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In Bildern: Die Spitzen der Gesellschaft

Von Simone Preuss

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Kultur

Spitzen sind filigrane Kunstwerke, die aufwändig aus feinsten Garnen gefertigt wurden und als das Modephänomen bereits Mitte des 16. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Eine neue Ausstellung im Textilmuseum St. Gallen folgt seit letzter Woche unter dem Titel „Die Spitzen der Gesellschaft“ der Entwicklung der Spitze im Kontext der streng regulierten höfischen Mode von den Anfängen im 15. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.

Spitzen zierten die prächtigen Roben weltlicher und geistlicher Herrscher und waren lange Zeit den obersten Gesellschaftsschichten vorbehalten, die sich an strenge Kleiderordnungen hielten, die auch die Verwendung von Spitzen kontrollierten. Doch die Umstellung von Hand- auf Maschinenarbeit zur Zeit der Industriellen Revolution machte aus dem Luxusgut Spitze ein erschwingliches Massenprodukt.

Spitzen revolutionierten die Stellung von Frauen

„Die Entwicklung der Klöppel- und Nadelspitzen zählen zu den wichtigsten Innovationen Europas der frühen Neuzeit. Die meisten technischen Errungenschaften des Textilbereiches waren bis dato aus dem Osten übernommen worden – die Spitze war eine hauptsächlich von Frauen entwickelte Technik, die von Italien ausgehend die Mode der europäischen Eliten eroberte. Die Produktion von Spitzen revolutionierte jedoch nicht nur die Mode der oberen Gesellschaftsklassen, sondern auch die soziale Stellung zehntausender Frauen, die sie in Heimarbeit produzierten, und zudem war sie ein treibender Faktor der Industrialisierung“, erklärt das Textilmuseum

Die aufwändige Herstellung der Spitzen lag über Jahrhunderte in den Händen von Frauen, so die Ausstellungskuratorin, Barbara Karl. Wichtigste Zentren der Spitzenproduktion waren Italien, Frankreich und die Niederlande, von wo aus die kostbaren Textilien europaweit gehandelt wurden. Es ist jedoch schwierig, einzelne bestimmten Produktionszentren zuzuschreiben, weshalb die Ausstellung den Blickwinkel des höfischen Umfelds als geschmacksgebenden Konsumenten wählte, der die Mode dominierte und formte: das habsburgische Spanien (16. bis Mitte 17. Jahrhundert.) und das bourbonische Frankreich (Mitte 17. bis Ende 18. Jahrhundert.).

Noch bis zum 10. Februar 2019 zeigt das Textilmuseum St. Gallen die Entwicklung der Spitze durch mehr als 160 historische Textilien. Die kostbaren Stücke kamen einst als Vorlagen für die Ostschweizer Textilindustrie in den Besitz des Textilmuseums. Diese profitierte von der Umstellung auf die maschinelle Produktion und fertigte die maschinengearbeitete «St.Galler Spitze» nach der Vorlage historischer Spitzen, die von den Fabrikanten gezielt gesammelt worden waren und die heute die international bedeutende Spitzensammlung des Textilmuseums bilden.

Fotos: Textilmuseum St. Gallen
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