• Home
  • Nachrichten
  • Kultur
  • Ausstellung zeigt Geschichte und Zukunft der digitalen Mode

Ausstellung zeigt Geschichte und Zukunft der digitalen Mode

Von Rachel Douglass

Wird geladen...

Scroll down to read more
Kultur
Bild: Auroboros, Atokirina Jacke und Mandrake Body, 2021

Mit der Metaverse Fashion Week im März und einer steigenden Zahl an virtuellen Kampagnen von Modemarken, lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass digitale Mode der nächste große Trend für die Branche sein wird. Eine Ausstellung in den Niederlanden führt Interessierte an das Thema heran.

Kuratorin Anne-Karlijn van Kesteren will mit der neuen Ausstellung ‘Screenwear – Exploring Digital Fashion‘ im Design Museum Den Bosch den Menschen die Schwellenangst nehmen. Die Ausstellung, die vom 15. Oktober 2022 bis zum 26. Februar 2023 zu sehen ist, zeigt verschiedene Aspekte dieser zunehmend expandierenden Welt – von ihrer kurzen, aber komplexen Geschichte bis hin zu der Bedeutung, die digitale Identitäten für die junge Generation haben.

Im Gespräch mit FashionUnited sagte Van Kesteren: „Der Ausgangspunkt für die Ausstellung war die Idee, zu erforschen, wie die digitale Mode tatsächlich mit der menschlichen Erfahrung zusammenhängt, um zu zeigen, was jetzt alles passiert – die Modeindustrie ist eine der Branchen, die die Digitalisierung vorantreibt.“

Tribute Brand, BICA Dress, 2021 Bidl: Design Museums Den Bosch

Passend dazu ist die Ausstellung ausschließlich mit mehr als 60 Bildschirmen ausgestattet, die von 50 bis 75 Zoll oder iPads reichen. „Alle Bildschirme sind sichtbar, alle Drähte sind sichtbar, denn so nimmt man den Inhalt der digitalen Mode auf“, sagte sie.

Von hyperrealistischen Avataren bis hin zu live gestreamten Designer:innen

Beim Betreten der Ausstellung zeigte der erste Bildschirm Shudu, ein digitales Supermodel mit erschreckend realistischen Zügen. Dieser Hyper-Realismus macht bereits deutlich, wie weit die Digitalisierung gehen kann, und verdeutlicht die Komplexität der Arbeit, die die Kreativen in diesem Bereich leisten. Darauf wollte Van Kesteren in der Ausstellung besonders hinweisen, denn Außenstehende haben ihr zufolge oft eine falsche Vorstellung von den Fähigkeiten, die benötigt werden. Sie fügt hinzu: „Es braucht viel Zeit, Können und Wissen, was die Leute oft nicht bedenken.“

Eine kurze Zeitleiste der digitalen Mode wird präsentiert, die von den frühen 1980er Jahren, als das Wort ‘Metaverse‘ geprägt wurde, bis zu den letzten Pandemiejahren reicht, in denen die Entwicklung der Branche an Dynamik gewann. Die Besucher:innen können Virtual-Reality-Stücke von The Fabricant, Hanifa und Auroboros entdecken oder verschiedene interaktive Bereiche nutzen, in denen es möglich ist, digitale Stücke über intelligente Spiegel anzuprobieren.

Bild: IoDF X DAZ3D, Catty 8.1, 2022 - mit freundlicher Genehmigung des Design Museum Den Bosch

Ein integraler Bestandteil der Ausstellung ist die Einbeziehung der Spieleindustrie, in der die digitale Mode bereits seit Jahren präsent ist, wenn auch unter einem ganz anderen Gesichtspunkt, wie Van Kesteren anmerkt. Die Gäste können an einem Schreibtisch sitzen und ‘Gamer:innen‘ beobachten, die auf die Präsentation von Kollektionen in Metaverse-Plattformen wie Roblox oder Fortnite reagieren. Damit wird diese bereits gut entwickelte Community – und ihre Vorstellungen von Mode – gezeigt, die sich von Modebranche und ihren Vorstellungen unterscheiden kann.

