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FW22/23: Auf diese Trends und Sortimente setzen französische Concept Stores

Von Julia Garel

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Einzelhandel |Interview

Département féminin | Foto: AliceLeveque

FashionUnited hat sich mit drei Luxus- und High-End-Concept-Stores getroffen, um über ihre Arbeitsweise zu sprechen und ihre Herbst/Winter 2022/23-Sortimente zu entdecken. Wir treffen uns bei ‚Micha‘ in Paris, ‚Département féminin‘ in Toulouse und bei ‚Sauvage Poésie‘ in Trouville.

Concept Store Micha in Paris

Micha, Paris

Nur wenige Schritte von der Avenue des Champs-Élysées entfernt, wurde der Concept Store Micha vor zehn Jahren eröffnet und zeichnet sich durch ein farbenfrohes Sortiment aus. In den Regalen findet man hochwertige Damenmode und Accessoires für einen durchschnittlichen Preis von rund 500 Euro. Der Concept Store, der von der charismatischen Gründerin Bansay Micha verkörpert wird, hat während der Pandemie einen dynamischen Instagram-Account eingerichtet und innerhalb von drei Wochen seinen E-Shop lanciert.

Wie funktioniert der Concept Store Micha?

Bansay Micha: Nur wenige Dinge werden fortgeführt. Wir versuchen die ganze Zeit, innovativ zu sein und etwas Neues zu bringen. Ich habe mich für die amerikanische Methode entschieden, bei der ein Teil im Januar/Februar, ein Teil im März/April und ein Teil im Mai/Juni geliefert wird; wir starten die Wintersaison sehr früh, im Mai/Juni. Außerdem gibt es die ganze Zeit über Kapselkollektionen.

Die Covid-Pandemie hat uns eine neue Kundschaft gebracht, die wir vorher nicht hatten und die sehr viel über das Telefon kauft. Leute aus ganz Frankreich, viele aus Belgien und Deutschland, und ich fange an, welche aus den USA zu bekommen. Sie rufen uns an, wir machen eine Videokonferenz und schicken die Produkte ab. Das sind fünf Kund:innen pro Tag.

Wie haben Sie das Sortiment für Herbst/Winter 22/23 zusammengestellt?

Für Herbst/Winter 2022 habe ich einige neue Marken aufgenommen, um das zu ergänzen, was wir bereits haben: Kaschmir, Mäntel.... Ich versuche jede Saison, ein oder zwei neue Marken einzuführen. Außerdem bin ich sehr farb-orientiert. Ich mochte Schwarz schon vorher nicht besonders, aber seit Covid habe ich es aus meinen Kollektionen verbannt. Ich bin der Meinung, dass Schwarz alt und nicht gut aussieht und die Laune nicht hebt. Daher habe ich mich sehr auf Farben konzentriert, insbesondere bei den Strickwaren von Rose Carmine, Mimi Liberté, Mira Mikati und Etro. Dann beruhige ich die Auswahl ein wenig mit hellen und pastelligen Tönen bei italienischen Marken wie Brunello Cucinelli oder Fabiana Filippi.

Ich habe außerdem gerade Forte dei Marmi aufgenommen, das ist eine sehr sympathische Marke, sehr Vichy, ein wenig trendy. In dem, was wir sehr gut verkaufen: Es gibt zum Beispiel DMN Paris, die nach wie vor führend in allem sind, was Blazer, Seide, Hemden betrifft, oder auch Brunello Cucinelli.

Was werden Ihre starken Stücke und Bestseller für den Herbst/Winter 2022 sein?

Da Pelz komplett verschwunden ist, wenden sich die Leute anderen Dingen zu. Es wird Wollfelle geben, die wir in den letzten Jahren komplett links liegen gelassen haben. Auch die Daunenjacke hat einen wichtigen Platz eingenommen, wie bei Herno, eine Marke, die ich neu übernommen habe. Es handelt sich nicht um eine klassische Daunenjacke, sondern eher um eine mit Pailletten besetzte Daunenjacke im Distressed-Look. Überhaupt, Daunenjacken, die man bei niemand anderem gesehen hat: hübsche Daunenjacken aus schönen Materialien und in schönen Farben, die Leute kommen zu mir, um das zu finden.

