Textilbündnis: Hess Natur ist dabei, doch Zweifel bleiben
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Das 1976 gegründete Unternehmen bemüht sich seit Jahrzehnten um besonders hohe Umwelt- und Sozialstandards. So verwendet es zu hundert Prozent Biobaumwolle und verzichtet auf gesundheitsgefährdende Stoffe im Produktionsprozess. Auch bei den Arbeitsbedingungen hat sich Hess Natur klare Regeln auferlegt. Die enthalten nach Angaben des Unternehmens beispielsweise „das Verbot von Kinderarbeit und die Absicherung im Krankheitsfall sowie Vorschriften bezüglich gerechter Entlohnung oder geregelter Arbeitszeiten“.
Für Hess Natur bedeuten solche Standards nicht etwa Beschränkungen, sondern identitätsstiftende Werte, die bei den Kunden Begehrlichkeiten wecken. Auch der Beitritt zum neue Textilbündnis bietet für Sauer eine Möglichkeit, die Markenaussage entsprechend zu schärfen: „Gerade als mittelständisches Unternehmen sehen wir im Textilbündnis eine große Chance zur Profilierung im Wettbewerb, weil wir zeigen, dass eine qualitativ hochwertige Produktion modischer Kleidung in Verantwortung möglich ist“, sagte er.
Kritik am Bündnis gibt es von Industrieverbänden und Unternehmen, aber auch von Umweltorganisationen und Gewerkschaften
So positiv wie bei Hess Natur wird die Initiative aber beileibe nicht überall gesehen. Kritik kam sowohl von wichtigen Verbänden der Textil- und Einzelhandelsbranche als auch von Umweltorganisationen wie Greenpeace oder dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Den einen erschienen die Ansprüche unrealistisch – beispielsweise nannte Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) die Vorgaben „zu ambitioniert“ – weil die geforderten Kontrollen entlang der gesamten Produktions- und Vertriebskette durch die Unternehmen nicht zu leisten oder die Standards zu hoch seien. Daher beteiligten sich nur zum Start nur 29 Verbände und Firmen am Bündnis – nicht einmal die Hälfte derer, bei denen der Bundesentwicklungsminister angefragt hatte.
Den Umweltschützern gingen die Standards hingegen nicht weit genug. So monierte Greenpeace, das Bündnis fordere „kein generelles Verbot für den Einsatz giftiger Chemikalien“. Einig sind sich beide Seiten immerhin darüber, dass eine auf den deutschen Markt beschränkte Lösung nicht der Weisheit letzter Schluss seien dürfe. Vielmehr müssten entsprechende Initiativen europaweit umgesetzt werden.
Minister Müller hofft aber, dass sein Bündnis auch in der jetzigen Form noch auf größere Resonanz in der Industrie stoßen wird. „Unsere Türen stehen offen, sich jederzeit an dem Prozess zu beteiligen und dem Bündnis beizutreten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir schnell zahlreiche weitere Teilnehmer gewinnen werden“, sagte er anlässlich des Gründungsaktes am Donnerstag in Berlin.
Foto: Hess Natur