Auch ohne Winter gut im Geschäft: Sportmesse Ispo beginnt
Wird geladen...
Die Sportartikelbranche trifft sich auf der Messe Ispo in München. Klimawandel und Online-Handel heißen aktuelle Herausforderungen. Die Branche glaubt, bereits Antworten gefunden zu haben.
Es war ein trauriges Bild, das sich Skifahrern in Kitzbühel zu Saisonbeginn bot. Ein schmales weißes Band aus Altschnee zog sich neben grünen Wiesen den Hang hinunter. Es steht wohl symbolisch für den Wintersport der Zukunft. Der sich abzeichnende Klimawandel stellt auch die Branche der Sporthändler vor große Aufgaben. Doch die lässt sich nur wenig beeindrucken und begegnet ihnen auf zweierlei Weise. Zum einen gewinnen in der Wintersaison Ganzjahressportarten zunehmend an Bedeutung - und sorgen für Umsatz. Zum anderen reagiert die Branche auf den sich ändernden Zeitgeist und setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit.
Wenn sich ab diesem Wochenende mehr als 2800 Aussteller aus über 50 Ländern auf der Messe Ispo (26.-29.1.) in München treffen, werde dies eines der zentralen Themen sein, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München: «Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, der die Sportbranche immer mehr erfasst. Vor allem im Textilbereich werden dank innovativer Technologien, die die Outdoor-Bekleidung hochfunktional und dabei ökologisch-nachhaltig gestalten lassen, neue Wege beschritten.»
Die warme Witterung trifft auch Intersport. Die neben Sport 2000 zweite große Sporthandelskette in Deutschland verzeichnet in dieser Saison bislang ein schlechtes Wintersportgeschäft. «Mit Blick auf den Klimawandel sehen wir, dass dagegen Ganzjahressportarten wie Laufen und Fitness weiter zunehmen», sagt Unternehmenssprecher Michael Steinhauser. Was ebenfalls wachse, sei das Geschäft mit dem Verleih von Sportartikeln, wie etwa Skiern direkt im Skigebiet.
Mehr Sorgen als der Klimawandel bereitet den Fachhändlern die Konkurrenz durch den Online-Handel - etwa durch Firmen wie Amazon oder Zalando. «Unsere Marktforschung zeigt, dass Branchenfremde wie Zalando weiter wachsen», sagt Steinhauser. Die Entwicklung müsse deshalb sein, die Vorteile von stationärem und Online-Handel zusammenzubringen. Auch deshalb bieten die großen Händler längst beides an: Die Beratung in der Filiale und den Onlineshop mit Versand am nächsten Tag.
Eine Lösung, deren Wichtigkeit auch Peter Thürl vom Verband Deutscher Sportfachhandel betont. Die klassischen Fachhändler seien mit Blick auf den Online-Handel bereits auf einem guten Weg. Dass nun aber vermehrt große Sportmarken dazu übergingen, ihre Produkte im Internet direkt an die Kunden zu verkaufen, erschwere diese Umstellung. Hier seien «deutliche Steigerungsraten» zu spüren. Diese zwängen die Fachhändler zunehmend dazu, «alte und traditionelle Partnerschaften zwischen Markenindustrie und klassischem Fachhandel neu zu überdenken», sagt Thürl.
Dass der Fitnessboom in der Gesellschaft weiter anhält, hilft der Branche dagegen. So hat auch die Messe Ispo Gesundheit als eines der zentralen Themen in diesem Jahr ausgemacht. Die Sportbranche zähle nicht zuletzt deshalb zu den Wachstumstreibern, weil in der Gesellschaft mittlerweile Fitness als Synonym für Gesundheit stehe, sagt Messe-Chef Klaus Dittrich. «Sport wird zukünftig noch breiter und tiefer das Alltagsleben bestimmen.» Und damit für gute Geschäfte der Sporthändler sorgen.
Eine Innovation auf der Ispo beschäftigt sich noch mit der Kälte. Unter dem Namen Intellitex Heat hat der Sportbekleidungs-Hersteller Schöffel ein beheiztes Skioutfit entwickelt, das in diesem Jahr vorgestellt wird. Die Skijacke verfügt über dünne Carbon-Pads in den Schultern, bei der Hose befinden sich diese im Bereich der Oberschenkel.
«Wärme durch Bewegung reicht beim Wintersport oft nicht aus, um die Muskulatur warm genug zu halten», erklärt Henrik Vogel, Leiter des Innovationsmanagements. «Hier setzt unser Produkt an und trägt so auch wesentlich dazu bei, Verletzungen vorzubeugen.» Bis zu fünf Stunden soll das Produkt, das zusammen mit dem österreichischen Skiverband und dessen Profisportlern entwickelt wurde, Wärme spenden können. Dass klassischer Wintersport unter dem Klimawandel leidet, sieht man aber auch bei Schöffel. Es werde ein Umdenken geben müssen, sagt Vogel. «Andere Produktsegmente gewinnen dadurch an Bedeutung.» (dpa)
Bild: Ispo