Und dann, für den nächsten Winter ist die große Neuheit der sehr elegante Kunstpelz, in lang und in Teddy-Style. Wir sind in eine andere Ära aufgebrochen. Wir essen vegan, wir kleiden uns vegan, wir tragen keinen Pelz mehr. Ich finde, dass es in anderthalb Jahren viele Veränderungen gegeben hat und das ist auch gut so. Wir haben den Komfort in den Vordergrund gestellt: Wir verkaufen Jogginghosen, teuer oder nicht, aber immer schick und mit einem Blazer zu tragen. Die Leute bevorzugen wirklich Hosen mit Gummizug, alles, was Unisize hat und weit geschnitten ist. Sie achten auch sehr auf die Materialien. Die Leute haben keine Lust mehr auf formelle Kleider, selbst wenn sie eine Hochzeit haben, mich eingeschlossen: Ich bevorzuge Smoking oder Kostüm, aber ich habe keine Lust mehr auf Flatterkleider, auf Abendkleider, die man einmal anzieht und dann nie wieder. Und die Leute sind da genauso, sie sagen dir, dass sie, wenn sie heute etwas kaufen, es später wieder tragen wollen. Wir leben nicht mehr in der Ära, in der man ein Abendkleid kauft, um damit zu protzen. Früher gab es Abendkleider von Marken wie Azzaro, aber je länger je mehr geht man zu Dingen über, die man später leicht wieder anziehen kann, selbst wenn man die Teile mischt. Ich selbst habe zum Beispiel keine Lust mehr, hohe Absätze zu tragen, lieber läute ich die Ära der Clogs ein. Im Herbst/Winter 2022/23 tragen wir Clogs als gefütterte Version oder mit Socken. Alle Marken haben angefangen, sie herzustellen: von Gucci über Hermès bis hin zu Saint Laurent.

Angebotene Marken: NotShy, Brunello Cucinelli, Les Interchangeables, Rose Carmine...
Projekt: Schaffung eines Boudoir-Bereichs in diesem Sommer in der Boutique, im Geist von „Charlotte Tilbury“.

Département Féminin. Foto: AliceLeveque

Département Féminin, Toulouse

Carole Bénazet eröffnete Département Féminin vor rund 20 Jahren in Toulouse und digitalisierte den Laden vor zehn Jahren. Der Concept Store arbeitet hauptsächlich mit den großen Luxushäusern der LVMH-Gruppe wie Loewe und Celine oder High-End-Häusern wie Jacquemus zusammen. Obwohl die Erweiterung der Kundschaft zu anderen Einkäufen als früher führt, bleibt der durchschnittliche Warenkorb bei etwa 1.000 Euro.

Wie läuft der Concept Store Département Féminin?

Carole Benazet: Wir kaufen die Auswahl an Kleidung aus den Kollektionen der einzelnen Marken. Am Ende der Saison werden die unverkauften Stücke abverkauft, nie zurückgegeben, da die Stücke uns gehören. Außerdem sind die Kollektionen heute recht breit gefächert. Man kauft vier bis fünf Monate lang eine Saison, während man früher für einen viel kürzeren Zeitraum kaufte.

Wie sieht das Herbst/Winter-Sortiment 2022/23 aus?

Der Herbst-Winter 2022 ist ähnlich wie 2021, mit zusätzlich Courrèges und Bottega Veneta, die letztes Jahr noch nicht in unserer Auswahl waren. Wir haben auch ein Angebot an Strickmarken wie Alexandra Golovanoff oder Linnea Lund, eine junge Kaschmirmarke, die wir sehr mögen. Wir haben viele Neuheiten, auch wenn die Luxushäuser natürlich immer wieder Wiederholungen anbieten, insbesondere die It-Bags.

