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Alibaba fest im Griff der chinesischen Behörden

Von DPA

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Bild: Alibaba Group Corporate Campus in Hangzhou, China

Für Chinas Internet-Riesen Alibaba werden das schwächelnde Konsumverhalten und das harte Durchgreifen von Chinas Behörden zur Belastung. Zuletzt verzeichnete der Konzern ein für seine Verhältnisse mickriges Wachstums. Auch an der Börse geht der Niedergang chinesischer Tech-Werte und so auch der von Alibaba weiter - und ein Ende ist nicht abzusehen. Was bei Alibaba los ist, was die Aktie macht und was Analysten sagen.

Das ist los bei Alibaba

Alibaba macht den Löwenanteil seines Geschäfts mit E-Commerce-Plattformen für den chinesischen Markt, und lange Zeit liefen die Geschäfte gut. 2020 noch stellte Alibaba die größte Online-Handelsplattform der Welt, wie es in einem Bericht der Vereinten Nationen heißt, noch vor Amazon. Wie der US-amerikanische Konkurrent betreibt Alibaba auch ein Cloud-Geschäft, das allerdings deutlich weniger abwirft. Deshalb nahm der Konzern diese Sparte zuletzt in den Fokus. In beiden Sparten profitierte Alibaba von der anziehenden Digitalisierung.

Über seine milliardenschwere Beteiligung an der Ant Group, deren für das vergangene Jahr geplante Börsengang am Widerstand der chinesischen Aufseher gescheiert war, ist der Konzern aus Huangzhou zudem im Geschäft mit Zahlungsabwicklungen aktiv. Noch im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2020/21 (31. März 2021) steigerte das von Daniel Zhang geführte Unternehmen seinen Umsatz mit diesem Mix um fast zwei Drittel. Dann aber geriet Alibaba in den Fokus chinesischer Behörden.

Der Wind begann sich aber bereits im Herbst 2020 zu drehen. Damals hielt Alibaba-Gründer Jack Ma eine folgenschwere Rede, in der er den von staatlichen Banken dominierten Finanzsektor des Landes als veraltet und rückständig kritisierte. Der ungewöhnlich forsche Angriff hatte zur Folge, dass der Börsengang der Ant Group plötzlich abgeblasen werden musste.

Seitdem nehmen sich Pekings Regulierer einen Sektor nach dem nächsten vor und verabschieden Reformen, die das Geschäftsmodell der Alibaba-Gruppe schrittweise unterwanderten - etwa mit einer erschwerten Online-Kreditvergabe für die Ant Group. Als Reaktion haben es chinesische Technologie-Konzerne plötzlich eilig, ihr Geld an wohltätige Zwecke in China zu spenden. Der Xiaomi-Gründer, Pinduoduo, Tencent und Alibaba – sie alle spendeten Milliarden.

Zuletzt drückte sich die Misere Ende Februar in Zahlen aus. Der Umsatz im dritten Geschäftsquartal, das bis Ende Dezember lief, stieg um knapp zehn Prozent. Es war das geringste Wachstum seit dem Börsengang und erscheint nahezu mickrig im Vergleich zu der Zeit vor dem Durchgreifen Pekings, als Steigerungen von mehr als 40 Prozent üblich waren. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet das Management um Konzernchef Daniel Zhang noch ein Umsatz-Wachstum von 20 bis 23 Prozent.

Und Pekings Durchgreifen gegen Alibaba scheint noch nicht vorbei zu sein. Staatliche Banken sollen ihre Geschäftsbeziehungen zur Ant Group abermals auf den Prüfstand stellen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Das könnte für Alibabas Gewinnbringer ein nächster schwerer Rückschlag werden.

Das sagen Analysten

Die Analysten der US-Bank JPMorgan identifizeren in einer aktuellen Studie für Papiere des chinesischen Internetsektors mehrere Risiken: geopolitische Spannungen, die konjunkturelle Entwicklung und das harte Durchgreifen der chinesischen Behörden. Auf Sicht von sechs bis zwölf Monate raten sie Investoren, nicht auf den Sektor zu setzen. Erst auf längere Sicht gehen die Experten davon aus, dass Anleger wieder Vertrauen in einige Werte fassen. Alibaba stufte JPMorgen-Analyst Alex Yao um zwei Stufen auf "Underweight" ab - das Kursziel senkte er von 180 auf 65 US-Dollar.

"Das goldene Zeitalter des chinesischen Internets liegt wahrscheinlich bereits hinter uns", urteilt die Analystin Jessica Tea von der französischen Großbank BNP Paribas. Ein hartes Urteil, doch tatsächlich sieht es auch bei Alibabas Konkurrenz düster aus: Der Internet-Riese Tencent wird diesen Monat wohl den größten Gewinneinbruch seiner Geschichte berichten, während auch JD.com einen kräftigen Gewinnrückgang vermelden musste. Und die Gewinnerwartungen für die Branche könnten durchaus noch weiter fallen, glaubt Analystin Laura Wang von der Bank Morgan Stanley.

"Die optisch niedrige Bewertung sehen wir noch immer nicht als historische Kaufgelegenheit, sondern als einen Ausdruck der regulatorischen, makroökonomischen und inzwischen auch fundamentalen Risiken", schreibt Analyst Manuel Mühl von der DZ Bank mit Blick auf Alibaba gegen Ende Februar.

Grundsätzlich sei Alibaba gut positioniert, um von der wachsenden Internet-Affinität in China zu profitieren, so Mühl. Allerdings sei der Konzern eines der ersten "Opfer" der chinesischen Regulierungs-Offensive, die immer weiter in die Unternehmen eingreife. Der Experte schraubt sein Kursziel um 30 US-Dollar nach unten auf 100 US-Dollar und empfiehlt, die Papiere zu verkaufen.

Mit seinem pessimistischen Ausblick steht Mühl indes fast alleine da. Unter den 60 von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten ist er neben dem JPMorgan-Experten Alex Yao der einzige, der den Verkauf der Aktie empfiehlt - die allermeisten sehen in dem Kurstief offenbar eine Einstiegsmöglichkeit. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 170 US-Dollar auch deutlich über dem aktuellen Kurs. Allerdings reicht die Spanne von 65 bis 309 US-Dollar. (dpa)

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