Die Zukunft von StockX: Frauen, Gen Z und Expansion nach Japan
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Ist es in diesen unsicheren Zeiten besser, in Gold oder in einen Turnschuh zu investieren? StockX, die amerikanische Plattform, auf der Sneaker nach dem Vorbild der Börsenspekulation gehandelt werden, hat eine eigene Idee zu dieser Frage. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze der Plattform außerhalb der USA um 260 Prozent. Im dritten Quartal 2020 hatte StockX laut dem gerade veröffentlichten Bericht durchschnittlich 25 Millionen monatliche Nutzer weltweit.
In Europa, wo das amerikanische Unternehmen vor zwei Jahren lanciert wurde, hat sich der Umsatz verdreifacht. StockX surft auf einer magischen Welle: die Begehrlichkeit von Turnschuhen, der Aufstieg des Wiederverkaufsmarktes (mit einem durchschnittlichen Wachstum von 15 bis 20 Prozent dürfte der Wiederverkauf von Turnschuhen bis 2030 mehr als 25 Milliarden Euro ausmachen, davon mehr als 16 Milliarden außerhalb der Vereinigten Staaten, so das Marktforschungsunternehmen Cowen). Ganz zu schweigen von der Beschleunigung des digitalen Handels, verbunden mit dem Aufstieg der Generation Z, der aktuell unter 25-Jährigen. Olivier van Calster, Vice President International und Managing Director Europe, analysiert dieses Phänomen für FashionUnited und erläutert seine europäischen Ambitionen.
FashionUnited: Der jüngste Quartalsbericht von StockX zeigt, dass die asiatischen und europäischen Märkte die Nachfrage ankurbeln, auch dank des Wiederverkaufsmarks, der bis 2030 mehr als 25 Milliarden Euro wert sein soll. Was sind die europäischen Schlüsselmärkte?
Olivier van Calster: Der Inlandsmarkt von StockX bleibt die Nummer eins. Wachstumsraten sind weniger wichtig, weil der Markt älter ist. In Europa, wo wir erst seit zwei Jahren bestehen, ist das Wachstum exponentiell. Wir sind von Null ausgegangen und haben die Import- und Lieferkosten gebremst, während wir gleichzeitig die Customer Experience erleichtert haben. In Deutschland, Frankreich und Italien sind die Websites jetzt in der Muttersprache verfügbar. Infolgedessen haben wir ein Wachstum erlebt, das unsere Erwartungen übertroffen hat. Diese drei Länder sind unsere europäischen Lokomotiven, die noch viel Potenzial haben, während Spanien und die Benelux-Länder diesem Trend folgen sollten.
Was sind die Unterschiede zwischen diesen Märkten?
In Frankreich dominiert der Jordan 1 mit seiner ganz besonderen Silhouette sowie die Zusammenarbeit mit Yeezy X Adidas. Die Nike Air Max-Modelle sind auch Teil des begehrtesten Schuh-Universums. Von den 100 beliebtesten Turnschuhen im Jahr 2020 sind 20 Prozent Jordan 1er und 15 Prozent Nike Air Max. Auch Netflix' "The Last Dance", der die Geschichte der Chicago Bulls und Michael Jordans nachzeichnet, hatte etwas damit zu tun. Die Italiener sind ebenfalls sehr heiß auf Jordans, während der Adidas ZX in Deutschland ein großer Hit ist.
Nike hat eine lange Tradition der internationalen Zusammenarbeit mit weltberühmten Künstlern und Sportlern. Die Silhouetten dieser Schuhe haben eine besondere Resonanz auf den internationalen Märkten.
Wie wurde StockX in Europa von der Pandemie beeinflusst?
Zu Beginn der Quarantänemaßnahmen waren die Auswirkungen sichtbar, es gab eine Verlangsamung der Aktivität für zwei oder drei Wochen. Dann hatten wir eine unglaubliche Beschleunigung der Verkäufe auf der Plattform. Entscheidend ist der Einfluss der Generation Z: 62 Prozent der StockX-Nutzer sind unter 25 Jahre alt — junge Leute, die während des Lockdowns zu Hause festsitzen und die diese Begeisterung für den Sneaker und das Kultobjekt haben. Die "GenZ" treibt auch das Entstehen der "Next-Gen"-Kundschaft voran, die eher nach einzigartigen und exklusiven Kooperationen als nach schneller Mode sucht.
