Nach Slimanes Celine-Debüt: 5 weitere Debüts, die daneben gingen
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Hedi Slimanes Debüt-Kollektion für Celine war für viele eine Enttäuschung, und auch Riccardo Tiscis Debüt bei Burberry wurde nicht von allen Seiten mit Begeisterung überschüttet. Dass dies häufig so ist, und Designer ein Haus erst einmal austesten und kennenlernen - oder eben wieder gehen - müssen, bevor sie ihre neue Linie finden, lässt sich durch einige Schlüsselmomente in der Geschichte der Mode belegen. Fest steht: In der Mode ist niemand zu groß, um zu scheitern.
Karl Lagerfeld für Chanel
Karl Lagerfeld, der bei Hedis Celine-Show in der ersten Reihe saß, verlor einst bekannterweise 92 Pfund, sodass er 2001 die von Slimane entworfene Kleidung tragen konnte. Während Karl Lagerfeld bei Chanel heute nichts falsch machen kann, war dies keineswegs immer so. Als er 1983 in das Unternehmen eintrat, nachdem er ein berichtetes Jahresgehalt von einer Million Dollar plus Vergünstigungen erhalten hatte, arbeitete er zahlreiche 16-Stunden-Tage an seiner ersten Kollektion - noch dazu Haute Couture - im berühmten Atelier in der Rue Cambon, wo es laut WWD eine "er gegen uns"-Einstellung unter den alteingesessenen Chanel-Angestellten und dem neuen Designer gab." Die anschließende Show-Review von WWD war nicht viel positiver. Sie monierte sperrige Stoffe, ungebügelte Kleidung, und dass Lagerfeld "zu viele Chanel-Dont's und nicht genug -Do's beging". Karls Antwort? "Selbst wenn sie es nie so gemacht hat, es ist sehr Chanel, oder?" Dreißig Jahre später, nachdem er den geschichtsträchtigen Namen vor dem Aussterben gerettet hat, ist er mit dem Haus genauso verbunden wie seine Gründerin.
Tom Ford für Yves Saint Laurent
Und was, wenn der Gründungsdesigner noch am Leben ist, um die Vereidigung seines Nachfolgers zu erleben? So geschehen, als Tom Ford 1999 zum Creative Director von Yves Saint Laurent ernannt wurde. Der angesehene französische Modeschöpfer zeigte sich verächtlich gegenüber dem Geschmack des Texaners, und als die Umsätze unter dem Newcomer stiegen, wurde der Gründer nur noch feindseliger. Wie Ford 2015 gegenüber CNBC sagte: "Ich habe einige Briefe von ihm bekommen. Ich erinnere mich, dass eine Zeile lautete: "In dreizehn Minuten hast du 40 Jahre meiner Arbeit zerstört" oder "meines Lebenswerkes" oder so etwas in der Art." Fords Vision für YSL und zuvor Gucci war wohl einer der Scheidepunkte, der die globale Mode ins 21. Jahrhundert brachte und eine neue Generation von Konsumenten zu zwei legendären, aber im Dornröschenschlaf liegenden Häusern zurückholte. Aber seine Meinung über den 2008 verstorbenen Saint Laurent und seinen Geschäftspartner Pierre Bergé? "[Sie waren] schwierig und so böse und machten mir mein Leben schwer."
Alexander McQueen für Givenchy
Ein ähnlicher Konflikt zwischen dem Establishment und den mutigen neuen Talenten ereignete sich 1996 bei Givenchy, als der 27-jährige britische Designer Alexander McQueen, von der Presse als "der Hooligan der englischen Mode" bezeichnet, die kreative Leitung dieses Hauses an der Avenue George V übernahm und Hubert de Givenchy prompt als "irrelevant" abtat. Da McQueen noch nie zuvor in der Haute Couture gearbeitet hatte, entsetzte seine Ernennung das ancien Regime, die Verkäufe sanken, und sogar McQueen selbst nannte diese Kollektionen rückwirkend "Mist". Im Nachhinein fungierte Givenchy aber als ein entscheidendes Sprungbrett auf der persönlichen Reise des Designers, der die Landschaft der Luxusmode verändern sollte. Es gelang ihm, aber auf dem Weg dorthin musste er einige Brücken abbrechen.