Auf der anderen Seite kommen jetzt die eleganteren Stücke wieder zurück. Wir verkaufen zum Beispiel sehr gut Jacken. Bei Celine gibt es wieder ein Angebot an eleganteren Stücken, Röcke und Kleider, die auf Interesse stoßen; das Gleiche gilt für Saint Laurent mit Kostümen. Bei Balenciaga ist es wahr, dass sie versuchen, etwas mehr Tailoring zu machen, obwohl ihre Kernkundschaft immer noch ein jüngeres Segment ist. Insgesamt gibt es jedoch den Wunsch, zu einer etwas eleganteren Garderobe zurückzukehren. Das ist ein Grundtrend.

Accessoires sind ebenfalls gefragter, unser Volumen ist eher steigend. Und was ich die kleinen Kategorien nenne – Gürtel, Tücher, Schmuck – bleiben Kategorien, die heute sehr stark wachsen, weil sie von einer sehr jungen Kundschaft entdeckt werden und weil Jacquemus extrem erfolgreich war, indem er kleinere Taschen anbot und jungen Leuten die Möglichkeit gab, bei diesen Häusern zu kaufen. Ich glaube, dass die Industrie letztendlich stark davon profitiert hat.

Haben Sie eine Entwicklung Ihrer Kundschaft festgestellt?

Ja, die Kundschaft ist breiter und jünger geworden. Es stimmt, dass die Markenstrategie viel dazu beiträgt und dass wir diesen Aspekt aufgegriffen haben. Wir haben auch unsere Schuhabteilung stark ausgebaut, weil wir Partner hatten, die auch in diesem Bereich ziemlich erfolgreich waren. Chloé zum Beispiel hat in letzter Zeit viele Bestseller kreiert, vor allem den Stiefel Betty und die Lauren-Schuhe aus Spitze; und natürlich ist Balenciaga nach wie vor eine Referenzmarke für Sneaker. Zusammen mit Dior sind dies die drei Häuser, von denen wir viele Schuhe verkaufen. Seit diesem Sommer haben wir Bottega Veneta aufgenommen, die auch eine sehr begehrte Marke für Schuhe sind, weil sie Farbe ins Spiel bringen. Wir hatten schon immer Schuhe, aber die Umsätze entwickeln sich in diesem Bereich sehr stark. Lange Zeit hatten wir Schwierigkeiten, diesen Bereich zu entwickeln, weil die Schuhhersteller immer viel stärker waren als wir. Wir hatten letztendlich Schuhe, die zu den Silhouetten passten, und man kam nicht zu Département Féminin, um sich Schuhe zu kaufen. Jetzt haben wir viele und es werden immer mehr. Celine wird auch zu einer sehr starken Marke für Schuhe. Sie haben viele Bestseller: Ihre Sandalen, Sneakers und Boots sind immer heiß begehrt.

Angebotene Marken : Loewe, Dior, Indress, Acne Studios, Jacquemus, Celine…
Projekte : Eröffnung eines Geschäfts in Cadaqués, Spanien.

Courtesy of Sauvage Poésie.

Sauvage Poésie, Trouville

„Sauvage Poésie ist ein verantwortungsbewusster Lifestyle-Concept-Store, Premium, aus der Provinz“, erklärt Anne Laure Couplet, CEO von Paule Ka und Burton of London, am Telefon. Die Marke, die aus der Marke Burton of London hervorgegangen ist, und im Juli 2021 in Trouville eröffnete, ist etwas weniger als ein Jahr alt, aber bereits in Bordeaux, Lyon und Cannes vertreten, hat einen Pop-up-Store in Saint-Tropez und bereitet sich auf die Eröffnung in Amiens vor. Dieser Concept Store baut sein Angebot auf Eigenmarken und Partnermarken auf, die alle nach einem Merchandising-Mix aus Textilien, Beauty und Home organisiert sind, für einen durchschnittlichen Warenkorb von etwas mehr als 100 Euro.

