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Alpakawolle und Pima-Cotton: Peruanische Hersteller streben auf den europäischen Markt

Von Weixin Zha

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Peruanische Bekleidungshersteller haben den europäischen Markt ins Visier genommen. Ihre Spezialität liegt auf der Herstellung von Strickwaren aus Alpakawolle und Pima-Baumwolle, beides Premium-Erzeugnisse des Landes. Bisher arbeiteten die Produzenten vor allem für den US-amerikanischen Markt – jetzt wecken sie auch das Interesse europäischer Marken wie Missoni oder Ted Baker.

Während der Berliner Modewoche präsentierten 16 peruanische Modehersteller ihre Produkte und Dienste bei der Peru Moda Berlin in einem kleinem, exklusiven Rahmen in der Berliner Kulturbrauerei. Rund 45 Einkäufer aus neun europäischen Ländern sind zu dem Sourcing-Event am 4. Juli gekommen, darunter Vertreter von britischen Unternehmen wie Ted Baker, von dem italienischen Strickspezialisten Missoni oder des französischen Kinderbekleidungsproduzenten CWF. Die Atmosphäre der Veranstaltung ist entspannt, die Gespräche zwischen den Einkäufern und Ausstellern sind konzentriert.

Bild: Peru Moda in Berlin | FashionUnited.

Im vergangenen Jahr exportierte die peruanische Textilbranche Waren im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euros), davon gingen mit 905 Millionen US-Dollar der Großteil in die Vereinigten Staaten. Der Anteil der Exporte nach Europa betrug 90 Millionen US-Dollar – mit 13,1 Prozent wachsen sie schneller als diejenigen in die USA mit 9,4 Prozent. Die Textilbranche gehört zu den wichtigsten Fertigungsindustrien in Peru und beschäftigt rund 300.000 Menschen. Die Produzenten des Landes versuchen nicht mit großen Textillieferanten wie Bangladesh oder Indien zu konkurrieren, sondern positionieren sich im gehobenen Bekleidungssegment mit ihren hochwertigen nativen Fasern von Alpakas und der Pimabaumwolle sowie zunehmends im Bereich Nachhaltigkeit.

Alpaka: Limitierte Edelwolle

Allein drei der auf dem Berliner Event vertretenen Hersteller von Strickbekleidung aus Alpaka-Wolle sind Mitglieder der World Fair Trade Organization, wie Allpa. Das Unternehmen wurde vor 33 Jahren von einer Gruppe junger Peruanern gegründet, um die Handwerkskunst des Landes zu unterstützen und weltweit zu vertreiben. Heute arbeiten 80 Werkstätten, mittlere bis kleine Betriebe, für das Unternehmen – darunter auch welche, die Alpakawolle zu Decken und Strickkleidung verarbeiten. “Alpakawolle kann es qualitativ mit feiner Merinowolle und Kaschmir aufnehmen”, sagte Nelly Canepa, Director bei Allpa, in Berlin. Die Pullover und Cardigans an ihrem Stand bestehen aus den Qualitäten Baby-Alpaca und Superfine. Wie Allpa arbeitet auch das Unternehmen Raymisa mit Kunsthandwerkern in Peru zusammen und hat in den vergangenen Jahren auch in Maschinen investiert, um neben handgestrickten Produkten auch feine Strickwaren anbieten zu können, erzählte Geschäftführer Orlando Vasquez Kellhammer auf der Veranstaltung.

Bild: Stand von Allpa | FashionUnited

Lange lag ein Exportverbot auf den Alpakas in Peru, einer domestizierten Kamelart, die schon seit tausenden von Jahren wegen seiner Wolle gezüchtet wurde. Auch heute leben noch 80 Prozent der gesamten Alpaka-Population in Peru und produzieren 25.000 Kilogramm Wolle pro Jahr. Gemeinschaften in den Anden züchten die Tiere, deren Wolle dann von Mittelmännern eingesammelt, selektiert und klassifiziert wird. Diese verkaufen die Wolle weiter an Garnhersteller in Peru, die Produzenten im Land beliefern. Die Wertschöpfungskette befindet sich damit zumeist noch innerhalb eines Landes, was in der heutigen globalisierten Bekleidungsindustrie selten geworden ist.

Bild: Stand von Raymisa | FashionUnited

Pima: Babyweiche Baumwolle

Ähnlich sieht auch die Wertschöpfungskette der Baumwolle in Peru aus. Die auf dem Sourcing-Event vertretenen Hersteller wie Quale Vest, Corp. All Cotton oder Kusa Cotton arbeiten alle mit Pima-Baumwolle die in Peru angebaut wird. Michael Chabaneix, der Geschäftsführer des GOTS-zertifizierten Betriebs Corp All Cotton, das für US-amerikanische Marken wie Tory Burch oder Rag & Bones produziert, hofft in Berlin mehr europäische Kunden zu gewinnen. “Die Fasern der Pima-Baumwolle sind die langstapeligsten weltweit und daher ganz besonders weich und fein”, erzählt er. Er zeigt auch ein T-Shirt mit grober Struktur, das aus Tangüis besteht. Es ist eine Baumwollart, die zwar nicht so fein, aber dafür auch günstiger als Pima ist, und wenig Wasser verbraucht.

Bild: Stand von Kinderbekleidungshersteller Kusa Cotton Peru | FashionUnited

Wie die Alpaka-Züchtung kann auch die Baumwollindustrie in Peru auf die Inkahochkultur zurückblicken. "Die Peruaner weben seit sehr alter Zeit, seit den Anfängen der Zivilisation", erzählte Elmer Schialer, der peruanischer Botschafter in Berlin während der Veranstaltung. “Eines der sogenannten Zentren der Zivilisation wurde im Tal von Supe im Süden Perus entdeckt, wo Peruaner bereits vor 8000 Jahren Baumwolle sammelten.”

Über solche Geschichten und Qualität differenziert sich Peru. Als kleiner Produzent von hochwertigen aber auch höherpreisigen Rohstoffen wie Pima-Cotton und Alpakawolle muss sich das Land im Premiumsegment der Bekleidungsindustrie positionieren. Diese Spezialisierung und Besetzung einer Niche hilft auch die Einnahmen im Land zu behalten, sagte Schialer. “Wir versuchen den größten Teil der Wertschöpfungskette in Peru zu erhalten.”

FashionUnited hat das Event auf Einladung der Veranstalter hin besucht.

Bild: Karina Mendoza / PROMPERÚ

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