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Hollywood-Streik: Warum die Modebranche aufhorchen sollte

Von Rachel Douglass

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Kultur

Florence Pugh trägt Valentino bei der britischen Premiere von Oppenheimer. Credits: Getty Images, mit freundlicher Genehmigung von Valentino.

Gut eine Woche ist vergangen, seit die Darsteller:innen des mit Spannung erwarteten Films Oppenheimer seine UK-Premiere verließen, nachdem bekannt wurde, dass sich ganz Hollywood dem laufenden Streik der Writers Guild of America (WGA) anschließen würde. Der öffentlichkeitswirksame Schritt löste eine breite Diskussion darüber aus, worum es bei dem Streik genau geht und wie er sich nicht nur auf die Filmindustrie, sondern auch auf andere Branchen auswirken wird.

In einer Pressekonferenz vom 13. Juli gab der US-amerikanische Verband der Fernseh- und Radiokünstler:innen der Screen Actors Guild (SAG-AFTRA) bekannt, dass sich die Organisationen dem Anliegen der WGA anschließen würden, das ursprünglich von der US-amerikanischen Gewerkschaft der Drehbuchautor:innen im Mai 2023 ins Leben gerufen wurde. Die Niederlegung der Arbeit erfolgte, nachdem die Allianz der TV- und Filmproduzent:innen (AMPTP), die große Produktions- und Streamingdienste vertritt, die Verhandlungen über einen neuen Vertrag, der die Arbeit der WGA regelt, nicht zustande gebracht hatte.

Jetzt in seinem dritten Monat hat der Streik weitreichende Auswirkungen auf den Rest Hollywoods und auch die Welt der Schauspieler:innen gehabt. Diese haben nun die Sache in die eigene Hand genommen, nachdem die AMPTP es ebenfalls nicht schaffte, einen neuen Vertrag mit SAG-AFTRA zu unterzeichnen. Es ist das erste Mal seit 1960, dass Schauspieler:innen und Drehbuchautor:innen gemeinsam streiken, wobei einige spekulieren, dass dieser Streik sogar bis Weihnachten andauern könnte.

Was bedeutet der Streik für SAG-AFTRA?

Für die teilnehmenden Schauspieler:innen wurde eine Reihe von Regeln erarbeitet, die sie darüber informieren, was sie während dieses Zeitraums tun können und was nicht. So können sie zum Beispiel an Werbespots arbeiten, die unter einen anderen SAG-AFTRA-Vertrag fallen, während Projekte, die unter die Fernsehvereinbarung, die Sondervereinbarungen für neue Medien und Low-Budget-Theatervereinbarungen untersagt sind. Schauspieler:innen können an Bildungsprojekten arbeiten, die nicht ausgestrahlt werden, sowie an unabhängigen Produktionen, die nicht der AMPTP angehören und für die eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden kann.

Ein Bereich, der ein wenig schwammig ist, ist SAG-AFTRAs Influencer:innen-Vereinbarung. Unter den Gewerkschaftsmitgliedern sind auch eine Reihe von Influencer:innen, deren Anforderungen sich jedoch etwas von denen der Schauspieler:innen unterscheiden. Influencer:innen, die der Organisation angehören, müssen allein auftreten, wenn sie als Mitglieder berücksichtigt werden wollen, da sie eher als Werbeplattform für Filmstudios fungieren. SAG-Influencer:innen können während des Streiks keine gesponserten Inhalte erstellen oder an Premieren teilnehmen, sie dürfen jedoch zuvor eingegangene vertragliche Verpflichtungen erfüllen.

Letztlich fordern sowohl SAG-AFTRA als auch WGA eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in einer Arbeitslandschaft, die ihrer Meinung nach durch den Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI) bedroht wird. Während die Gewerkschaften der AMPTP mehr Transparenz darüber fordern, wie diese Technologien integriert werden, gibt es auch Bedenken hinsichtlich des Mangels an verfügbaren Arbeitsplätzen und des Rückgangs der Lizenzgebühren, die an Wiederholungen von Sendungen geknüpft sind.

Was bedeutet der Streik für die Modebranche?

Während die einen glauben, dass der Streik zu einem großen Stillstand führen könnte, vermuten andere, dass ein verdeckter Ansatz realistischer sei. Angaben von WWD zufolge können Schauspieler:innen unter den Streikregeln weiterhin an Werbe- oder Modekampagnen teilnehmen und für Marken, mit denen sie zusammenarbeiten, Pressearbeit tätigen. Das Medienunternehmen wies zwar darauf hin, dass die Schauspieler:innen nicht über Fernseh- und Filmprojekte sprechen dürfen, dennoch ist dies eine gute Nachricht für Modemarken, von denen viele in den kommenden Wochen verschiedene Veranstaltungen ausrichten und dabei auf die Anwesenheit der Schauspieler:innen zählen können.

Ein Modebereich, der stark betroffen sein wird, ist jedoch das Styling. Da die Werbeaktivitäten zum Stillstand kommen, werden Red-Carpet-Events, auf denen Hollywood-Stars in der Regel die neuesten Looks von Designer:innen tragen, zweifellos fehlen. Eine der ersten Veranstaltungen, die davon betroffen sein könnte, ist das Filmfestival in Venedig, das im September stattfinden wird und bei dem es wahrscheinlich zu einer glanzlosen Veranstaltung auf dem roten Teppich kommen wird.

In einer Erklärung an FashionUnited erläuterte die in New York ansässige Modeanwältin, das ehemalige Model und SAG-AFTRA-Mitglied Kaitlin Puccio, wie sich der Streik in Hollywood weiter auf die Modebranche auswirken könnte. „Die Mächtigen der Modebranche beobachten den Kampf um Künstliche Intelligenz in Hollywood sehr genau, weil es in der Modebranche um die gleichen Themen geht. Marken und Models verhandeln bereits darüber, wie KI eingesetzt werden kann, um das Abbild eines Models zu replizieren, und die Modebranche hat dafür keine klaren Regeln aufgestellt“, sagt Puccio.

„Models haben in den USA keine Gewerkschaft, die diese Entscheidungen für sie trifft. Der SAG-AFTRA-Streik wird dieses Thema für sie jedoch in den Vordergrund rücken. Sie werden eher geneigt sein zu sagen: ‘Ich möchte die Rechte an meinem Abbild nicht auf Dauer abgeben’, und das wird eine positive Entwicklung für die Branche sein. Diese Diskussion findet in der Modebranche bereits statt. Sie wird nur etwas leiser geführt, weil es keine Gewerkschaft gibt“, erklärt Puccio.

„Beim Modelling ist ein Argument für den Einsatz von KI, dass sie eine größere Vielfalt und Integration ermöglicht. Das heißt, Unternehmen können problemlos Models mit unterschiedlichen Körpertypen und Hautfarben kreieren, die in ihrer Kleidung trotzdem gut aussehen. Dies schafft jedoch nur den Anschein von Vielfalt, während in Wirklichkeit alle Menschen gleichermaßen ausgeschlossen werden“, schließt Puccio.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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