Wie funktioniert der Concept Store Sauvage Poésie?

Anne Laure Couplet: Das Konzept ist wirklich besonders. Bei 50 Prozent der Marken tragen wir den Bestand, das heißt, wir kaufen die Produkte und verkaufen sie weiter. Bei den Partnermarken ist es auf Konzession, sie kommen in die Läden und stellen ihre Produkte nach einem Merchandising vor, das wir beschlossen haben und das Mode, Home und Beauty miteinander verbindet. Aber die Produkte werden nicht von uns gekauft. Wir kassieren den Umsatz und zahlen ihnen eine Provision. Das gleicht den Lagerbestand aus, denn 50 Prozent werden gekauft und 50 Prozent sind im Lager.

Trouville ist ein echter Erfolg, weil die Leute Zeit haben. Weil es ein Konzept ist, das uns aus der vorherrschenden Tristesse herausholt und wo die Leute Zeit drinnen verbringen, oder einen Kaffee trinken gehen. Es ist ein Erlebnis, eine Auszeit vom Alltag. Das bedeutet, dass man Raum und Zeit braucht. Deshalb versuchen wir, uns in der Nähe der Zweitwohnsitze unserer Kundschaft niederzulassen.

Was werden Ihre starken Stücke und Bestseller für den Herbst/Winter 2022 sein?

Alle Kaschmirpullover, die sich von Jahr zu Jahr gut verkaufen und auch weiterhin gut verkaufen, weil es ein gesellschaftliches Phänomen gibt, das vor allem auf den Aufschwung des Homeoffices zurückzuführen ist: Über die Pandemie hinaus unterzeichnen viele Unternehmen Vereinbarungen für einen, zwei oder sogar drei Tage Homeoffice. Die Produkte, die zum Motto „Ich bleibe zu Hause, aber ich bin ziemlich schick“ passen, haben also einen großen Aufschwung erfahren. Der gesamte Strickbereich hat große Fortschritte gemacht. Wir führen auch Trenchcoats und alles, was Oversize ist. Der Pullover und der Parka sind wirklich unsere beiden stärksten Produkte. Und im Sommer laufen hier alle Seidenkleider sehr gut.

Bei Sauvage Poésie gibt es diese Kuration, die uns sehr wichtig ist: eine Handschrift und ein roter Faden, die bestimmen, ob das Produkt gekauft wird oder nicht. Wenn ich zum Beispiel die Marke Burton nehme: Sie hat gleichzeitig extrem lässige Produkte, Homewear, die am Wochenende getragen wird, aber auch, und das ist übrigens das, was ihren Ruf begründet hat, alles, was in Richtung Anzug geht, der sehr urban getragen wird. Es gibt auch Paule Ka bei Sauvage Poésie, aber wie bei Burton konzentrieren wir uns eher auf den Everyday-Look als auf den Urban-Teil.

Welche neuen Marken haben Sie für die Herbst-Winter-Saison 2022 aufgenommen?

Die Idee ist, Marken aufzunehmen, die nicht sehr bekannt sind. Warum? Weil wir denken, dass es nicht viel Sinn macht, mit anderen Marken zu konkurrieren und das Gleiche zu bieten wie anderswo. Bei den Textilien bringen wir Espadrille de Deauville, Vigumaso, Ellozze-Anzüge und Tricots Jean Marc mit. Manchmal versuchen wir auch, eine lokale Auswahl zu treffen. Die lokale Verankerung ist sehr wichtig im Konzept von Sauvage Poésie.

Angebotene Marken: Lejaby Inspire, Burton of London, Sauvage Poésie, Paule Ka, Faguo...
Projekte: Eröffnung eines Online-Shops und vierzig Sauvage Poésie-Geschäfte in den nächsten zehn Jahren.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

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