"Beyond Seeing" untersucht Modedesign mit allen Sinnen
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Wie fühlt sich Mode an, wie riecht sie und wie hört sie sich an? Mit dem Recherche- und Ausstellungsprojekt "Beyond Seeing" untersucht das Goethe-Institute Paris innovatives Modedesign mit allen Sinnen. Es bringt Studierende vier bekannter Modehochschulen aus Deutschland, Frankreich, Schweden und der Schweiz mit blinden und sehbehinderten Teilnehmern zusammen. Die entstandenen Arbeiten sind erstaunliche Kreationen zwischen Mode und Kunst, die zum ersten Mal im Rahmen der ESMOD Graduate Show am 14. September in Berlin präsentiert werden.
"Das Projekt zielt darauf ab, Mode in einem Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen über den visuellen Reiz hinaus wahrnehmbar zu machen. Bislang nicht miteinander in Berührung gekommene Zielgruppen – Designstudierende, blinde und sehbehinderte Teilnehmer sowie Experten verschiedenster künstlerischer Disziplinen – werden erstmalig zusammengebracht, um gemeinsam innovative Designkonzepte zu entwickeln", heißt es im Pressedossier des Projekts.
"Beyond Seeing" wird zur sinnlichen Erfahrung
Angesichts der Tatsache, dass 80 Prozent aller Wahrnehmungen des Menschen über die Augen aufgenommen werden, untersucht das Projekt die Frage, wie blinde oder sehbehinderte Menschen unter diesen Bedingungen Mode wahrnehmen. Auch den Fragen 'Wie gehen sie damit um, nicht zu sehen, was getragen wird und wie andere Menschen auf ihre Kleidung reagieren?', 'Wie erfahren sie Farben, Stoffe und Oberflächen?', 'Was nehmen sie wahr, was wir vielleicht nicht oder nicht mehr wahrnehmen?', 'Worin besteht für sie der Begriff der Schönheit?' und 'Wie lässt sich Mode über die anderen Sinne jenseits des Sehens erlebbar machen?' wird nachgegangen.
Die vier teilnehmenden Modehochschulen sind ESMOD in Berlin, IFM – Institut Francais de la Mode in Paris, La Cambre in Brüssel und The Swedish School of Textiles in Boras. Insgesamt kamen 50 sehende und nicht sehende Teilnehmer zusammen, um an dem Projekt zu arbeiten, das mit einer Impulskonferenz im Oktober 2016 in Paris eingeleitet wurde. Experten aus unterschiedlichen künstlerischen Bereichen – sehend und nicht sehend – stimmten sich gemeinsam mit den Teilnehmern in Vorträgen, Filmscreenings und interaktiven Performances inhaltlich auf das Gesamtprojekt ein. Initiiert wurde das Projekt von Silvia Kadolsky, Gründerin und Trägerin von ESMOD Berlin sowie Katharina Scriba, Beauftragte für kulturelle Programmarbeit am Goethe-Institut Paris. Die pädagogische und künstlerische Leitung des Projekts übernahm Francine Pairon.
Im Februar und März 2017 fanden Recherche-Workshops In allen vier Teilnahmeländern an den jeweils beteiligten Hochschulen statt, um in einem partizipativen, dialogischen Prozess kreative Ansätze zu finden, wie Mode über den Sehsinn hinaus erfahrbar gemacht werden kann. Ein Kreationsworkshop in Berlin startet die dritte Phase, den Gestaltungsprozess, in der die Designstudierenden gemeinsam mit den blinden und sehbehinderten Teilnehmern und Architekturstudierenden Konzeptideen entwickelten.
Die vierte Phase des Projekts konzentriert sich auf der Präsentation der Kreationen in einer transdisziplinären und interaktiven Ausstellung, deren Ziel es ist, eine Erfahrung zu schaffen, die alle Sinne umfasst. Die Besucher - ob sehend oder nicht – können Mode anfassen, hören, riechen und schmecken und sie über den visuellen Aspekt hinaus interpretieren.
Zusätzlich ist ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geplant. "Beyond Seeing" ist auch in der "Woche des Sehens" vom 8. bis 15. Oktober 2017 zu erleben. Gemeinsam mit der sehbehinderten Modedesignerin Bianca Maria Raffaella aus London können sich blinde und sehbehinderte Menschen selbst im Nähen ausprobieren. Im Januar 2018 wird "Beyond Seeing" dann zum ersten Mal in einer transdisziplinären und interaktiven Ausstellung im WIP im Parc de la Villette in Paris präsentiert. Nach der Eröffnungsveranstaltung in Paris wird die Ausstellung noch im selben Jahr nach Borås, Berlin and Brüssel reisen.
Fotos: Beyond Seeing