Spiel mit dem Feuer - Textilindustrie am Pranger
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Solche Gütesiegel habe es für Textilfabriken in Bangladesch gegeben, bevor sich dort Unglücke ereigneten, berichtet Frauke Banse von der Kampagne für Sauberer Kleidung. Das Schlimmste war der Einsturz eines Fabrikgebäudes im April 2012, bei dem mehr als 1100 Menschen starben.
75 bis 90 Prozent der Ware ging an Kik
Auch für die Fabrik Ali Enterprises in Karachi habe der deutsche Textildiscounter Kik von Rina ein Zertifikat erhalten. „Dabei war schon vorher bekannt, dass man sich nicht darauf verlassen kann“, sagt Banse. Aufgrund dieses Zertifikats weigere sich Kik bis heute, „eine Verantwortung anzuerkennen“, kritisiert Banse. Dabei seien mindestens 75 Prozent, wahrscheinlich sogar mehr als 90 Prozent aller Kleidungsstücke aus dieser Fabrik an Kik geliefert worden.
Kik
Zusammen mit der Arbeitsrechtsinitiative Piler setzt Siddiqi sich für eine Wiedergutmachung ein, die den 55 Verletzten eine medizinische Versorgung sichert und den Familien der Toten einen Neuanfang ermöglicht. Doch dazu seien die Kik-Vertreter bei einem Treffen am Mittwoch in Berlin nicht bereit gewesen. Darüber ist der Anwalt enttäuscht, denn das Unternehmen habe sich in der Vereinbarung von Dezember 2012 verpflichtet, zusätzlich zu der Dollar-Million über einen „Beitrag zu einer langfristigen Entschädigung“ für die Überlebenden und die Opferfamilien zu verhandeln.
Die Bekleidungskette Kik ist der Ansicht, mit der Million „sowohl zur kurzfristigen als auch zur langfristigen Unterstützung der Betroffenen bereits einen anteiligen Beitrag geleistet“ zu haben. Künftige Hilfen für die Opfer und Verletzten müssten“von einer breiten Allianz getragen und gemeinsam ermittelt werden“. Zu einem Treffen aller Beteiligten - darunter die Regierung Pakistans, Arbeitgeber- und Handelsverbände, Zertifizierungsfirmen, andere Großkunden - sei es leider „bisher nicht gekommen“.
Über diese Haltung empört sich Thomas Seibert von der Hilfsorganisation Medico International, die sich um die ärztliche Versorgung von 50 Brandopfern kümmert. Kik und die anderen beteiligten Unternehmen redeten sich immer damit heraus, dass sie nur Zwischenhändler oder Abnehmer seien. «Und sie ziehen ins Kalkül, dass die Öffentlichkeit vergisst.» Dagegen könnten nur schärfere Haftungsregeln helfen: „Wer sich nicht nachweislich um Produktions- und Arbeitsbedingungen kümmert, sollte voll haftbar gemacht werden.“ (Bernd Röder, dpa)
Fotos: Rana Plaza