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Muji eröffnet Flagshipstore am Ku'damm: Schlichtheit auf vier Etagen

Von Barbara Russ

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Einzelhandel |INTERVIEW

Japanische Schlichtheit auf vier Etagen, das findet sich neuerdings im Marmorhaus auf dem Ku’damm in Berlin. Das imposante Gebäude, einst als Kino errichtet, hat einen neuen Mieter: Das japanische Einzelhandelsunternehmen Muji hat dort sein bisher größtes deutsches Flaggschiff eröffnet. Der Händler, dessen Name von 'Mujirushi Ryōhin' (dt. etwa „Markenlose Qualitätsware“) kommt, gehört zur Aktiengesellschaft K.K. Ryōhin Keikaku. FashionUnited sprach mit dem Geschäftsführer von Muji Germany, Keisuke Okushita, über den neuen Store, seine Ästhetik und die angebotene Kleidung.

Herr Okushita, wie geht es Ihnen heute, bei der Eröffnung des Flagshipstores im Marmorhaus?

Keisuke Okushita: Es geht mir gut, vielen Dank. Es ist natürlich kein optimaler Zeitpunkt für die Eröffnung unseres Flagshipstores, so mitten in der Coronazeit, wir hätten uns das anders gewünscht. Aber dennoch sind wir sehr glücklich darüber, dieses schöne Gebäude nutzen zu können. Wir haben uns bemüht, die Muji-Ästhetik in den Bau zu integrieren, und gleichzeitig die Eigenheiten zu bewahren. Zum Beispiel sieht man im dritten Stock noch die Original Kino-Ausstattung an den Wänden und den Original-Stuck an den Decken. Mit dieser prominenten Lage hoffen wir, die Markenbekanntheit von Muji in Deutschland steigern zu können.

Wie würden Sie die Muji-Ästhetik, insbesondere hier im Marmorhaus, beschreiben?

Es ist eine reduzierte Ästhetik, die durch die großen Fenster hell und licht ist. Wir arbeiten mit natürlichen Materialien und minimalistischem Design. Das hat einen direkten Bezug zur japanischen Zen Philosophie, die auch ein gewisses Gebot der Effizienz und der Ressourcenschonung mit sich bringt. Wir wollen nicht so viel Müll produzieren, auch bei Verpackungen.

Das spiegelt sich auch in der Bekleidung wieder.

Ja, richtig. In Japan ist es im Sommer teilweise sehr heiß und schwül. Daher legen wir bei Muji sehr viel Wert auf gute Qualität und leichte, natürlich Stoffe. Muji steht für eine schlichte, einfache und simple Ästhetik, die ohne Branding funktioniert und für den täglichen Gebrauch geeignet ist. Wir sehen uns als eine Antithese zur Logomania.

Denken Sie, dass sie damit einen Nerv treffen?

Ich glaube, Einfachheit ist zeitlos. Wir achten darauf, qualitativ hochwertige Materialien zu benutzen, damit fühlt man sich immer wohl.

Sind die Kleidergrößen für den europäischen Markt angepasst worden?

Ja, die Kleidergrößen sind für den europäischen Markt angepasst. Eine japanische M entspricht beispielsweise einer europäische Größe S, außerdem sind beispielsweise die Ärmel länger geschnitten.

Glauben Sie, dass sich das Konsumentenverhalten nach Corona verändern wird?

Man sieht jetzt schon deutliche Veränderungen. Viele Menschen haben weniger Geld zur Verfügung und üben jetzt Verzicht. Sie wollen keine unnötigen Dinge mehr kaufen. Unser Ziel ist es, dass die Menschen hier die Dinge für ihr tägliches Leben finden, zu einem günstigen Preis. Deshalb haben wir bei einigen Produkten die Preise gesenkt, zum Beispiel bei den Socken.

Wieviel Prozent der Umsätze von Muji macht Kleidung aus?

In Deutschland sind das etwa 40 Prozent, aber das ist durch die Coronakrise etwas gesunken. Die Menschen gehen aktuell weniger raus, weniger ins Büro. Sie brauchen weniger Kleidung und können sie auch nicht im Laden anprobieren. Das ist umständlich. Die anderen Produkte, wie Haushaltsprodukte, Papeterie oder Kosmetika, verkaufen sich aber weiterhin gut.

Das sind auch Produkte, die sich leichter online verkaufen lassen, als Kleidung. Haben Sie einen Anstieg der Onlinekäufe bemerkt?

Ja. Die Verkäufe im Onlineshop haben sich seit der Coronakrise etwa verdoppelt.

Sie haben hier im Flagshipstore auch mit lokalen Brands zusammengearbeitet, wie haben Sie diese ausgewählt?

Wir haben nach verschiedenen Aspekten gesucht: Die Brands sollten lokal, traditionell oder handwerklich besonders sein. In erster Linie sind es aktuell Lebensmittel, wie Knallepopcorn, Insektenriegel von Snack Insects oder alkoholfreier Wein von Kolonne Null. Außerdem haben wir einen Marktplatz für kunstvolle Gegenstände aus Manufakturen integriert.

Planen Sie, künftig auch lokale Modedesigner auf Ihrer Fläche zu zeigen?

Bisher haben wir das nicht geplant, aber wir wollen verschiedene Kollaborationen angehen und schließen das nicht aus.

Bilder: Muji

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