Es war eine Fashion Week mit mehreren Gesichtern, die vom 21. bis 27. September in Mailand über die Bühne ging. Ihr internationales Flair erhielt sie durch die Modemarken und Käufer, die aus der ganzen Welt angereist waren,
der demokratische Hauch wehte von den zahlreichen Initiativen in Bezug auf Nicht-Fachkräfte herüber und prekär war die Stimmung auch: die Krise ist zu spüren. Dennoch – Kreativität und Talent gab es auf den Laufstegen durchaus zu sehen. Diese Fashion Week war auch eine der heißesten der vergangenen Jahre. Das Kultobjekt in den Zuschauerreihen der 72 Fashion Shows war der Fächer. Die Politik in Italien beherrschte die Gesprächsthemen in den Wartezeiten bis zum Beginn der Modeschauen. Bei Verspätungen von 40 Minuten bis zu über einer Stunde wurde da recht viel politisiert …
Wirtschaftliche Entwicklung
Mario Boselli, Präsident des Verbands der italienischen Modeindustrie, verglich die wirtschaftliche Situation mit der im September 2008, als die Lehman Brothers Insolvenz anmelden mussten. "Im Vergleich zu 2008 sind die Unternehmen strukturierter in ihrer Reaktion auf die Krise, so dass 2011 sogar mit einem Plus von 4 % schließen wird“ erklärte Boselli. Für Gaetano Marzotto, den Präsidenten der Pitti Immagine, "brachten die ersten sechs Monate für den Mode- und Kleidungssektor einen durchschlagenden Erfolg, es wurde ein Plus von 30-40 % verzeichnet". Gut lief es für Asien, Russland und die reichen Ölländer. Beunruhigender ist da schon die Lage in Italien, unter anderem wegen einer Wirtschaftsmaßnahme, die darauf ausgerichtet ist, weniger Geld auszugeben." Rezepte zur Überwindung der Probleme? Die hat z.B. Federico Zannini, Geschäftsführer von Market Industrie, das Unternehmen, zu dem auch Jucca gehört, die von den Modebloggern umjubelte Marke: "Mit den italienischen Stoffproduzenten eine Joint Venture eingehen und auf ein Qualitätsprodukt und wettbewerbsfähige Preise setzen". Ermanno Scervino verlässt sich lieber auf das Ausland. Das Modehaus wird wohl das Jahr mit einem Umsatz von 93 Millionen schließen, 60 % davon stammen aus dem Export. Nicht ganz zufällig wird seine Kollektion vom Thema Reisen inspiriert.
Trends
Auto
s und Anschmiegsamkeit – das sind die Schlüsselbegriffe, von denen sich die Frühjahrs-/Sommerkollektion 2012 bei Prada inspirieren ließ. Prada konnte das Halbjahr mit einem Gewinn von +74,2 % gegenüber 2010 beenden. Der Deutsche Philipp Plein betonte den DNA Rock der Marke und wählte Lindsay Lohan zum Gesicht seines Labels. Die Kollektion kombiniert Felljacken mit leichten Abendkleidern. Farbenfroh und mit Blumendruck-Foulards kam die letzte Modeschau des Labels D&G, eindrucksvoll die Modenschau der Main Collection. Das Designer-Duo präsentierte Szenen des Alltags in einer süditalienischen Kleinstadt. Unter den Zuschauern Scarlett Johansson. Weiß, Schwarz und Nüchternheit beherrschte die von Tommaso Aquilano und Roberto Rimondi entworfene "Capsule Collection" Piazza Sempione (Das Duo ist übrigens nicht mehr an der kreativen Spitze von Ferré). Meereslandschaften und Meerjungfrauen bei Versace. Fransen, Plissé und weich fallende Hosen bei Gucci. Das Modehaus wurde ja vom Daily Telegraph "angeklagt", die Londoner Fashion Week in die Krise gestürzt zu haben, weil es behauptet hatte, dass die Models frühzeitig für ein Pre-Casting nach Milano kämen. Das zum Luxusgüterkonzern gehörende Label stellte klar, dass im Hinblick auf das Casting keine speziellen Anforderungen gestellt worden war.
Neue Talente
Pitti Immagine gab den Startschuss für das Projekt Not just a label und wählte acht aufstrebende Talente bei der internationalen Online-Plattform www.notjustalabel.com. Amüsant die Organza-Kreationen der deutschen Marke Howitzweissbach. "Gerne würden wir unsere Modelle hier verkaufen", erklärte das Kreativ-Duo Eva Howitz und Frieder Weissbach.