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Die Einflüsse der Workwear auf die Modewelt: Ausstellung über Arbeitskleidung in Rotterdam

Von Sylvana Lijbaart

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Kultur
Ausstellung "Workwear". Bild: The New Institute / Aad Hoogendoorn

Wer an Arbeitskleidung denkt, hat schnell das Bild von Overalls, Fleecewesten, Hosen mit vielen Taschen und Knieschutz vor Augen. Arbeitskleidung ist funktionell und soll den Körper bei der Arbeit schützen und unterstützen. Diese Funktionalität, der Schutz und die Geradlinigkeit von Workwear haben seit jeher einen großen Einfluss auf die Mode. Von Jeans über Holzfällerhemden und Cargohosen bis hin zu Latzhosen - sie alle gelten heute als Statement-Teile. Die Ausstellung "Workwear" im The New Institute in Rotterdam widmet sich den sozialen und utopischen Motiven der Arbeitskleidung. Denn Modedesigner:innen sehen diese Kleidung als Symbol für Gleichheit und Solidarität, wie sich herausstellt.

FashionUnited hatte die Gelegenheit, die Ausstellung am Vorabend ihrer feierlichen Eröffnung am 25. März zu besuchen. Dutzende von Journalist:innen haben die Botschaft verstanden, bevor sie überhaupt einen Blick auf die Ausstellung geworfen haben, und erschienen in verschiedenen, farbigen Overalls. Einige kombinierten ihn mit Stilettos, andere trugen zeitlose Turnschuhe und eine Mütze dazu. Arbeitskleidung ist für alle da.

Beim Betreten wurde man sofort in die Welt der 'gefährlicheren' Berufe entführt. Ein silberner Astronautenanzug, Clogs und eine Metzgerschürze aus hunderten von Metallteilchen wurden ausgestellt und suchten die Aufmerksamkeit. Abgesehen von der Tatsache, dass dies für die meisten von uns keine zeitgemäße Kleidung ist, stach die Qualität der Kreationen hervor. Schließlich ist Arbeitskleidung etwas Ursprüngliches, vielleicht Zeitloses. Nicht umsonst lassen sich die Modemarken von ihr inspirieren. Zum Beispiel die bekannte niederländische Denimmarke G-Star Raw, die ein ganzes Archiv an Arbeitskleidung aufgebaut hat. Mit Hardcore-Denim versucht die Marke, alle Möglichkeiten von Denim auszuloten. Das zeigt sich in der Ausstellung unter anderem in einem gepolsterten Denim-Anzug für Hundetrainer und einem Pilotenanzug aus dem Jahr 1942.

Die Ausstellung "Workwear" ist eine Hommage an die Berufskleidung

Die Ausstellung macht nicht nur auf Berufe aufmerksam, die Schutzkleidung erfordern, sondern stellt auch die Utopie der Berufsbekleidung in den Mittelpunkt. Künstler:innen und Politiker:innen setzten sich aus ideologischen Gründen mit Berufskleidung auseinander und für Berufskleidung ein. So trugen der russische Künstler Aleksandr Rodtschenko (1891-1956) und der ungarische Maler und Fotograf László Moholy-Nagy (1895-1946) Arbeitskleidung aus politischen Gründen: Die Kleidung sollte jeden Tag für alle gleich sein. Mit den russischen Konstruktivist:innen betrachteten sich Rodtschenko und Moholy-Nagy als Diener des Volkes und entwarfen 1920 die "produktivistischen Arbeitsanzüge". Auch die litauisch-russische Künstlerin Varvara Stepanova (1854-1958) zum Beispiel entwarf einen solchen Anzug: einen weißen Overall, über den ein roter Gartenanzug gezogen wurde. Der Anzug in der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1979 und zeigt Stepanovas Idee, dass Mode durch Kleidungsstücke ersetzt werden sollte, die überall getragen werden können und den Träger:innen wie Werkzeuge dienen. Ihr "produktivistischer Anzug" entwickelte sich zu einer Bekleidungslinie weiter. Jeder Entwurf unterschied sich durch die Art der Arbeit. Alle Anzüge wurden industriell hergestellt und enthielten keine dekorativen Details oder persönlichen Ausdrucksformen.

Während Stepanova die Aufmerksamkeit auf die Gleichstellung lenkte, konzentrierte sich Lygia Clark (1920-1988), eine brasilianische Künstlerin, die oft mit konstruktivistischen Bewegungen in Verbindung gebracht wird, auf die Vielseitigkeit von Arbeitskleidung. Clark hat zwei graue PVC-Overalls mit Masken entworfen. Wer einen ersten Blick darauf wirft, versteht schnell die Botschaft der Beziehung durch die schwarze Schlange, die die Skulpturen verbindet. Bei näherem Hinsehen wird die gesamte Botschaft deutlich. Beide Anzüge haben auf der Innenseite andere Stoffe, die in der Arbeitskleidung oft zum Schutz der Menschen verwendet werden. Eine der Taschen enthält zum Beispiel Wolle, die üblicherweise verwendet wird, um Menschen warm zu halten. Die Innenseite des anderen Anzugs fühlt sich steif an und erinnert an den Schutz vor dem Bösen von außen.

Ausstellung "Workwear". Bild: The New Institute / Aad Hoogendoorn

Was natürlich nicht fehlen darf, ist der Einfluss der Workwear auf die Modeindustrie. Die Arbeitskleidung inspirierte viele Modedesigner:innen durch ihre ursprüngliche Qualität, die sie ausmacht. Der einflussreichste Designer, der es geschafft hat, sich abzuheben, ist der Gründer der Modemarke Stone Island, Massimo Osti. Als einer der ersten Modedesigner vertreibt er hochwertige Arbeitskleidung als Alltagsmode. Nicht umsonst bekommt er in der Ausstellung eine eigene Bühne. Es folgen ein Dutzend Osti-Skulpturen, darunter eine terrakottafarbene Gänsedaunenjacke mit anatomischen Schaumstoffeinsätzen, die zum Schutz der empfindlichsten Körperteile dienen, und ein grüner Poncho, der als wasserdichter Schutz getragen werden kann. Die beiden Dreiecke können zu einer Trage umfunktioniert werden und dienen sogar als Floß, wenn der oder die Überlebende Schilf oder Strohhalme hinzufügt. Die breiten silbernen Manschetten sorgen dafür, dass der Regen nicht eindringen kann.

Weiter hinten in der Ausstellung steht Iris de Leeuws Werk aus den 1960er Jahren, der so genannte Speespak, im Rampenlicht. Jedes Teil des Anzugs der niederländischen Künstlerin hat eine andere Farbe. Die Ironie bringt das Publikum zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken. Die Besonderheit des Anzugs ist nämlich der Reißverschluss, der quer über beide Beine verläuft. Dieser sorgt dafür, dass die Beine ausgezogen und mit anderen Träger:innen getauscht werden können. Auch hier steht die Funktionalität im Vordergrund, doch das ist nicht die Botschaft, die die Künstlerin vermitteln will. De Leeuw will die Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes lenken: Der Speespak soll das Tabu brechen, intime Stellen körpernah zu berühren.

Ausstellung "Workwear". Bild: The New Institute / Aad Hoogendoorn

Dass Berufsbekleidung die Mode beeinflusst, ist offensichtlich. Modedesigner:innen lernen immer noch von den Qualitäten der Arbeitskleidung und lassen die Handwerkskunst nicht verschwinden. Berufskleidung ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle in Bezug auf Funktionalität.

Die Ausstellung "Workwear" kann noch bis zum 10. September 2023 im The New Institute in Rotterdam besichtigt werden.

Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

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