Unruhen in Bangladesch nach Gebäudeeinsturz
Von FashionUnited
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Inzwischen hat sich auch herausgestellt, dass das Gebäude viel zu hoch war und noch dazu auf wackligen Füßen stand: Drei Stockwerke des achtstöckigen Gebäudes waren illegal hinzugefügt worden; ein weiteres war sogar geplant. Die städtische Behörde hatte nur die Erlaubnis für ein fünfstöckiges Gebäude erteilt, war aber noch nicht einmal befugt, diese auszustellen. Außerdem stand das Gebäude auf einem ehemaligen Teichgebiet, das einfach mit Sand und Erde aufgefüllt worden war und von Anfang an ein sehr schwaches Fundament lieferte.
Trotz unermüdlichen Einsatzes der Rettungskräfte und Verstärkung durch die Armee bleiben mit Stand vom Sonntag abend weiterhin mehr als 900 Menschen vermisst und die Anzahl der Toten ist auf über 370 gestiegen.
Das aktuelle Unglück ist eines der schwersten Industrieunfälle in der Geschichte Bangladeschs und nur eines in einer Reihe von Fabrikbränden und kleineren Einstürzen, die besonders die Textil- und Bekleidungsindustrie getroffen haben beziehungsweise deren Zukunft bedrohen. Es wirft Licht in das Dunkel der mangelhaften Brandschutz- und Sicherheitsvorkehrungen unter denen in Bangladesch – wie in so vielen Schwellenländern – Bekleidung und Textilien für Auftraggeber aus dem Westen produziert werden.
An der Unglücksstelle wurden Etiketten des britischen Discounters Primark und Bon Marche gefunden, sowie der spanischen Marke Mango, der Kaufhauskette El Corte Inglés und der kanadischen Marke Joe Fresh. Alle fünf Unternehmen haben bestätigt, dass sie aktuell oder vor kurzer Zeit eine der betroffenen Textilfabriken mit der Produktion von Bekleidung beauftragt haben.
Eitketten anderer Marken wurden auch gefunden, darunter die der italienischen Marke Benetton, der US-amerikanischen Fachhändler Cato Fashions und The Children’s Place und des französchen multinationalen Einzelhändlers Carrefour. Bislang haben die vier Unternehmen nicht bestätigt, eine der Textilfabriken beauftragt zu haben beziehungsweise haben jeglichen Kommentar verweigert.
Angesichts der letzten Ereignisse fragen sich amerikanische und europäische Kunden, welche Kleidung sie noch kaufen und welche Bekleidungsfirmen sie unterstützen können, um faire Herstellungsbedingungen zu fordern. Leider ist es mit dem Kauf teurer Kleidung oder dem Verzicht auf Discounter nicht getan.
"Der Verkaufspreis gibt keine Auskunft über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen", bestätigte Sprecherin Kirsten Clodius von der Kampagne für Saubere Kleidung gegenüber n-tv.de. Oft werde in ein und derselben Fabrik Kleidung für teure Marken und für Discounter genäht, erklärte sie. Die oft gravierenden Preisunterschiede lassen sich durch Variationen in Design und Stoffqualität erklären, zudem durch Ausgaben wie Ladenmieten und Werbung. Bei höheren Gewinnmargen auf eine Weitergabe an die Arbeiter oder Investitionen in ihre Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen zu schließen, wäre jedoch falsch.
Als Verbraucher kann man sich der Produktion in Schwellenländern wie Bangladesch, Pakistan, Indien und anderen und damit entsprechenden Produktionsbedingen nur schwer entziehen. "Man muss leider damit rechnen, dass hier [in Deutschland und Europa] gekaufte T-Shirts in Fabriken wie der eingestürzten entstehen", sagte Clodius, da diese nicht die unrühmliche Ausnahme sondern die Regel seien.
Erschwerend kommt hinzu, dass es Lücken in der Produktions- und Lieferkette git. "Die Unternehmen wissen oft selbst nicht, wo ihre Produkte hergestellt werden", sagte Clodius. Hunderprozentig fair produzierte Kleidung gibt es deshalb bisher nicht, aber es gibt Ansätze. Das Fair-Trade-Label zum Beispiel, das zumindest einen Teil des Produktionsprozesses kontrolliert, oder die Fair Wear Foundation, die stichprobenartig unabhängig und unangekündigt die Zulieferer ihrer Mitglieder überprüft. Ihr haben sich bis jetzt Outdoor-Marken wie Vaude, Schöffel und Jack Wolfskin angeschlossen, sowie Textildiscounter Takko.
Die Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert die Modeunternehmen dafür, dass sie “einen so schweren Unfall wieder” zulassen. “Die Marken müssen jetzt hervortreten und sicherstellen, dass lebenswichtige Schritte getätigt werden und eine Entschädigung unverzüglich an die Opfer und ihre Familien gezahlt wird. Sie müssen sich auch verplichten, zukünftige Unglücksfälle zu verhindern,” forderte eine Sprecherin der Organisation.
Foto: Frühere Proteste in Dhaka / Derek Blackadder
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