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Chinesische Touristen: Neue Hoffnung für den Modehandel?

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

In den letzten zehn Jahren konzentrierten sich Modeanbieter und -händler besonders neue Kundenschichten aus Russland und den reichen Golfstaaten. Die zahlungskräftige Klientel aus diesen Ländern schien geradezu unerschöpflich und manchen Unternehmen ließ sich dazu verleiten, seine Kollektionen gleich ganz auf den Geschmack dieser Zielgruppen auszurichten.

Die eingeschränkten Handelsbeziehungen zu Russland und die weltweit stets wachsende Terrorgefahr verlangen nun jedoch von Handel und Unternehmen, umzudenken. So gingen nicht nur die Exporte nach Russland und in den Mittleren Osten zurück, auch die Anzahl der Touristen, die zum Shoppen nach Europa und Deutschland kamen, nimmt stetig ab. Gerade der stationäre Modehandel muss sich daher nach alternativen Kundenschichten umsehen.

Eine Chance für den Modehandel könnten künftig Touristen aus China sein. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) reisten allein im vergangenen Jahr rund 109 Millionen Chinesen ins Ausland und gaben dort fast 230 Milliarden US-Dollar in lokalen Geschäften aus. Neben anderen asiatischen Staaten wie Hong Kong, Südkorea oder Thailand rückt dabei vor allem Europa immer stärker in den Fokus chinesischer Touristen. Länder wie Frankreich, Italien und Deutschland zählen mittlerweile zu den beliebtesten Reisezielen der Chinesen außerhalb Asiens.

Reisende mit hoher Shopping-Affinität

Ein Trend, der sich wohl auch im neuen Jahr weiter verfestigen wird. In 2015 verbuchte Europa bereits eine Verdopplung der Anzahl chinesischer Touristen. Dass Menschen aus China durch Europa reisen, ist natürlich kein neues Phänomen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als in erster Linie ältere Menschen nach Europa kamen, um während eines fünftägigen Bustrips 30 europäische Sehenswürdigkeiten zu besuchen, sehen sich die neuen Touristen eher als Reisende, die mit Muße unterwegs sind und gerne einkaufen gehen.

Gerade die jüngeren Zielgruppen zwischen 15 und 29 Jahren, die mittlerweile bereits 50 Prozent aller chinesischen Auslandstouristen ausmacht, ist weiter auf dem Vormarsch. Sie ist weniger darauf bedacht, möglichst viele Destinationen in möglichst kurzer Zeit abzuarbeiten als darauf, sich auf ein Land und seine kulturellen Eigenheiten einzulassen. Dazu zählen neben Kulturerlebnissen auch Shopping-Trips in die Innenstädte.

Da kommt es gelegen, dass die Zielgruppe der sogenannten Millennials nicht nur gerne Geld ausgibt, sondern auch welches hat. Laut GfK verfügen 66 Prozent der jüngeren Chinesen über ein hohes Einkommen, Tendenz weiter steigend. Sieben von zehn chinesischen Millennials haben gute bezahlte Jobs in der Wirtschaft.

Modehändlern in Deutschland ist daher zu raten, die neuen chinesischen Zielgruppen anzunehmen und aktiv anzusprechen. Dabei sollte beachtet werden, dass diese potentiellen Kunden nicht als Touristen im klassischen Sinne sondern als Reisende mit Anspruch wahrgenommen und entsprechend behandelt werden. Dann besteht durchaus die Chance, dass der stark gebeutelte Modehandel in Deutschland wieder mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft blicken kann.

Foto: RainerSturm / pixelio.de

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