Marc Jacobs für Perry Ellis
Ein Debüt, das so vollends verfleischt wurde, so sehr, dass es zum Stoff für Legende wurde, ist Marc Jacobs' 1992 entstandene "Grunge-Kollektion" für Perry Ellis. Das Grungy-Styling von Seidenhemden, die Flanell nachahmen, floralem Polyester, Seide nachahmend, Cartoon-T-Shirt-Prints, Bommelmützen und Doc Martens, fiel mit dem Aufstieg von Nirvana, MTV und dem sogenannten "Heroin Chic" zusammen und spiegelte direkt wider, was auf der Straße geschah. Aber als Ergebnis wurde Jacobs auf die Straße gesetzt, gefeuert, und nicht nur das, sondern auch Perry Ellis wurde zerschlagen. Sogar die normalerweise vorausschauende Cathy Horyn schrieb in der Washington Post, "Grunge ist ein Gräuel für die Mode, und als ein großes Modehaus der Seventh Avenue diese Art von Statement zu einem solchen Preispunkt anzubieten, ist lächerlich". Aber es zementierte Jacobs' Coolness und erinnerte sogar an das Entsetzen des Establishments, das die skandalöse Couture-Kollektion "Libération" des jungen Yves Saint Laurent von 1971 begleitete, welche auch die Straße widerspiegelte. Nicht zuletzt, weil seine Models mit Nutten verglichen wurden. Der Einfluss von Marc Jacobs' Kollektion für Perry Ellis hallt noch ein Vierteljahrhundert später nach. Er verbrachte fünfzehn Jahre bei dem französischen Luxushaus Louis Vuitton, und 2015 widerrief Horyn ihre Meinung.
John Galliano für Margiela
Nach vier Jahren Exil wegen seiner betrunkenen antisemitischen Tirade erwies sich John Gallianos erste Show für Margiela im Jahr 2015 trotz des Aufruhrs durch seine Ernennung zum belgischen Haus als ein Ereignis. Die Einstellung schien eine Kehrtwende für das Haus von Margiela darzustellen. Doch der ehemals extravagante Zirkusdirektor, der von einem Skandal geplagt und vor dem Gericht der öffentlichen Meinung abgeschrieben wurde, hob leise den Handschuh auf und bewies, dass sein Talent nichts von der Theatralik der Vergangenheit brauchte. Seitdem sind seine Kollektionen für Maison Margiela zu einem Muss der Modewoche geworden, zu ergreifenden Reflexionen über unsere sich wandelnde Gesellschaft und zu einer unerwarteten Entwicklung des avantgardistischen Erbes des Gründers, der Dekonstruktion und des Surrealismus. Alexandra Shulman kommentierte damals in Vogue, dass diejenigen, die seine Rückkehr beklagen, sich um etwas beraubten. Er sei zweifellos “einer der phantasievollsten Designer seiner Zeit und hat alles getan, um seine Schuld zu begleichen.” Bis heute gibt es diejenigen, die seinen Ausbruch nie verzeihen werden, aber sein modisches Können ist so gut wie eh und je.
Es gab unzählige andere schlechte Kombinationen, richtige Flops und sogar ein paar echte Lachnummern: die unerfahrene 25-jährige Stella McCartney wurde 1997 bei Chloe aufgrund ihres berühmten Nachnamens so verächtlich empfangen, dass niemand den lederfreien, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Stil sehen konnte, für den sie später berühmt werden würde. Je weniger über Alexander Wangs uninspirierten Einsatz bei Balenciaga gesprochen wird, desto besser. Und Lindsey Lohans "Creative Consultancy" bei Ungaro verdient keine weitere Erwähnung, da sie keine Designerin war. Aber wenn sich der Staub über die großen Enttäuschungen der Frühjahrssaison 2019 legt, werden wir uns fragen, wie Cathy Horyn über ihre Kritik an Marc Jacobs nachgedacht hat: "Warum waren wir alle, die wir anwesend waren, so ein erbärmlicher Chor Verurteilender?"
Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Bilder: Tom Ford beim Venice Film Festival 2009 von Nicogenin Wikimedia Commons; Karl Lagerfeld (born in 1938), German fashion designer, at home. Paris, on February 11, 1974. Jean-Régis Roustan / Roger-Viollet