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Baumwolle und Biodiversität: Neuer Bericht belegt tragende Rolle von Kleinbäuer:innen

Von Simone Preuss

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Baumwollanbau. Bild: Trisha Downing/Unsplash

Wenn es um Baumwolle geht, denken viele an große Unternehmen, die für den Anbau verantwortlich sind. Fakt ist jedoch laut Solidaridad-Zahlen aus dem Jahr 2023, dass 70 Prozent der weltweiten Baumwolle von Kleinbäuer:innen produziert wird, also von (Familien-)Betrieben zwischen unter einem bis zu zehn Hektar Größe.

Vier Hauptfaktoren sorgen dafür, dass die Landwirtschaft weltweit maßgeblich zum Verlust von Biodiversität beiträg — mit rund 35 Millionen Hektar oder 2,5 Prozent der globalen Ackerfläche trägt auch der Baumwollanbau hierzu bei: der intensive Einsatz von Agrarchemikalien, die Ausweitung von Monokulturen, eine mangelhafte Wasserbewirtschaftung sowie die Umwandlung natürlicher Flächen in Ackerland.

Negative Auswirkungen des Baumwollanbaus auf Biodiversität verringern

Der neue Bericht „Cotton and Biodiversity“, gemeinsam von der zivilgesellschaftlichen Organisation Solidaridad und der Interessengruppe Organic Cotton Accelerator (OCA) herausgegeben, vergleicht jeweils die Auswirkungen von Großbetrieben und Kleinbäuer:innen auf die Artenvielfalt. Er betont die wichtige Rolle, die Kleinbäuer:innen mit ihrem organischen oder regenerativen Landbau zur Bewahrung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt beitragen.

Großbetriebe nutzen häufiger moderne Technologien wie die mechanisierte Bewässerung oder Drohnen und Flugzeuge zur breiten Verteilung von Agrarchemikalien, was die Biodiversität negativ beeinflussen kann. Auch wenn sie die Ressourcen für Biodiversitätsschutz auf Landschaftsebene haben, setzt ein Großteil dieser Betriebe laut den Studienführer:innen weiterhin auf den intensiven Einsatz von Agrochemie. Der Bericht verweist auf ganzheitliche Anbaumethoden, die die Artenvielfalt nicht nur erhalten, sondern fördern würden.

„Die Landwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten – wenn sie im Einklang mit der Natur betrieben wird“, kommentiert Tamar Hoek, Senior Policy Director für nachhaltige Mode bei Solidaridad, in einer Mitteilung. „Doch bevor Baumwollanbau wirklich ökologisch und ökonomisch nachhaltig werden kann, müssen wir zunächst wiedergutmachen, was durch den übermäßigen Einsatz von Chemikalien, Landumwandlung, Monokulturen und schlechtes Wassermanagement bereits verloren gegangen ist.“  

Die Tage der Monokulturen sollten gezählt sein. Bild: Dan Meyers / Unsplash

„Kleinbäuer:innen können diesen Wandel anführen. Wenn sie auf ökologischen Anbau umstellen, werden ihre Betriebe widerstandsfähiger und biodiverser. Unsere jüngste Lebenszyklusanalyse zeigt: Der ökologische Anbau reduziert Umweltbelastungen wie Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und chemische Verschmutzung signifikant. Diese Reduktionen sind entscheidend für den Schutz von Ökosystemen und der dort lebenden Arten. Jetzt braucht es langfristige Investitionen und Engagement von Unternehmen, Regierungen und der gesamten Lieferkette, um diese Initiativen zu skalieren und eine Zukunft zu sichern, in der Baumwollanbau zum Booster für Biodiversität wird“, ergänzt OCA-Geschäftsführer Bart Vollaard.

Der Bericht bietet zudem eine Übersicht über die drei Arten von Biodiversität (genetisch und auf Arten und das Ökosystem bezogen) und die Auswirkungen von Agrarchemikalien auf diese sowie Ansätze, Chemikalien zu reduzieren.

Ebenso gibt er eine Übersicht über Monokulturen und wie man diese durch Wechselwirtschaft und Mischkulturen vermeiden kann. Weitere Abschnitte befassen sich mit der Wasserwirtschaft und Umstellung auf Landbau und den Auswirkungen auf die Artenvielfalt.

Abschließend werden erfolgreiche Fallbeispiele genannt und Empfehlungen für Einzelhandelsunternehmen, Marken, Regierungen, Organisationen und andere Akteur:innen ausgesprochen.

Fallbeispiele: Das Potenzial nachhaltiger Anbaupraktiken 

  Solidaridad arbeitete im Erntejahr 2020/2021 mit 8.000 Baumwollbäuer:innen im indischen Bundesstaat Maharashtra zusammen, um regenerative Anbaupraktiken gemäß dem Zertifizierungssystem Regenagri einzuführen. Fünf Jahre später wurden bereits 39.498,05 Hektar Baumwollfläche nach regenerativen Prinzipien bewirtschaftet (1 Prozent der regionalen Baumwollfläche) und 12 bis 18 Prozent höhere Erträge erzielt. Zudem reduzierte sich der Wasserverbrauch um 35 Prozent und die Anbaukosten um zwischen 12 und 30 Prozent.

„Die nachhaltige Landwirtschaft hat meine Felder verändert: weniger Chemikalien, geringere Kosten und gewachsene Ernten. Ich sichere eine bessere Zukunft für meinen Betrieb und die Umwelt“, bestätigt Baumwollbäuerin Samala Venkateshwarlu.  

Ein von OCA umgesetztes Projekt im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh verfolgte das Bäuer:innenpaar Rama und Sajan Bhilji, das ihre Farm in den letzten fünf Jahren auf ökologischen Baumwollanbau umstellte. Sie setzten auf Mischkulturen, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und Bestäuber anzuziehen.

Neben Baumwolle wachsen auf ihren Feldern also auch Mungbohnen, Straucherbsen und Sonnenblumen. Mischkulturen verbessern. Bodendecker wie Augenbohnen und schwarze Mungobohnen verhindern Erosion und nähren den Boden, während Ringelblumen als natürliche Schädlingsbekämpfer dienen. An den Rändern wachsen Neem, Bambus, Akazie, Mango und Brustbeere (Jujube), die als lebender Zaun Schatten spenden, Vögel und Bienen anlocken und den Boden feucht halten.

„Jede Pflanze, jeder Baum, jedes Insekt hat seine Aufgabe. Ich baue ein gesundes System auf, das sich selbst trägt“, so Rama Bhilji.

Der komplette Bericht kann auf der Website des Sustainable Cotton Hubs heruntergeladen werden.

Zusammenfassung
  • Kleinbäuer:innen produzieren 70 Prozent der weltweiten Baumwolle, oft anhand von ökologischen und regenerativen Methoden, die den Verlust der Biodiversität aufhalten.
  • Ein neuer Bericht vergleicht die Auswirkungen von Großbetrieben und Kleinbäuer:innen auf die Artenvielfalt und betont die Bedeutung ökologischer Anbaumethoden.
  • Nachhaltige Anbaupraktiken wie Mischkulturen und reduzierte Chemikalien können die Erträge steigern, den Wasserverbrauch senken und die Artenvielfalt schützen.
Baumwolle
Nachhaltigkeit
Regenerative Landwirtschaft
Solidaridad