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Studie: Modeindustrie reduziert CO2-Emissionen zu langsam

Von Simone Preuss

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Die Modeindustrie trägt durch ihre CO2-Emissionen beträchtlich zum Klimawandel bei, weshalb Anstrengungen von Marken, Einzelhändlern und anderen Akteuren entlang der Lieferkette in vollem Gange sind, um nachhaltiger zu werden und diese Emissionen zu verringern. Die gemeinsame Studie von McKinsey & Company und der Global Fashion Agenda, „Fashion on Climate“, die jüngst veröffentlicht wurde, hat die Rolle der Modebranche im Kampf gegen den Klimawandel beleuchtet und kommt zu einem vernichtenden Resultat: Derzeit gelingt es der Branche nicht, CO2-Emissionen weit genug zu reduzieren, um das vom Weltklimarat (IPCC) festgelegte 1,5-Grad-Ziel bis 2030 zu erreichen.

Die Bekleidungs- und Schuhindustrie verursachte 2018 rund vier Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes (2,1 Milliarden Tonnen). Das entspricht den Emissionen von Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen. „Ohne weitere Maßnahmen werden die CO2-Emissionen der Branche bis 2030 wahrscheinlich auf rund 2,7 Milliarden Tonnen pro Jahr ansteigen. Das entspräche einer jährlichen Wachstumsrate von 2,7 Prozent und wäre mehr als eine Verdopplung der maximalen Emissionen, die eigentlich erforderlich sind, um das 1,5-Grad-Ziel zur Verringerung der Erderwärmung zu erreichen“, so die Studie.

Zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels müsste die Modeindustrie in den nächsten zehn Jahren ihre jährlichen Emissionen auf etwa 1,1 Milliarden Tonnen reduzieren, was einer Halbierung der heutigen Menge entspricht. „Die Welt hat sich verändert, die Verbraucher suchen nach nachhaltigen Unternehmen und Marken. Es sind mutige Maßnahmen erforderlich, wenn die Modeindustrie den 1,5-Grad-Pfad erreichen will“, kommentiert Karl-Hendrik Magnus, Seniorpartner und Leiter der Apparel, Fashion & Luxury Group bei McKinsey in Deutschland, in einer Pressemitteilung. „Die gute Nachricht für die Branche: Viele der erforderlichen Maßnahmen lassen sich wirtschaftlich vorteilhaft umsetzen.“

Die Studie hat deshalb die aktuellen CO2-Emissionen der Modeindustrie sowie Wege, den Ausstoß bis 2030 stärker zu senken, analysiert und die Kosten einer Emissionssenkung beziffert. Eines ist dabei klar: Marken und Einzelhändler müssen enger mit ihren Partnern in der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten.

Studie „Fashion on Climate“ identifiziert drei Aktionsfelder

Eines von drei identifizierten Aktionsfeldern ist die Verringerung der Emissionen in vorgelagerten Arbeitsvorgängen: „61 Prozent einer beschleunigten Verringerung könnten durch Kohlendioxidreduzierung in der Materialproduktion und -verarbeitung, die Minimierung von Produktions- und Herstellungsabfällen und bei der Bekleidungsherstellung erreicht werden. Mehr Energieeffizienz und ein Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien könnten bis 2030 zu einer Emissionsverringerung um etwa 1 Milliarde Tonnen jährlich führen“, schätzt die Studie.

Ein weiteres Aktionsfeld ist die Verringerung der Emissionen in den Unternehmen selbst. Hier verweist die Studie auf einen veränderten Materialmix wie zum Beispiel Recyclingfasern, nachhaltige Transportmittel wie Elektrofahrzeuge, andere Verpackungen mit recycelten und leichteren Materialien, Umstellungen im Einzelhandel durch mehr Energieeffizienz und weniger Rückgaben und weniger Überproduktion. Laut Schätzungen der Studie könnten so bis 2030 bis zu 308 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent jährlich eingespart werden.

Beim dritten Aktionsfeld geht es um die Förderung eines nachhaltigen Verbraucherverhaltens: „Wenn Verbraucher mehr auf nachhaltige Mode achten und Kleidung wieder- und länger verwenden, dann kann dies im Zusammenspiel mit veränderten Geschäftsmodellen der Unternehmen 2030 zu einer Emissionsverringerung von 347 Millionen Tonnen führen“, rechnet die Studie. Wichtige Ansätze sind hier die Schaffung einer wahren Kreislaufwirtschaft, Vermietung, Wiederverkauf, Reparatur und das Aufarbeiten von Kleidungsstücken sowie weniger Wasch- und Trockenvorgänge.

Bekämpfung des Klimawandels macht wirtschaftlich Sinn

„Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen. Die Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, wie vernetzt wir sind und dass wir tatsächlich die Möglichkeit zum Wandel besitzen. Es hängt von der Fähigkeit der Modeindustrie ab zusammenzukommen, damit wir die Gelegenheit ergreifen und eine führende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen können“, sagt Eva Kruse, CEO der Global Fashion Agenda.

Um Akteuren der Modebranche auch den nötigen finanziellen Anreiz zu geben, hat sich die gemeinnützige Organisation mit Unternehmensberatung McKinsey zusammengetan, denn die Emissionssenkung macht nicht nur umweltpolitisch sondern auch wirtschaftlich Sinn für Unternehmen.

„Ich bin mir bewusst, dass es für viele keine leichte Aufgabe ist und dass jedes Unternehmen nur über begrenzte Ressourcen verfügt. Deshalb bin ich besonders stolz darauf, den Report ‚Fashion on Climate‘ zusammen mit unserem strategischen Partner McKinsey auf den Weg zu bringen. Denn ich bin zuversichtlich, dass er Unternehmen helfen wird, besser zu verstehen, worauf sie ihre Anstrengungen konzentrieren müssen, um die größte Wirkung ihrer Investitionen zu erzielen“, erläutert Kruse.

Konkret fanden die Global Fashion Agenda und McKinsey heraus, dass etwa 55 Prozent der erforderlichen Maßnahmen auf industrieweiter Basis die Nettokosten senken können. „Die anderen Maßnahmen erfordern Anreize in Form von Verbrauchernachfrage oder Regulierungen. Etwa 90 Prozent der Maßnahmen können mit Kosten von etwa 50 US-Dollar pro Tonne CO2-Emissionen erreicht werden“, so das Fazit.

Der komplette Bericht kann auf der McKinsey-Website oder der Website der Global Fashion Agenda heruntergeladen oder eingesehen werden.

Bilder: McKinsey Website

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