Nachhaltigkeitsberichterstattung: CSRD-Tipps für kleine und mittlere Unternehmen von Vorreiter Schijvens Corporate Fashion
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Schijvens Corporate Fashion ist ein Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit und hat eine führende Rolle bei der Vorbereitung auf die CSRD übernommen. Obwohl die Berichtserstattungspflicht für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch nicht in Kraft getreten ist, hat das in diese Kategorie fallende niederländische Familienunternehmen bereits Nachhaltigkeitsinformationen im letzten Jahresabschluss (Geschäftsjahr 2023/24) veröffentlicht.
Im November wurden diese Bemühungen mit den erstmals vergebenen CSRD-Awards anerkannt und belohnt, und Schijvens wurde zum Gewinner in der Kategorie KMU gekürt.
FashionUnited interviewte Shirley Rijnsdorp-Schijvens.
Über Shirley Schijvens / Schijvens Corporate Fashion
Shirley Rijnsdorp-Schijvens ist kaufmännische Geschäftsführerin von Schijvens Corporate Fashion.
Das niederländische Unternehmen mit Sitz in Hilvarenbeek in der Nähe von Tilburg besteht seit über 160 Jahren und ist ein bekannter Name im Bereich Corporate Fashion. Schijvens fertigt Uniformen für führende Unternehmen wie Albert Heijn, KLM, Hema, Intratuin, McDonald's, NS, Kruidvat, Etos und Ekoplaza.
Shirley und ihr Bruder Hugo Schijvens übernahmen 2005 das Unternehmen von ihrem Vater Tino Schijvens. Es ist die fünfte Generation an der Spitze des Unternehmens.
Schijvens Corporate Fashion hat im Laufe der Jahre mehrere Preise und Auszeichnungen für sein Engagement in den Bereichen Unternehmertum, Innovation und Corporate Social Responsibility erhalten.
Wie bereits erwähnt, hat Nachhaltigkeit bei Schijvens einen hohen Stellenwert: So stellt das Unternehmen aus alter, ausrangierter Arbeitskleidung neue Firmenuniformen her. Dies ist bemerkenswert, da Textil-zu-Textil-Recycling in der Modebranche noch relativ selten stattfindet. Das Unternehmen produziert derzeit 80 Prozent seiner Arbeitskleidung nach zirkulären Prinzipien und strebt an, vollständig zirkulär zu werden.
1. Was halten Sie von der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD)? Warum hat Schijvens beschlossen, diese bereits zu erfüllen?
„Ich finde es gut, dass die CSRD-Gesetzgebung kommt“, sagt Rijnsdorp-Schijvens. „In der heutigen Wirtschaft wird hauptsächlich auf den Gewinn von Unternehmen geachtet und zu wenig auf andere wichtige Aspekte wie die ökologischen und sozialen Auswirkungen. Die CSRD zwingt Entscheidungsträger:innen – Investor:innen, Banken und andere, die das Geld verteilen – auch darauf zu achten, was Unternehmen für die Welt tun.“
Die Erfüllung der CSRD-Berichterstattung sei eine Fortsetzung dessen, was Schijvens bereits tue und passe auch zum Unternehmen, denn Transparenz sei ein Kernwert, erklärt die kaufmännische Geschäftsführerin.
„Schijvens erstellt seit mindestens zehn Jahren einen Nachhaltigkeitsplan mit Einblicken in die Lieferkette – welche Dinge verbessert wurden und was wir noch tun müsse – den wir auf unserer Website veröffentlichen“, erklärt die Geschäftsführerin. „Wir wissen, mit wem wir zusammenarbeiten, wie viel existenzsichernden Lohn wir zahlen und wie viel Prozent unserer Produkte biologisch oder recycelt sind. Wir messen auch unsere CO2-Emissionen, obwohl letzteres noch dem CSRD-Bericht hinzugefügt werden muss.“
„Unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung ist noch nicht hundertprozentig perfekt, aber ich denke, dass unsere Offenheit ein wichtiger Grund für die Verleihung des Preises war. Die CSRD könnte man schließlich frei mit Transparenzbericht übersetzen“, fährt sie fort.
„Ich ermutige alle, transparent zu sein, denn Offenheit ist der Weg nach vorn.“
2. Warum ist Transparenz so wichtig?
„Transparenz ist meiner Meinung nach unerlässlich, weil sie Vertrauen aufbaut und die Zusammenarbeit mit Kund:innen, Lieferbetrieben und anderen Stakeholdern stärkt“, antwortet Rijnsdorp-Schijvens.
