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‘Fashion for Good’-Museum: Warum der Ausstellungsraum schließt und wie man nachhaltige Mode erzählt

Von Caitlyn Terra

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Kultur

Eine der ‘Grow’-Ausstellungen von Fashion for Good. Bild: Alina Krasieva / Fashion for Good
‌ Das Amsterdamer ‘Fashion for Good’-Museum schließt seine Pforten.

Nachdem die globale Nachhaltigkeitsinitiative sechs Jahre lang nachhaltige Textil- und Mode in ihren Ausstellungsräumen in den Mittelpunkt gestellt hat, widmet sie sich nun anderen Projekten. Im Laufe der Zeit hat Fashion for Good viel darüber gelernt, Nachhaltigkeitsthemen zugänglich zu machen und zu präsentieren. Im Gespräch mit FashionUnited teilte das Organisationsteam seine Erfahrungen.

Im März 2017 wurde Fashion for Good als Initiative der C&A Foundation vorgestellt, die mittlerweile in Laudes Foundation umbenannt wurde. Sie konzentrierte sich auf die Förderung eines kollektiven Wandels in der Modeindustrie und kündigte einen physischen Standort am Rokin 102 in Amsterdam an. Erst später stellte sich heraus, dass es sich hierbei um ein Museum handelte, das schließlich im Oktober 2018 eröffnete.

Das Gebäude von Fashion for Good am Rokin in Amsterdam. Bild: Presstigieux / Fashion for Good

Das ‘Fashion for Good’-Museum fungierte als eine Art „Laboratorium für nachhaltige Museumspraktiken“, so das Team gegenüber FashionUnited. „Sechs Jahre lang haben wir so viele Projekte, Ausstellungen, Bildungsprogramme, Kooperationen und Veranstaltungen wie möglich entwickelt. Wir haben das auf viele verschiedene Arten getan, um sicherzustellen, dass sie so erfolgreich sind“, sagte Anne-Ro Klevant Groen, Direktorin für Marketing und Kommunikation bei Fashion for Good. Das Museum hat eine einzigartige Position im Kultursektor, um experimentell zu sein und ist nicht an eine Museumssammlung als Ausgangspunkt gebunden. Dies ermöglicht eine gewisse Flexibilität und Dynamik. Die unterschiedlichen Kompetenzen und Hintergründe des Fashion for Good-Teams haben viele Experimente möglich gemacht.

Aufbau und Professionalisierung eines Museums brauchen jedoch Zeit, betonte die Organisation. Dies geschah nicht ohne Herausforderungen: Das Gebäude am Rokin war beispielsweise nicht klimatisiert. Aus diesem Grund konnten keine Objekte von anderen Museen ausgeliehen werden. Außerdem waren die Lagerkapazitäten begrenzt, sodass mit Materialien sparsam umgegangen werden musste. Für die museumseigene Sammlung wurde eine ‘Co-Collection-Politik’ entwickelt, bei der die Organisation zusammen mit den an der Entwicklung der Objekte beteiligten Designer:innen oder Innovator:innen Miteigentümer ist. Entscheidungen über die Gegenstände werden daher immer gemeinsam getroffen.

Ein Kleid der ‘Stella McCartney x Colorifix’-Kollektion. Bild: Presstigieux / Fashion for Good

Wie stellt man nachhaltige Mode aus?

Durch zahlreiche Ausstellungen und Programme in den letzten sechs Jahren konnte Fashion for Good besondere Erfahrungen in der Präsentation nachhaltiger Mode und Materialinnovationen sammeln:

  • Zunächst müssen die technischen und wissenschaftlichen Details und Begriffe gut erklärt werden, um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. „Die Terminologie im Bereich der Nachhaltigkeit ist besonders komplex. Es ist nicht nur wichtig, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, um Greenwashing zu vermeiden, sondern auch nicht davon auszugehen, dass Besucher:innen verstehen, was mit bestimmten Begriffen gemeint ist.“
  • Innovative und nachhaltige Mode befindet sich meist noch im Anfangs- oder Entwicklungsstadium. Viele Objekte existieren daher nur in Form von Textilmustern und Prototypen. Um innovative Textilien oder nachhaltige Alternativen sichtbar zu machen, bietet sich die Zusammenarbeit mit Künstler:innen und Designer:innen an, die nachhaltige Mode und Textilien in ihrer Arbeit verwenden.
  • Wichtig ist zudem ein interdisziplinärer Ansatz. „Um Themen rund um nachhaltige Mode verständlich zu machen, haben wir gelernt, verschiedene Disziplinen im Museum zu zeigen, zu denen das Publikum auf vielfältige Weise Anknüpfungspunkte finden kann.“