Auch jüngere Designer:innen spielen eine wichtige Rolle, wobei ein besonders bemerkenswertes Ausstellungsstück die Arbeiten der Twitch-Streamerin Stephy Fung zeigt, die regelmäßig live streamt und an ihren eigenen digitalen Modedesigns arbeitet. „Viele digitale Kreative bringen sich selbst etwas bei und streamen dann. Für ihr Publikum sind sie sehr offen, was ihre Misserfolge und ihren gesamten Prozess angeht“, sagte Van Kesteren. „Diese Gemeinschaften finden sich gegenseitig und teilen viel Wissen. Viele junge Akteur:innen sagten auch, dass sie sich eine demokratischere Modeszene wünschen, und genau das wollten wir hervorheben.“

Die Kuratorin wies außerdem darauf hin, wie wichtig es sei, das Konzept über die Mode hinaus weiterzuentwickeln. Dies zeigt sich in einem kurzen Dokumentarfilm von Reblika, einer Initiative, die 2013 ein lebensecht aussehendes, aber virtuelles philippinisches Mädchen geschaffen hat, um auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet hinzuweisen. Der Kurzfilm war in dem Abschnitt der Ausstellung zu sehen, der den digitalen Identitäten gewidmet war. Van Kesteren sagte, dass er „sowohl das Fehlen von Grenzen als auch gleichzeitig die Erfahrung, noch Grenzen zu haben“ in der Digitalisierung hinterfragt, seien sie nun sozial oder technologisch.

The Fabricant, DEEP, 2018. BIld via Design Museum Den Bosch

Es ist ihr außerdem wichtig zu betonen, dass sich diese spezielle Branche noch immer in der Entwicklung befindet und fast jede Woche Veränderungen und neue Innovationen stattfinden. Dieser Aspekt kann in einem Sitzbereich beobachtet werden, in dem die Besucher:innen eine vom Museum geschaffene Online-Plattform nutzen können, auf der alle Neuigkeiten aus der Branche zu sehen sind und die fast täglich aktualisiert wird.

Herausforderungen und Chancen bei der Präsentation digitaler Mode

Obwohl sie erst im Mai mit der Konzeption der Ausstellung begonnen hat, sagt Van Kesteren, dass sie ursprünglich keine Erfahrung mit digitaler Mode hatte, bemerkt jedoch: „Ich verstehe, wohin es geht und wohin es gehen soll, und wo die aktuellen Grenzen liegen. Ich denke, es ist ein interessantes Thema, das man den Menschen nahe bringen kann. [Die virtuelle Welt] ist schon tiefer in unsere Welt eingedrungen, als uns vielleicht bewusst ist.“

Harriet Davey, Whowle, 2022. Bild via Design Museum Den Bosch

Als Kuratorin der Ausstellung sagte sie, dass sie die digitale Sprache schnell lernen musste, aber die Kreativen, mit denen sie in Kontakt kam, waren verständnisvoll, da sie wussten, dass die Branche für Außenstehende immer noch neu ist. Was das Konzept selbst betrifft, so Van Kesteren, werfe diese Form der Ausstellung ganz neue Herausforderungen auf, da eine enorme Menge an technologischem Fachwissen erforderlich sei, um jedes einzelne Exponat zu installieren. Es gebe zwar immer Herausforderungen beim Aufbau von Ausstellungen, aber im Vergleich zu einer kunstzentrierten Ausstellung habe diese andere Fähigkeiten erfordert.

Die Technologie selbst ist immer noch sehr unbeständig, und während einige Elemente der Ausstellung nur eine schnelle Installation erforderten, führten unterschiedliche Bildschirmtypen, Dateien und Videos oft zu Verzögerungen oder stürzten komplett ab, so dass letztendlich professionelle Hilfe erforderlich war.

Obwohl die Ausstellung gerade erst eröffnet wurde, wurde bereits von vielen Seiten Interesse an einer Fortsetzung bekundet. Im Vorfeld des Auftritts des Museums auf der Muscon 2022 hatte die Organisation von einer Reihe internationaler Museen erfahren, dass sie Interesse daran hätten, das Konzept für ihre eigenen Standorte zu übernehmen.

Das Thema digitale Mode wird immer wichtiger. Das Metaverse soll bis zum Jahr 2030 zu einer Fünf-Billionen-US-Dollar-Industrie werden, was das Interesse daran, das Konzept einem neuen (musealen) Publikum näher zu bringen, wohl verstärken dürfte.

The Fabricant, Iridescence Dress, 2019. Bild: Design Museum Den Bosch

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

Digital Fashion
Digitalisieurng
Metaverse
Niederlande
The Fabricant