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Takko ließ in Gefängnissen in China produzieren

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Der Textildiscounter Takko soll Tausende von Kleidungsstücken in chinesischen Gefängnissen herstellen haben lassen und hat damit gegen die Bestimmungen der Fair Wear Foundation (FWF) verstossen, der Takko im Oktober letzten

Jahres beitrat.

Laut Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, der sich auf interne E-Mail-Korrespondenz des Unternehmens stützt, soll Takko bei der Global Fashion Support GmbH (GFS) mehr als 50.000 Jacken und Oberteile in Auftrag gegeben haben. Die zur Hamburger Holding Dr. Rehfeld Fashion AG gehörendeTochterfirma ist auf die Vermittlung von Produktionsstätten in Asien für deutsche Textilhersteller spezialisiert und gab die Bestellung an eine weitere Dr. Rehfeld-Tochterfirma ab, Granville Hongkong Textiles Limited. Diese war mit der Abwicklung und dem Transport des Auftrags betraut und gab ihn an chinesische Subunternehmer weiter, die die Kleidungsstücke in chinesischen Gefängnissen produzieren ließen.

So weit, so schlecht, denn damit verstößt Takko als FWF-Mitglied gegen eine der wichtigsten Statuten der Organisation, die Gefängnis- und Zwangsarbeit verbietet. Die Organisation, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in textilproduzierenden Ländern einsetzt und bestehende überprüft, reagierte alarmiert, denn die Aufnahme von Takko hatte bereits einige Kritik hervorgerufen.

Der Textildiscounter hat dem Spiegel gegenüber die Aufträge bestätigt, deckt sich jedoch mit Unwissenheit. Takko will von den beiden Produktionsorten in China nur eine Adresse gekannt und nicht gewusst haben, dass es sich um Gefängnisse handle. "Das verstößt klar gegen unsere Verhaltensregeln und gegen die Abmachungen, die wir mit GFS getroffen haben", bekannte eine Sprecherin des Unternehmens und fügte hinzu, dass Takko die Zusammenarbeit mit GFS diesen Sommer eingestellt habe, da das Unternehmen mit den Leistungen nicht zufrieden war.

Die Textil- und Bekleidungsbranche scheint sich derzeit in einer Phase zu befinden, in der ein Skandal den anderen jagt. Erst vor wenigen Wochen hatte ein Großbrand in einer pakistanischen Bekleidungsfabrik, die für den Discounter Kik Jeans produzierte, die unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen und Arbeitsbedingungen stellvertretend für viele Betriebe in textilproduzierenden Ländern ans Licht gebracht.

Sportartikelhersteller Adidas geriet in die Kritik, weil das Unternehmen ausstehende Abfindungen indonesischer Arbeiter nicht zahlen will, und erst letzte Woche musste sich das Modeunternehmen H&M gegen Vorwürfe wehren, seinen Arbeitern in Kambodscha weniger als den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen.

Alle Fälle verdeutlichen, dass Modehäuser gut beraten sind, ihre Zulieferbetriebe gründlich zu recherchieren, bevor sie mit ihnen Geschäfte machen und sich nicht blauäugig auf Versprechungen und vor Ort ausgestellte Bescheinigungen zu verlassen, ohne sich selbst ein Bild der Zustände gemacht zu haben. Denn eine eingesparte Reise nach Pakistan, Bangladesch, Indien oder Indonesion kann eine Modefirma im Nachhinein teuer zu stehen kommen. Takko wird inzwischen von empörten Kunden mit Feedback auf Twitter und Facebook bombardiert, während sie auf eine offizielle Stellungnahme warten.
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