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Li Edelkoort über die Eröffnung ihrer Kunstgalerie in Paris

Von Sharon Camara

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Kultur|INTERVIEW

Die als Trendforscherin bekannte Branchenkoryphäe Lidewij Edelkoort eröffnete am 18. Januar in Paris am Boulevard de Saint Jacques ihre neue Kunstgalerie. Die Eröffnungsausstellung in der neuen Galerie trägt den Titel "The Gift to Be Simple“ und hob fünf junge Designer hervor, die zwischen Vintage und Modern anzusiedeln sind. Obwohl das Konzept neu ist, ist die Adresse selbst seit Jahren nicht mehr wegzudenken - es handelt sich um die Lokalität der Modeagentur, die Lidewij Edelkoort 1975 gegründet hat.

Im Laufe der Jahre hat sich Edelkoort als Mode- und Trendforscherin etabliert. Sie ist laut Time Magazine eine der einflussreichsten Menschen in der Mode. Zu Ehren der Einweihung ihrer Design- und Kunstgalerie hat FashionUnited ihr eine Reihe von Fragen zur Mode, zur Kunst und zu den aktuellen Trends gestellt.

Wie kamen Sie zu der Idee, eine Galerie zu eröffnen?

Ich hatte bereits in den 1980er Jahren ein Malatelier in der Nähe des Concept-Stores Colette, den es damals aber noch nicht gab. Die Rue Saint Honoré war zu dieser Zeit noch nicht angesagt. Ich habe diese Galerie über mehrere Jahre in meiner Wohnung aufgezogen. Das kam sehr gut an und war sehr erfolgreich; viele Leute kamen. Die Previews waren echte Partys. Nachdem ich umziehen musste, habe ich mich anderen Dingen gewidmet. Seit Langem denke ich mir aber, dass dieser Ort (30 Boulevard de Saint Jacques,) für Design fantastisch wäre. Warum also nicht etwas Unterhaltsames in Paris machen und dem kulturellen Leben in Paris etwas zurückgeben?

Wie wählen Sie die ausgestellten Künstler aus?

Das mache ich nach Gefühl, aber auch mein Wissen und die Trends fließen in die Entscheidung mit ein. Mein Auge wird eindeutig durch Trends geschärft und ich stoße immer auf neue Ideen. Es wird wenig von allem geben, Textilien, Design, Mode, es gibt sogar Spielzeug und alte Sachen. Aber es wird immer anders sein, es gibt keine Regeln. Wir werden die Galerie nicht in eine Richtung drängen; Wir werden in unseren Entscheidungen offen sein. Natürlich werde ich junge Talente fördern, denn das ist Teil meiner Arbeit. Wenn mein Auge ein junges Talent entdeckt, funktioniert es immer und ist daher ein gutes Sprungbrett für ihre Karriere. Es wird aber nicht nur Ausstellungen geben. Wir wollen Treffen arrangieren und und diskutieren. Dieser Ort wird es ermöglichen, gemeinsam voran zu kommen.

Sie leben und arbeiten in Paris. Was bedeutet die Stadt für Sie?

Ich lebe seit meinem 25. Lebensjahr in Paris und habe deshalb den größten Teil meines Lebens hier verbracht. Ich fühle mich als Pariserin, nicht von meiner Herkunft her, aber eben als Wahl-Pariserin. Paris ist meine Stadt. Ich liebe die Schönheit der Stadt, ich liebe die Tatsache, dass es eine Menge Kunst gibt. Ich liebe die Größe von Paris. Sie können hier auch anonym sein. Ich komme aus einem kleinen Land, den Niederlanden, wo es einfach ist, alle zu kennen. Hier sind die Dinge diskreter. Ich mag besonders die Tatsache, dass Frankreich keine schnellen Fortschritte in Sachen Neuerungen macht; hier gibt es einen Sinn für Traditionen, der uns von der Torheit der Moderne befreit.

Was ist Ihre Meinung über die aktuelle Mode?

Dazu müsste ich sehr lange ausholen. Es geht immer noch um Kleidung, es hat sich immer noch nichts geändert, und ich denke nicht, dass es vorläufig noch große Veränderungen geben wird. Ich denke, dass wir uns in einem Status Quo befinden. Die Leute suchen etwas. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass ein neuer Weg gefunden werden wird. Hier in Paris gibt es viele neue Initiativen, die sehr vielversprechend sind. Aber es wird mehr Zeit benötigt, bevor dies tatsächlich Realität werden kann. Aus diesem Grund organisieren wir Anfang Juni in Marseille dreitägige „Anti-Fashion“-Meetings. Die Menschen können kostenlos teilnehmen. Wir werden den Ansichten dieser Menschen zuhören, die daran arbeiten, etwas zu verändern.

Was denken Sie als einflussreiche Frau über den neuen Feminismus und die Hashtags #metoo und #balancetonporc (das französische Equivalent zu #metoo), die derzeit die Nachrichten bestimmen?

Ich habe das alles vor zwei oder drei Jahren vorausgesagt. Als ich Tausende von Frauen auf der Straße sah, war ich wieder einmal überrascht von der Kraft der Trends und der Intuition, die es mir ermöglichten, das vorherzusehen. Ich halte es für eine notwendige Bewegung. Es ist der Beginn einer Neubewertung. Ich denke, dass die Art und Weise, wie Frauen die Dinge sehen, Aufmerksamkeit verdient. Sie müssen sich von alten paternalistischen Mustern und Modellen befreien, die in der heutigen Gesellschaft nicht mehr funktionieren. Ich denke, dass es andere Wege gibt, als Gesellschaft zusammenzuleben, und wir müssen die Debatte wirklich vorantreiben.

Sie widmen die Trends, Sie sind ein Influencer, aber was inspiriert Sie?

Inspiration kann von allem und jedem kommen. Es gibt keinen bestimmten Bereich der Forschung oder Schlüsselmomente. Es kann ein Wort, ein Gefühl, eine Person sein ... Aber es ist richtig, dass Inspiration oft durch Worte zu mir kommt. Ein Wort hat einen Einfluss auf mich und ich spüre einen Vorschlag, weiterzugehen. Also fange ich an, Forschungen in diesem Bereich anzustellen. Ich werde von Intuition geleitet, und ich folge ihr einfach. Ich denke, dass ich in gewisser Weise für diesen Beruf bestimmt bin.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Photo : Edelkoort.com, FashionUnited

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