Drawing on Style: Modeillustration rückt näher an die Kunst

Die in London ansässige Modeillustrationsgalerie Gray M.C.A hat eine Ausgabe ihrer viel gelobten Ausstellung ‚Drawing on Style‘ aus dem Jahr 2021 nach New York City gebracht. Die Ausstellung, die von der Galerie Didier Aaron im Rahmen der ‘Master Drawings New York‘ veranstaltet wird und nur eine Woche lang zu sehen ist, zeigt zeitgenössische Modeillustrationen, unter anderem von David Downton, Jason Brooks und Bil Donovan neben früheren Größen wie Antonio, Carl Erickson und René Gruau. Die Werke reichen von den 1940ern bis heute und zeigen, so Connie Gray, Mitbegründerin von Gray M.C.A., „die Entwicklung des Genres als Disziplin“.

Die Galerie Gray M.C.A., die vor fünfzehn Jahren gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Modeillustration als bildende Kunst zu zeigen, und in der Tat umfasst der Raum, den sie innerhalb der ‘Master Drawings‘ einnimmt, Werke von Rubens, Picasso und Goya.

„Modeillustration war bis vor kurzem fast zweitrangig“, sagt Gray gegenüber FashionUnited. „Man hat ein wenig auf sie herabgesehen, weil es sich um illustrative Kunst handelte, um Auftragsarbeiten, und aus irgendeinem Grund haben die Leute sie nicht ganz so ernst genommen. Aber sie sind alle die fabelhaftesten bildenden Künstler:innen, alle veröffentlicht, sehr bewundert und unglaublich erfolgreich in ihrer Zeit.“

Modeillustration zur Kunst erheben

Aber Gray hilft der Modeillustration, ihren Minderwertigkeitskomplex durch Ausstellungen wie ‘Drawing on Style‘ und die daraus resultierende Presseberichterstattung in den Londoner Kunstmagazinen und im Kunstteil der Zeitungen abzulegen. „Wir haben jetzt Sammler:innen auf der ganzen Welt, die sehr bedeutende Kunstsammlungen haben und die Modeillustrationen in ihre Sammlungen aufnehmen, und das ist aufregend“, sagt Gray. „Wenn Sie einen Künstler wie René Gruau sehen, der bei Auktionen von Sotheby's oder Christie's für zehn- bis fünfzigtausend Euro, oft sogar mehr, versteigert wird, dann bedeutet das, dass die Modeillustration einen höheren Stellenwert erhält.“

Gray schreibt ihrem Vater, einem Kunsthändler, der nebenbei Modeillustrationen sammelte, zu, ihre Leidenschaft für Modeillustrationen entfacht zu haben. Ihre Eltern erlaubten ihr als Teenager nicht, Poster von Popstars an ihre Schlafzimmerwand zu hängen, aber sie durfte Modeillustrationen aufhängen. „Ich schlief buchstäblich ein und träumte von diesen Frauen, wohin sie gingen, was sie trugen, ihre Hintergrundgeschichte und alles andere.“ Sie heiratete einen Kunsthändler und gemeinsam eröffneten sie eine Galerie, die sich diesem Genre widmet.

Ob in New York oder Palm Beach, die Werke von ‘Drawing on Style’ stehen alle zum Verkauf, aber es ist nicht immer die Galerie, die wertvolle Stücke an die Öffentlichkeit bringt. Einige von Grays aufregendsten Werken wurden ihr von Privatpersonen gebracht, die Zeichnungen von Familienmitgliedern geerbt haben und sich über deren Wert nicht sicher waren. „Einige erstaunliche Bouchés von Saks Fifth Avenue aus den 1950ern, die einfach exquisit sind“, wurden kürzlich auf diese Weise entdeckt, sagte Gray. Die Galerie arbeitet eng mit den Konservatoren des Victoria & Albert Museum in London zusammen, um sie liebevoll restaurieren zu lassen.

Ein traditionell von Männern dominiertes Feld, die Modeillustration, wird immer inklusiver. „Das ist eine der besten Sachen, die ich sehe“, sagt Gray. „Gladys Perint Palmer, die in dieser Ausstellung zu sehen ist, war wahrscheinlich eine der ersten im zwanzigsten Jahrhundert, die wirklich das Schema durchbrach. Während andere weibliche Illustratoren arbeiteten, wurde Mode im Allgemeinen von Männern gezeichnet und von Frauen getragen. Jetzt gibt es so viele weibliche Modeillustratoren, und zwar großartige. Es ist jetzt eine sehr gleichberechtigte Disziplin für alle.“

Drawing On Style, Gray M.C.A bei Didier Aaron Inc. wurde vom 22. bis 29. Januar gezeigt. Zeitgleich mit der Ausstellung veranstaltete Gray M.C.A in Zusammenarbeit mit der Society of Illustrators eine virtuelle Podiumsdiskussion, Fashion Illustration: The Evolution of Elegance, mit fünf bedeutenden Illustratoren, David Downton, Glenn Tunstull, Jason Brooks, Steven Stipelman und Bil Donovan am 25. Januar um 18 Uhr.

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.