Alles Jacke wie Hose? Wie Kleidung unsere Sprache beeinflusst
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Kleidung ist ein Mittel des Selbstausdrucks und in fast jeder Kultur gibt es das sich Feinmachen und Herausputzen. Wie wichtig unsere Kleidung uns ist, zeigt sich auch in den vielen Redensarten, die mit Kleidung und dem sich Kleiden zu tun haben. FashionUnited hat die gebräuchlichsten zusammengestellt.
Das Hemd
Das gewöhnliche Hemd taucht in vielen Redewendungen auf, ist es doch ein wichtiges und vielseitiges Kleidungsstück: Es kann alles sein vom einfachen Unterhemd bis zur Weste oder gar zum prunkvollen Oberteil. Auch wenn wir heute eher an ein Hemd denken, das etwa zum Anzug passt, so hatte der Begriff noch vor ein paar Jahrhunderten eine etwas andere Bedeutung.
„Mir ist das Hemd näher als der Rock“ ist etwa ein passendes Beispiel für eine weitere Veränderung einer Kleiderbezeichnung - während Röcke bis ins 14. Jahrhundert von beiden Geschlechtern getragen wurden, wurde es ab dem 19. Jahrhundert geschlechtsspezifischer mit dem Gehrock für Herren und langen Röcken oder Kleidern für Damen. Fest steht, dass der Rock etwa weiter weg ist, also noch etwas darunter getragen wird, während das Hemd direkten Körperkontakt hat. Es bedeutet also, dass einem die eigenen Interessen oder der eigene Vorteil wichtiger ist als die anderer.
Ganz anders sieht es aus, wenn man bereit, für jemanden das letzte Hemd zu geben - man würde also selbst lieber ohne Hemd auskommen, als dass die andere Person dies müsste. Hier stellt man also die eigenen Interessen zugunsten einer anderen Person hintenan und ist bereit, für diese alles zu tun.
Tatsächlich sind die Redensarten mit Hemd so viele, dass wir hier nur ein paar weitere nennen können, wie etwa im kurzen Hemd dastehen (einen Misserfolg erlitten haben), sich von jemandem bis auf Hemd ausziehen lassen (sich ausnehmen/betrügen lassen) oder ein halbes/schmales Hemd sein (zu dünn sein). Interessant ist auch, wenn jemand „ein nervöses Hemd ist“. Damit ist das Hemd gemeint, das im Wind flattert. Einem Menschen schlottern also vor Angst die Beine und er oder sie wird so zum 'nervösen Hemd'.
Ein Hemd wird auch manchmal als eine Weste bezeichnet und wenn man eine saubere Weste hat, dann hat man nichts verbrochen, ist also unschuldig/anständig. Die Herkunft dieser Redensart soll verschiedenen Quellen zufolge auf den ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck zurückgehen. Demnach äußerte er 1866 gegenüber General Moltke: „Wir haben bisher keinen Flecken auf der weißen Weste“, beziehungsweise sagte 1892 über einen Abgesandten aus Afrika: „Er ist mit einer vollständig tadellosen weißen Weste aus Afrika zurückgekehrt.“ Weiß steht hierbei für Reinheit, Unschuld und gut Absichten. Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn jemand Dreck am Stecken hat (s. unter „Schuhe”).
Manchmal kann man sich vor lauter Angst vor der Entdeckung oder Enthüllung auch ins sprichwörtliche Hemd (oder die Hose) machen. Und wenn man Angst hat, dann funktioniert der Schließmuskel nicht mehr so gut und es kann zu kleinen oder größeren Unglücken kommen, die dann eben ins in die Hose gesteckte Hemd kommen oder in die Hose selbst…
Die Hose
Auch die Hose ist ein wichtiges Kleidungsstück und demnach Mittelpunkt einiger weiterer Redensarten. Gerade beim Thema Feigheit oder Peinlichkeiten kommt sie oft zum Einsatz. Wenn einem zum Beispiel das Herz in die Hose rutscht, dann hat man plötzlich große Angst, es verlässt einen der Mut oder man ist feige. Das Herz wird hier sinnbildlich für Mut genutzt und wenn der einen verlässt, kommt es wie oben zum Versagen des Schließmuskels und welche Auswirkungen das hat, kennen wir ja…
Hat man jedoch die Hosen an, sieht die Sache ganz anders aus, dann hat man nämlich das Sagen. Dies geht auf die Zeiten zurück, in denen der Männerrock langsam gegen Hosen ausgetauscht wurde; in Europa ging dies mit dem Kolonialismus einher, so dass jene, die die Befehlsgewalt hatten, die Hosen trugen.
Verwandt hier die Redewendung, den Gürtel enger schnallen zu müssen. Der Gürtel hält die Hose an der rechten Stelle - über dem Bauch - und wenn man ihn enger schnallt, dann heißt es der Bauch ist geschrumpft. Man ist also dünner geworden, da man aufgrund magerer Zeiten nicht mehr soviel zu essen hatte. Wenn man also derzeit sagt, dass Verbraucher:innen den Gürtel enger schnallen, dann geben sie weniger Geld aus und leben sparsamer.
