more

Messen

PI Apparel Medellin Bild: PI Apparel Medellin

Inmitten der Marmorböden und des Plüschs von Medellíns Internationalem Hotel in El Poblado, Kolumbien, kamen am 18. und 19. Oktober wichtige Marken, Einzelhändler:innen und Hersteller:innen aus den USA und Südamerika zusammen, um an der jüngsten Ausgabe der PI (kurz für Produktinnovation) Apparel Medellín teilzunehmen.

Umgeben von den Anden, Palmen und viel Sonnenschein war der Veranstaltungsort die ideale Kulisse für die zweite Ausgabe der Konferenz. Fachleute in Anzügen, geblümten Kleidern und Leinenanzügen strömten mit einem Kaffee in der Hand herbei, um mehr darüber zu erfahren, welche Technologien und Praktiken das Gesicht der kolumbianischen Modebranche prägen werden.

Beim Betreten der Haupthalle wurde das Thema der diesjährigen Konferenz sofort deutlich - wie neue Technologien die Produktions- und Lieferketten in der Modeindustrie verändern. Während der gesamten Veranstaltung erkundeten die Teilnehmer:innen die digitale Entwicklung der lateinamerikanischen Modebranche an Ständen wie CLO, einer führenden 3D-Designsoftware, und Swatchbook, einer cloudbasierten Materialplattform. Aufschlussreiche Vorträge von Branchenführer:innen wie Tiffany Radon von Carhartt und Isaac Korn von Perry Ellis International beleuchteten die Auswirkungen neuer Technologien und ihr Potenzial zur Förderung der globalen Zusammenarbeit.

PI Apparel Medellín: wo Mode auf Innovation trifft

Bild: PI Apparel Medellin

Da mehrere US-amerikanische Delegierte in der Nacht zum Dienstag zur Konferenz einflogen, überrascht es nicht, dass Kolumbien als nächstes großes Nearshoring-Zentrum für die USA ins Auge gefasst wird. Die lokale Textil- und Bekleidungsindustrie trägt etwa 7,7 Prozent zum kolumbianischen industriellen Bruttoinlandsprodukt bei, wobei der Sektor in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum verzeichnen konnte. Innovationen spielen eine Schlüsselrolle für dieses Wachstum, was sich zum Beispiel am neuesten Stoff von Fabricato zeigt. Der führende Textilhersteller mit Sitz in Bello konnte 2017 die endgültige Schließung des Unternehmens verhindern und investiert nun in neue, innovative Stoffe, die den aktuellen Branchen- und Verbraucher:innentrends entsprechen.

Auf der PI Apparel stellte Francisco Mejia Azcarate, Textilberater von Fabricato, die neueste Innovation des Unternehmens vor - einen Stoff aus der Faser von Ananasblättern, die aus lokalen Ananasabfällen gewonnen werden. Das neue Baumwoll- und Ananasgewebe von Fabricato, das mit Leinen vergleichbar ist, wird aus Pre-Consumer- und Post-Consumer-Abfällen hergestellt und erregte während der zweitägigen Veranstaltung große Aufmerksamkeit bei heimischen Marken, die viele Fragen stellten.

„Die mehr als 100-jährige Tradition des Landes in Kombination mit modernster Technologie, Innovation und nachhaltigen, umweltfreundlichen Praktiken sind nur einige der Merkmale, die die Stärke unserer Textilindustrie zeigen und Kolumbien zu einem Maßstab für Design, Produktion und Vertrieb machen“, sagte Carmen Caballero, Präsidentin von ProColombia, einer Regierungsbehörde der kolumbianischen Exekutive, die für die Förderung nicht-traditioneller kolumbianischer Exporte zuständig ist, in einer Erklärung.