„In vielen Branchen, wie der Textilindustrie, lassen sich Unternehmen nicht in die Karten schauen. Das halte ich für eine veraltete Art, Geschäfte zu machen: Vom ‚Feilschen‘ werde ich persönlich ganz kribbelig“, erzählt sie. „Ich möchte genau wissen, was ein Produkt kostet, damit ich das auch meinen Kund:innen erklären kann.“
„Ich erinnere mich noch daran, dass ich unsere Gewinn- und Verlustrechnung zu Kund:innen mitnahm und ihnen sagte, dass ich ein paar Prozent Nettogewinn erzielen wollte“, blickt sie zurück. „Mein Vater fand das anfangs ziemlich beängstigend (es war eher unkonventionell, so offen zu sein, Anm. d. Red.). Ich will damit sagen: Unsere Kund:innen wissen, was sie bezahlen und warum. Wir nennen das ‘True Pricing’.“
Unternehmen, die keine übermäßigen Gewinne anstreben, könnten sehr leicht transparent sein, betont die Geschäftsführerin. „Jedes Unternehmen darf natürlich etwas verdienen, dafür gibt man ja schließlich jeden Tag sein Bestes, aber das muss nicht auf Kosten anderer in der Lieferkette gehen. So stelle ich mir die Zukunft/neue Wirtschaft vor.“
3. Zur CSRD: Wie einfach oder schwierig ist es, die erforderlichen Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen?
„Die CSRD-Berichterstattung ist weniger kompliziert, als sie scheint“, betont die kaufmännische Geschäftsführerin. „Wir sind ein kleines Unternehmen mit einem Umsatz von 35 Millionen Euro, und es gibt viele vergleichbare Akteur:innen in der Branche. Ein kleiner oder mittlerer Betrieb ist durchaus in der Lage, einen solchen Bericht zu erstellen, wenn man Ruhe bewahrt und darüber nachdenkt, was die CSRD eigentlich bedeutet. Es ist nichts anderes, als zu wissen, mit wem man arbeitet, warum man mit ihnen arbeitet und wie man mit ihnen arbeitet. Und dann Fragen in der eigenen Lieferkette zu stellen, um die Dinge messbar zu machen.“
„Fragen Sie bei einer Fabrik nach der Wasserrechnung und der Anzahl der hergestellten Produkte“, nennt sie ein einfaches Beispiel. „Angenommen, es wurden 1000 Liter Wasser verbraucht und 1000 Stück hergestellt, dann beträgt der Wasserverbrauch 1 Liter pro Artikel. Dann können Sie berechnen, wie viel Ihre Produktion gekostet hat: Wenn Sie 200 Stück abgenommen haben, beträgt Ihr Wasserverbrauch 200 Liter.“
Die Geschäftsführerin nennt es nachteilig, dass bei der CSRD viele komplizierte Begriffe verwendet werden. „Die Berater:innen profitieren davon.“ Sie warnt davor, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. „Es geht nicht darum, Richtlinien zu schreiben, sondern um Menschen und die Umwelt in der Lieferkette. Ich sehe es daher lieber, dass Unternehmen ihr Geld für existenzsichernde Löhne für die Bekleidungsarbeiter:innen, also die Menschen hinter der Nähmaschine, ausgeben, anstatt für teure Beratung.“
4. Was sind Ihre Tipps und Ratschläge für andere KMU, um mit der CSRD zu beginnen?
„Bei der CSRD dreht sich alles um Einblicke“, wiederholt Rijnsdorp-Schijvens. „Wer keinen Einblick in seine Lieferkette hat, kann nicht berichten. Das ist der Grund, warum viele Unternehmen mit langen Lieferketten und vielleicht Hunderten von herstellenden Betrieben zögern, mit der CSRD zu beginnen“, erklärt sie.
Schijvens arbeitet seit 2010 mit der Fair Wear Foundation zusammen. „Das zwang uns, unsere Lieferbetriebe, die Nähwerkstätten, zu erfassen.“ Denn die Fair Wear Foundation führt Fabrik-Audits durch, bei denen sie die Arbeitsbedingungen in Tier 1, einem Begriff für die direkten Lieferant:innen des Endprodukts, überprüft.
„Dieser Einblick führte sofort zu strategischen Entscheidungen“, so Schijvens. „Wir reduzierten die Anzahl der Produktionsstätten von 300 auf weniger als 50.“
„Ob man dann noch wettbewerbsfähig ist? Ja. Wenn man sich für weniger herstellende Betriebe entscheidet, wird man dort zu einem wichtigen Kunden. Und je größer man ist, desto mehr Einfluss hat man, was bei der Durchführung von Veränderungen nützlich ist.“
„Wenn Sie Ihre herstellenden Betriebe also noch nicht erfasst haben, fangen Sie sofort damit an.“ Das könne man gut in einer Excel-Datei machen. „Software anschaffen kann man immer noch.“
Rijnsdorp-Schijvens rät außerdem, schon jetzt weiter als Tier 1 zu denken. „Beleuchten Sie nicht nur die Nähwerkstätten, sondern schauen Sie sich auch andere Glieder der Kette an.“ In Tier 2, Tier 3 und Tier 4, zu denen die Färbereien, Spinnereien und Webereien gehören, müsse schließlich auch alles in Ordnung sein und geleistet werden.
