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Trachten: Die Liebe zur Tradition

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Dirndl und Lederhose scheinen in Bayern beliebt zu sein wie nie, sogar ein Weltrekord wurde eingestellt. Ausdruck eines neuen Traditionsbewusstseins? Das, was viele auf bayerischen Volksfesten tragen, hat damit oft nichts zu tun.



Wenn die Dirndl geschnürt, die Lederhosen geklopft und die Haferlschuhe aus dem Keller geholt werden, ist wieder Oktoberfest in München. Doch es sind nicht nur die Älteren, die sich traditionell kleiden, sondern immer häufiger auch Jugendliche und Touristen. Immer mehr Menschen in Bayern tragen Tracht.

Selbst wer nur kurz auf der Wiesn ist, möchte stilecht auftreten. „Die Liebe zur Tradition und zur Tracht steht im Fokus“, sagt Sabine Rohs vom Regensburger Trachtenhändler Wirkes. In den vergangenen Jahren sei ein Zuwachs bei den Verkäufen zu verzeichnen. „Allgemein ist ein klarer Trend auf allen Volksfesten erkennbar“, sagt Rohs.

Wie um das zu unterstreichen, kamen Anfang August im niederbayerischen Straubing rund 3000 Menschen zusammen. In einem Festzelt trafen sie sich in Lederhosen und Dirndl und bildeten somit die größte Gruppe, die jemals in Tracht zusammengekommen war. Das war leichter gesagt als getan: Um dabei sein zu können, mussten die Teilnehmenden strenge Richtlinien befolgen, deren Einhaltung vom Bayerischen Trachtenverein kontrolliert wurde.

„Oktoberfestgewänder“

Eine echte, vollständige Tracht zu tragen, ist teuer und kompliziert. Gerade junge Menschen legen sich darum kein stilechtes Outfit zu, sondern das billigere, maschinell gefertigte Dirndl von der Stange - noch dazu in knallbunt, aus dem Kaufhaus oder vom Dirndl- und Lederhosenverleih aus dem Internet. „Die jungen Leute sind nicht unbedingt traditionsbewusst“, erklärt die Trachtenschneiderin Monika Bürks aus Greding. Vielmehr sähen sie darin eine Art gefällige Partymode.

Bei Trachten dagegen handelt es sich um Mode, die historisch gewachsen ist. Mit zeitgenössischen Vorlieben lässt sich das nicht ohne Weiteres vereinbaren. Jedes Detail, etwa das Material der Hemdknöpfe oder das Hosenleder, ist bedeutungsvoll.

In Franken etwa unterschieden sich Trachten häufig schon von einem Dorf zum nächsten, sagt Jochen Pfeuffer, Vorstandsmitglied des Fränkischen Bundes. Die Einheitstracht des Oktoberfests dagegen vereinige Anleihen aus allen möglichen Gegenden. Sorgen bereitet Pfeuffer das aber nicht, Trachten werde es immer geben. „Außerdem sind wir Franken viel zu freiheitlich gesinnt, als dass wir jemandem vorschreiben würden, was er anzuziehen hat.“

Diese Meinung teilt auch der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Max Bertl. Man müsse nur genau differenzieren: Peppige, bunte Dirndl oder Lederhosen für Damen nennt Bertl „Oktoberfestgewänder“. „Mit einer traditionellen Tracht hat das wenig zu tun“, sagt Bertl. Solange man das nicht verwechsle, sehe er das unproblematisch - und der Trend könne ruhig anhalten: „Die jungen Leut' haben eine Freud' und fühlen sich wohl - das ist doch was Schönes.“ (Bernhard Hiergeist, dpa)


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