Kolumbien könnte nächstes Nearshoring-Zentrum der USA werden

Bild: PI Apparel Medellin

Zu den Ausstellenden gehörte auch Clothing Tech, ein in Austin, Texas, ansässiges Software-Startup, das bahnbrechende 3D-Technologien einsetzt, um den Bekleidungsdesign- und -verkaufsprozess zu transformieren, um auf die Stärke der lokalen Textilindustrie aufzubauen. „Wir hatten viel Erfolg mit der Teilnahme an Veranstaltungen wie dieser, konnten wichtige Beziehungen aufbauen und neue Kontakte in der Branche knüpfen“, stellte Chief Commercial Officer Mark Goblirsch während der Veranstaltung fest. „Der Gründer unseres Unternehmens, William Wilcox, stammt nicht aus der Modebranche. Unser Unternehmen ist daher nicht in der Modebranche verwurzelt, also gehen wir zu Veranstaltungen wie dieser, um diese Brücken zu bauen und zu sehen, welche anderen Innovationen es auf dem Markt gibt.“

Als Teil eines Joint Ventures mit Hexagon und anderen Investor:innen kann die Software von Clothing Tech die Zeitspanne vom Produktkonzept bis zur Produktion drastisch verkürzen und gleichzeitig Kund:innen ein virtuelles Anprobeerlebnis über Web- oder Mobilplattformen mit Hilfe von 3D-Technologie bieten. Goblirsch ist in erster Linie auf der Suche nach Kontakten zu kleineren Marken, die von der Nutzung des 3D-Designs in ihrem gesamten Betrieb profitieren könnten, oder zu größeren, etablierten Marken, die daran interessiert sind, ihre Software zunächst in ein bis zwei Kategorien zu implementieren, wie zum Beispiel Hosen für Männer oder Röcke für Frauen. Das Unternehmen zieht eine positive Bilanz der PI Apparel und des anhaltenden Wachstums von Clothing Tech in neuen Märkten. „Wir haben ein großes Interesse von Marken aus dem In- und Ausland erhalten und wurden bisher sehr positiv aufgenommen“, fügt Wilcox hinzu.

Networking, Innovationen und Partner:innen entlang der Lieferkette spielen bei PI Apparel Medellín eine wichtige Rolle

Bild: FashionUnited

Aus Gesprächen mit anderen Teilnehmer:innen ging hervor, dass die Stimmung überall gleich sei. „Ich bin zum ersten Mal auf der PI Apparel Medellín, aber ich habe schon einige Vorträge gehalten und an einigen PI-Veranstaltungen in New York teilgenommen. Es ist immer sehr aufregend, an der Konferenz teilzunehmen, da jede Veranstaltung verschiedene Arten von Menschen aus der Branche anzieht“, erklärt Dr. Pat Truman, Präsidentin von Global Garment Engineering, gegenüber FashionUnited. Als Moderatorin eines Vortrags am zweiten Tag der Konferenz zur Frage, „Wie man seine Taille an einem 3D-Avatar findet und was das bedeutet“, sieht sie die PI Medellín als eine einzigartige Gelegenheit, tiefergehende Verbindungen zu knüpfen.

„Diese Veranstaltung ist kleiner als andere in den USA; es gibt nur wenige Ausstellende, aber die, die hier sind, sind sehr gut. Die Stände sind klar gekennzeichnet, und ich konnte viele Leute treffen und mit ihnen sprechen. Ich glaube, das ist der Grund, warum die Leute kommen: um Kontakte zu knüpfen. Es ist auch interessant, durch die Präsentationen zu erfahren, was andere machen - aber das Wichtigste ist für mich, die Leute persönlich zu treffen“, fügt sie hinzu.

Swatchbook, eines der ausstellenden Unternehmen, das seit 2018 an PI Apparel-Veranstaltungen auf der ganzen Welt teilnimmt, stimmt dem zu. Es bietet eine revolutionäre Cloud-Plattform, die Materialbeschaffung, -entwicklung und -austausch neu definiert. Gründer und CEO Yazan Malkosh teilte FashionUnited mit, dass nicht viele andere Veranstaltungen die Digitalisierung so in den Vordergrund stellten wie PI Apparel.

„Dies ist das erste Mal, dass wir an einer PI Apparel-Veranstaltung in Südamerika teilnehmen. Es war großartig, die Teilnehmer:innen kennenzulernen und zu erfahren, wo sie sich auf ihrer Reise der digitalen Transformation befinden.“ Malkosh sieht in Kolumbien einen unerschlossenen Markt und ist bestrebt, lokale Marken und Hersteller:innen, die global expandieren wollen, mit ihrer Plattform zu unterstützen. „Dies ist eine Gelegenheit für uns, sie mit unseren aktuellen Großkunden wie Target oder New Balance zu verbinden und ihnen beim Wachstum zu helfen.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

Innovation
Lieferkette
Messe
PI Apparel
Sourcing