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Ein Festival an der Grenze von Kunst und Tech lotet die Zukunft der Mode aus

Von Weixin Zha

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Kultur|IN BILDERN

Eine Prozession von meist dunkel und mit Vorliebe funktional gekleideten Menschen pilgerte an einem verregneten ersten Septemberwochenende in die oberösterreichische Hauptstadt Linz. Zum 40. Mal traf sich dort eine Gemeinschaft von Vordenkern zur Ars Electronica, einem Festival, das wie auf einer Spielweise ohne geistige Schranken die Grenzen zwischen Kunst und Technologie erkundet.

Wer in den dunklen Bauch der ausgedienten, ehemaligen Fabrikhallen der Postcity vordringt, dem Kern des futuristischen Festivals und eines labyrinthischen Kuriositätenkabinetts, findet auch einige Experimente, die zum Nachdenken über Kleidung anregen. Geben die oft phantastisch anmutenden Exponate womöglich einen tieferen Vorgeschmack auf unsere Zukunft, als wir es wahrhaben möchten?

Mode für den Weltraum

Der französische Modedesigner Pierre Cardin ließ sich in den siebziger Jahren lediglich von der Raumfahrt inspirieren. Wenn man aber Tesla-Gründer Elon Musk und seinen Weltall-Visionen Glauben schenken mag, dann könnte es eines Tages Zeit für eine Neuauflage der Space Age Mode geben. Undurchdringliche Dunkelheit und extremer Luftdruck: Tiefseekreaturen leben unter Bedingungen, die dem All ähnlicher sind als der Erde. Und so ließen sich Modedesignerin Yao Liu und Künstlerin wie Ingenieurin Xin Liu bei ihrem Kleid für das Weltall von der Leichtigkeit der Medusen inspirieren. Bei einem Testflug ohne Schwerkraft schien der Bodysuit, aus recyceltem Parley-Plastik-Garn, zu wachsen.

Kleidung, die in der digitalen Welt schützt

Mit der Flut an Informationen und technischen Neuerungen in unserem Alltag, setzt auch eine entgegengerichtete Geistesströmung ein. Das Verlangen nach Schutz vor dem, was überwältigt, stillt der goldene Umhang des Multimedia-Künstlers Miguel Suez. Obwohl auffällig glitzernd in der realen Welt verschwindet der Träger des Mantels aus der Welt der drahtlosen Kommunikation, er wird also vor Strahlen geschützt und digital unsichtbar.

Kleidung, die zum Tanz einlädt

Wer sich beim Tanzen einmal mit einem falschen Schritt blamiert hat, würde solche Fehler in Zukunft gerne vermeiden. Ein bisschen Abhilfe könnten “aktive” Kleidungsstücke wie Sovar schaffen. Die Navigationsgehilfe verspricht die Aufmerksamkeit der Benutzer für den Raum zu erhöhen und kann als choreografisches Gerät für vernetzte Performances genutzt werden.

Lebendige Materialien und Arten der Produktion

Während sich viele Diskussionen in der Modewelt noch darum rankeb wie Kleidung verträglicher für die Umwelt hergestellt werden kann, haben sich Visionäre schon längst aufgemacht die Natur selbst in den Produktionsprozess einzubinden. Designerin Jen Keane erzeugt Textilien aus bakterieller Cellulose: Beim mikrobiellem Weben gibt die Forscherin den Kettfaden vor, die gezüchteten Bakterien “bauen den Schuss an”. Dadurch sollen traditionell unmögliche Webmuster möglich werden und das Material dadurch in mehrere Richtungen fester werden als üblich.

Wer denkt, dass 3D-Druck ein fortschrittliches Material für Kleidung ist, hat noch nichts von “Organic Primitive Bioplastics” gehört. Die intelligenten Biokunststoffe verleihen den Objekten aus denen sie gemacht sind eine “Stimme”, indem sie chemische Einflüsse für menschliche Sinne umwandeln, als Reaktion auf Flüssigkeiten verändern diese Materialien Farbe, Geruch oder Form.

Moodboard: Technik spielt mit der Natur

Glaubt man einigen Trendforschern, dann wird die Verbindung von Technik & Natur zu einem der Designtrends schlechthin für das kommende Jahrzehnt werden. Visuelle Inspirationen für diese potentiell tonangebende Ästhetik gab es auf der Ars Electronica reichlich - wie die Simulationsgeräte, die Organismen einer Weltraum-Atmosphäre aussetzen, oder das Projekt, das die Kommunikation zwischen Forschern und einem Zebra-Ampelkraut nach 18 Jahren ermöglicht hat.

Was bedeutet Künstliche Intelligenz für Designer?

Zuletzt stellt sich bei den auf der Ars Electronica vorgestellten Projekten auch die Frage nach einem Kern des menschlichen Wesens, der Kreativität. Artbreeder ist beispielsweise ein kollaboratives Computerprogramm, dass mithilfe von Künstlicher Intelligenz wilde und neuartige Bilder erzeugt. Wird es bald auch Hilfen für Kreative in der Modebranche geben? Die App Amadeus Code hilft Musikern bereits dabei Songs zu vollenden. Die Künstliche Intelligenz des Programms hat dabei die Muster von vielen Stücken verinnerlicht und schlägt den Songwritern entsprechende Töne vor, wenn diese einmal eine Blockade erleben. Die App ergänzt so also das kreative Schaffen, aber wäre diese Art der Arbeit dann noch als kreativ einzustufen?

Bild: FashionUnited

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