Dieser Boost bei den Verkäufen hält auch heute noch an. Das Hinzukommen des weiblichen Publikums ist der andere Schlüsselfaktor: Die Zielgruppe der außeramerikanischen und vor allem europäischen weibliche Nutzerinnen von StockX ist im letzten Jahr um 130 Prozent gewachsen, dank der Zunahme des weiblichen Sneaker-Angebots. Bei StockX haben die weltweiten Verkäufe von Damenschuhen im Jahr 2020 den Weltmarkt um 70 Prozent übertroffen. Wir bieten leichten Zugang zu luxuriösen und dennoch erschwinglichen Produkten. Das Phänomen wird durch soziale Netzwerke weiter vervielfacht.
Auf dem Höhepunkt der Pandemie wurden auch Ungleichheiten im Zugang zwischen den Märkten geschaffen. Aufgrund von Transport-Engpässen waren einige Produkte an einem Ort schwerer zu finden und anderswo leicht zugänglich. Zum Beispiel war Supreme in Europa fast unmöglich zu finden, während seine Verfügbarkeit in Japan enorm war. Ich denke dabei auch an den Dior X Air Jordan 1, der mit Preisen zwischen 5.000 und 7.000 Euro überall ein Hit war und bei dem Frankreich international die Nummer eins unter den Exporteuren ist.
Abgesehen von jüngeren Generationen und Frauen, haben Sie eine Typologie der StockX-Nutzer? Was ist die Hauptmotivation der Nutzer: Kaufen, Sammeln oder Spekulieren?
Alle drei sind wichtig. StockX garantiert Kaufsicherheit, ehrliche Preise, Rückverfolgbarkeit. Das macht es leicht, mit Freude zu kaufen. Wichtig ist auch die Motivation des "Sammlers", des Turnschuh-Liebhabers, der sich in seiner Jugend keinen Turnschuh kaufen konnte. Die Generation der Fünfundvierzigjährigen, die mit Sneakern aufgewachsen sind, sollte nicht vernachlässigt werden. Wir befinden uns am Scheideweg von Luxus, Straßenkleidung, Begehrlichkeit und Produkt. Das Phänomen ist nicht neu, hat sich aber in den letzten fünf Jahren besonders stark ausgeprägt. Schließlich hat der spekulative Aspekt, die wirtschaftliche Chance, die diese Art von Investitionen darstellt, mit der Pandemie zweifellos zugenommen. Vor allem bei den Jüngsten. Diese Generation von "Spontanunternehmern" hat sich in einem Kontext von Krise und Unsicherheit durch die Pandemi noch stärker etabliert.
Wie interagieren Sie mit den Marken? Drängen Sie auf die Lancierung limitierter Editionen?
Wir haben die IPO-Formel (Initial Product Offering) lanciert, die auf grossen Erfolg stößt. Ein System des blinden Bietens, bei dem der Benutzer den Startpreis festlegt, ohne Bezug auf den von der Marke verlangten Preis. Anfang Mai brachte New Balance 400 Paare der Serie, die aus der Zusammenarbeit mit dem kreativen Kollektiv No Vacancy Inn entstanden ist, direkt bei StockX zum Verkauf. Nach vier Tagen Präsenz auf dem Marktplatz generierte der Börsengang fast 14.000 Gebote, die höchste Zahl in der Geschichte der StockX-Börsengänge. Dies ist einer der Wege, auf denen wir mit großen Marken zusammenarbeiten. Wir werden dies auch weiterhin tun.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Wir haben drei Entwicklungsbereiche. Wir werden weiterhin international investieren, insbesondere in Europa in unseren Schlüsselmärkten Frankreich, Italien und Deutschland.
Wir eröffnen auch ein Büro in Tokio, um StockX in Japan einzuführen. Schließlich wollen wir unsere Produktkategorien weiter ausbauen, insbesondere bei begehrenswerten elektronischen Artikeln wie Xbox, Playstation oder Iphones. Im Allgemeinen arbeiten wir noch an der Verbesserung des Kundenerlebnisses.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Bilder: StockX