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„100 Prozent Fälschungen": Markenverband prangert Ebay an

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Handelsplattformen wie Ebay werden wohl immer mehr von dubiosen Händlern genutzt, um Verbrauchern Produktfälschungen zu Schnäppchenpreisen unterzujubeln. Gerade im Textilbereich gehen die Markenpiraten wohl immer dreister vor, offenbar ohne sich vor drohenden Konsequenzen fürchten zu müssen.

Testkäufe des Markenverbandes beweisen dies. So hat der Verein mit Sitz in Berlin eigenen Angaben zufolge bei „Deutschlands größten Onlineauktionshaus“ Testkäufe von Marken-Poloshirts durchgeführt und die dabei erworbenen Produkte vom Hersteller auf Authentizität prüfen lassen. Dabei hätten sich alle bestellten Produkte als Fälschungen herausgestellt, heißt es.

Man habe sich wie ein preisbewusster Onlinekäufer verhalten: Über die Suchoptionen des Onlineauktionshauses sei nach einer bestimmten Marke, dem niedrigsten Preis und neuer Ware gesucht worden. Danach seien die ersten zehn vorgeschlagenen Angebote bestellt worden. Besonders interessant fand der Markenverband dabei, dass alle Anbieter als „gewerblich angemeldete Verkäufer" ausgewiesen waren.

Für die Markenlobbyisten war diese Erfahrung wohl nicht ganz neu. Schließlich sei seit Jahren bekannt, dass der Onlinehandel für den Handel mit Fälschungen eine Schlüsselrolle als Vertriebskanal einnehme. „Die Fälscher wissen, wie leicht sich Fälschungen über die Onlinemarktplätze verkaufen lassen. Zudem ist der Handel über das Internet nahezu risikolos. Vor dem Hintergrund dieses Wissens müssten die Onlinemarktplätze zum Schutz ihrer Kunden intensiv in die Vorfeldbekämpfung von Fälschungsverkäufen gehen,“ so der Verein. Das Herausfiltern einer Menge von möglichen Fälschungen mit vorhandener Software sei schließlich technisch ein Kinderspiel. „Für extremistische Inhalte oder Waffen gibt es solche Lösungen schon längst. Mit dem Verweis auf bestehende Internetprivilegien entziehen sich die Plattformbetreiber aber ihrer Verantwortung für vorbeugende Maßnahmen gegen Fälschungsverkäufe,“ heißt es weiter.

Politik soll für klare Regelungen sorgen

Der Markenverband sieht einmal mehr die Politik in der Pflicht, Onlineanbieter stärker zu reglementieren und zu kontrollieren. „Die europäische Politik sieht seit Jahren weg, wenn es um Fälschungsverkäufe über Onlinemarktplätze geht. Dabei sind ihr die Fakten lange bekannt und die Einführung von Sorgfaltspflichten für diese Plattformen würde den digitalen Marktplatz Europas für alle sicherer machen,“ so Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes. Nun sei es an der Europäischen Kommission bei der Überarbeitung der Richtlinie zur Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte endlich das offene Scheunentor für Fälschungsverkäufe im Internet zu schließen, die Vertriebskanäle der Kriminellen trockenzulegen und die Verbraucher nicht länger im Regen stehen zu lassen.

Köhler fordert im Zuge dessen eine verbindliche Einführung von Sorgfaltspflichten für Onlinemarktplätze, um die europaweiten Vertriebswege krimineller Fälscher zu beschneiden und den digitalen Marktplatz Europas „für alle sicherer“ zu machen.

Im Rahmen der Überarbeitung der Richtlinie zur Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte könne die Europäische Kommission nun ganz aktuell zeigen, wie ernst sie es mit dem Verbraucher- und Markenschutz und der Beschneidung der Vertriebswege krimineller Fälscher wirklich meine, so Köhler weiter. „Die verbindliche Einführung von Maßnahmen, mit denen die Onlinemarktplätze die Rückverfolgbarkeit von Händlern sicherstellen und verhindern, dass gefälschte Waren beworben und vertrieben werden, wäre ein wesentlicher Schritt.“

Der bereits 1903 gegründete Markenverband gilt als Spitzenorganisation der deutschen Markenwirtschaft. Die Mitglieder stehen für einen Markenumsatz von insgesamt rund 500 Milliarden Euro pro Jahr, darunter auch etliche Textilunternehmen wie Hugo Boss, Seidensticker, Triumph oder Falke.

Foto: Dieter V / pixelio.de

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