Schuhe
Schuhe sind ebenfalls wichtig, verbinden sie uns doch mit der Erde und vervollständigen unsere Garderobe. Wenn also aus etwas kein Schuh wird, dann wird das nichts. Um die Herkunft zu verstehen muss man sich das Sprichwort „umgekehrt wird ein Schuh draus” anschauen: Im Schusterhandwerk muss man einen Schuh umdrehen, um die Nähte gut durch das verwendete Material ziehen zu können. Tut man das nicht, wird eben kein Schuh draus.
Hat man Dreck am Stecken, geht dies auch auf die Schuhe zurück: Der Wanderstecken ist ein Gehstock, mit dem man sich vor dem Betreten eines Hauses die Schuhe säuberte, den dreckigen Stecken jedoch draußen stehen ließ. Daran konnten andere also sehen, wieviel Dreck man entfernen musste, das heißt wie dreckig die Schuhe und damit die Wege waren, die man betreten hatte. Wer diese Information nicht preisgeben wollte, versteckte seinen Stecken. Jemand der Dreck am Stecken hat, hat also etwas zu verbergen.
Wenn man noch nicht einmal feste Schuhe anhat, sondern nur Pantoffeln, dann ist man ein Pantoffelheld, das heißt hat in der Ehe/Beziehung/Partnerschaft (dem häuslichen Milieu, das die Pantoffeln ausdrücken) nichts zu sagen. Die Herkunft geht aufs 19. Jahrhundert zurück, als die Geschlechterrollen noch traditioneller aufgeteilt waren: Nach deutschem Recht war der Schuh das Symbol von Macht und Herrschaft; der Pantoffel das Sinnbild des Regiments der Ehefrau im Haushalt.
Verschiedene Kleidungsstücke
Ganz vorsichtig sollte man sein, nicht jemandem versehentlich auf den Schlips zu treten. Hier ist laut Südkurier nicht die Krawatte gemeint, sondern die niederdeutsche Pluralform von Slip (Zipfel), der die Hemd- oder Gehrockzipfel bezeichnet, die, auch Schlippe genannt wird. „Jemandem auf den Schlips zu treten war meist mit der bösen Absicht verbunden, ihn zu Fall zu bringen, und im übertragenen Sinn fühlen wir uns auch heute noch ‘auf den Schlips getreten’, wenn uns jemand in eine missliche Lage bringt,” so die Zeitung.
Deshalb ist es vielleicht geraten, eine solche Person lieber mit Samthandschuhen anzufassen, also vorsichtig oder respektvoll zu behandeln. Dies stammt aus einer Zeit, als Handschuhe zur täglichen Garderobe gehörten, und zwar keine Arbeitshandschuhe für grobe Arbeiten, sondern zarte Samthandschuhe, die fürs Repräsentatieren gedacht waren.
Frauen trugen über ihrer guten Kleidung oft eine Schürze, um sie zu schonen, so dass die Schürze zum Sinnbild von Frauen wurde. So entwickelte sich der Schürzenjäger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als ein Mann, der ständig Frauen umwirbt.
Einer, der als solcher bezeichnet wurde, musste das dann auf seine Kappe nehmen, das heißt, die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. „Die Kappe ist an die Stelle des Kopfes getreten, der die Verantwortung zu tragen hat“, erklärt Philologen Lutz Röhrich. Man denke etwa an Würdenträger:innen wie Amtspersonen, die oft durch eine Kopfbedeckung ausgewiesen werden.
Dann gibt es auch noch Redewendungen, die mit dem Vorgang des Kleiderherstellens oder den dafür benutzten Materialien zu tun haben. Den Faden verlieren etwa, also normalerweise beim Sprechen vergessen, was man sagen wollte. Die Herkunft stammt aus dem Bereich des Nähens oder Handarbeitens wo ein verlorener Faden bedeutet, dass die Arbeit unterbrochen ist.
Taschen werden auch oft in Redensarten herausgestellt, etwa wenn jemand tiefe Taschen hat, also freigiebig ist (in tiefe Taschen passt viel hinein). Muss er oder sie aber tief in die Tasche greifen, dann wird es teuer.
Und wie sieht es mit der Redewendung Jacke wie Hose aus, die diesem Artikel ihren Titel verlieh? Laut der Zeitschrift Geolino entstand sie vermutlich im 17. Jahrhundert, als es noch nicht üblich war, die Jacke und Hose eines Anzugs aus dem gleichen Stoff zu machen. Als dies in Mode kam, bezeichneten Schneider:innen dies bald als „Jacke wie Hose“, was zur gängigen Redewendung wurde. Wenn man also zwei (oder mehr) Möglichkeiten hat und man ausdrücken will, dass es einem so oder so egal ist, dann sagt man „das ist mir Jacke wie Hose“.
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