Berechnen Sie auch den ökologischen Fußabdruck von Produkten, rät Rijndorp-Schijvens. Das könne komplexer sein, „weil ein Modeunternehmen so um die 20.000 Artikel und mindestens 10 Produktgruppen haben kann“.
„Fangen Sie mit den Bestsellern an“, lautet ihr Motto. „Nehmen Sie zum Beispiel ein Poloshirt und vergleichen Sie die LCA (Life Cycle Assessment, Lebenszyklusanalyse) eines Exemplars aus der Türkei und eines aus China. Wir selbst verwenden dafür das bAwear Score Tool von Modint.“
Rijnsdorp-Schijvens empfiehlt anderen KMUs, sich die praktischen CSRD-Workshop-Videos des SER anzusehen.
Sie erzählt auch, dass Schijvens mit der Avans Hogeschool an einer CSRD-Blaupause „in einfacher Sprache“ arbeitet, um anderen Unternehmen den Einstieg zu erleichtern.
5. Wie sehen Sie die weitere Nachhaltigkeitsgesetzgebung, die auf uns zukommt?
„CSRD und Due Diligence (CSDDD) sind eng miteinander verbunden“, betont Rijnsdorp-Schijvens nachdrücklich. Due Diligence, der Prozess der Identifizierung von Risiken im Bereich Menschenrechte und Umwelt in der Lieferkette, bilde die Grundlage: Sie müsse in Ordnung sein, bevor Unternehmen ihre Berichte wie von der CSRD gefordert erstellen könnten. „Es fühlt sich daher seltsam an, dass die CSDDD-Vorschriften erst nach der CSRD Konsequenzen für Unternehmen und Organisationen haben werden.“
Trotzdem ist sie optimistisch. „Wenn ich mir ansehe, wie wir 2010 dastanden und wie sich die Branche seitdem verändert hat, sehe ich, dass viele Schritte unternommen wurden – und immer noch unternommen werden. Zwanzig Jahre lang haben alle weggesehen, aber diese Zeit ist vorbei. Ich hoffe, dass wir die CSRD und andere Nachhaltigkeitsvorschriften nicht als Belastung, sondern als Chance sehen, die Branche weiter zu verbessern und wirklich etwas zu bewirken.“
6. Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück und was ist für 2025 geplant?
„Eine der wichtigsten Leistungen des Jahres 2024 ist die Eröffnung von drei Fabriken für Frauen in Pakistan und einer in Indien“, erzählt Rijnsdorp-Schijvens. Diese Fabriken bieten Frauen in Ländern, in denen Arbeit für sie nicht selbstverständlich ist, die Möglichkeit, am Arbeitsprozess teilzunehmen. „Ich bin froh, dass wir dies durch Beharrlichkeit und intensive Zusammenarbeit erreichen konnten.“
Im Jahr 2025 wird Schijvens eine Online-Plattform starten. „Damit wollen wir Herstellende und die Träger:innen von Kleidung miteinander verbinden und die Wertschätzung für Kleidungsstücke erhöhen, indem wir den menschlichen Einsatz sichtbar machen. Es ist spannend und ich freue mich darauf.“
Während der Weihnachtszeit ist die Geschäftsführerin in Hongkong zum jährlichen Treffen der Lieferant:innen von Schijvens. „Wir treffen uns mit dem gesamten Team aus den Niederlanden und Herstellenden aus Ländern wie der Türkei, Indien, Pakistan und China. Mittlerweile sind ganze Familien beteiligt“, teilt sie begeistert mit. „Es ist ein Moment des Rückblicks: Wir feiern Erfolge, besprechen, was besser laufen kann, und haben Spaß. Es ist schön zu sehen, wie präsent die Menschen sind und wie sie den Purpose (das höhere Ziel des Unternehmens, Anm. d. Red.) spüren.“
„Nachhaltigkeit macht einfach wirklich Spaß. Es ist so schade, dass die Menschen sie als Problem oder als Kostenfaktor wahrnehmen. Wenn ich jemals auf mein Leben zurückblicke, werde ich nicht an das Gehalt denken, das mir jeden Monat überwiesen wurde, sondern es sind diese Dinge, die mir Glück und Zufriedenheit gebracht haben.“
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Quellen:
- Interview Shirley Schijvens, Geschäftsführerin/Miteigentümerin/kaufmännische Leiterin Schijvens Corporate Fashion, 11. Dezember 2024.
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