Es kann schwierig sein, eine breite Zielgruppe für nachhaltige Mode zu begeistern. Klevant Groen erklärte, dass nachhaltige Mode für viele Menschen nicht an erster Stelle stehe, weil es wichtigere Dinge in ihrem Leben gäbe. „Man kann sich nur für dieses Thema interessieren, wenn man eine sichere Basis hat. Es ist ein Privileg, sich hier engagieren zu können, und umso wichtiger ist es, einen positiven Beitrag zu den notwendigen Veränderungen für Mensch und Umwelt leisten zu können.“ Kurz nach der Eröffnung des Museums kamen vor allem Frauen zwischen 18 und 35 Jahren mit Vorkenntnissen über Nachhaltigkeit und nachhaltige Mode ins Museum. „Wir haben uns zunächst auf die ‚bewussten‘ Besucher:innen konzentriert, aber schnell bemerkt, dass wir uns auf die neugierigen und ‘unbewussten’ Zielgruppen konzentrieren müssen, um einen Wandel herbeizuführen. Das sind die Menschen, die am meisten von dem Wissen hinter der Modeindustrie profitieren können und so dazu angeregt werden, ihre Konsumgewohnheiten zu ändern.“

Die Ausstellung ‘What Comes Around Goes Around’. Bild: Elzo Bonam / Fashion for Good

Aus diesem Grund erforschte das ‘Fashion for Good’-Museum die Definition des Zielpublikums aller Projekte, Ausstellungen und öffentlichen Programme. Die Angebote wurden an die jeweilige Zielgruppe angepasst, anstatt zu versuchen, ein breites, allgemeines Publikum anzusprechen. Dies hat sich als erfolgreich erwiesen, insbesondere bei der Ausstellung ‘Knowing Cotton Otherwise’, die durch eine Vielzahl von Veranstaltungen und ein Bildungsprogramm unterstützt wurde. In den Jahren seines Bestehens konnte das ‘Fashion for Good’-Museum seine Reichweite exponentiell vergrößern und mit einer Vielzahl von Gemeinschaften, Schulen aller Bildungsstufen und lokalen Organisationen in Kontakt treten, die sich für den Abbau von Zugangsbarrieren zur Kultur einsetzen. Es hat auch viele Menschen erreicht, die normalerweise keine Museen besuchen, und zukünftige Modeexpert:innen und -konsument:innen gestärkt.

Erfahrungen mit Ausstellungen für nachhaltige Mode

Insgesamt konnte das Museum 115.000 Gäste begrüßen. Dank eines speziellen Good-Fashion-Aktionsplans für Besucher:innen, der eine Liste von Maßnahmen zur Änderung ihres Modekonsums enthielt, konnte das Museum den Kontakt aufrechterhalten. Besuchende konnten angeben „Ich verspreche, einen Monat lang keine neue Kleidung zu kaufen“ oder „Ich werde mich ab jetzt nur noch mit kälterem Wasser waschen“ und sich die Liste zuschicken lassen. Unmittelbar nach dem Ausstellungsbesuch wurden sie zu ihren Erfahrungen im Museum befragt. Zwei Wochen später wurden sie erneut kontaktiert, um festzustellen, ob sie ihr Verhalten geändert hatten. Erstaunliche 98 Prozent der Befragten gaben an, ihre Gewohnheiten verbessert zu haben.

Dennoch wurde die Entscheidung getroffen, das Museum zu schließen, damit sich Fashion for Good auf die Unterstützung innovativer Unternehmen in der Modeindustrie konzentrieren kann. Seine Funktion als Informationsplattform bleibt jedoch erhalten. Alle vom Museum gesammelten Erkenntnisse, Instrumente und Bildungsprogramme werden auf der Website von der Organisation kostenlos zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus soll die Innovationsplattform weitergeführt werden. „Während Fashion for Good durch die sich verändernde Landschaft der Modeindustrie navigiert, sind wir bereit, unsere Bemühungen durch unsere Innovationsplattform zu intensivieren“, so Katrin Ley, Geschäftsführerin von Fashion for Good. „Dabei geht es nicht nur darum, sich dem Wandel anzupassen, sondern ihn mit gezielten und effektiven Maßnahmen anzuführen. Wir nehmen operative Anpassungen vor, um die Einführung von Innovationen in der gesamten Branche effektiver voranzutreiben. Diese strategische Veränderung geht Hand in Hand mit der Entscheidung, das ‘Fashion for Good’-Museum zu schließen.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Heide Halama.

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