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Kopenhagener Messen im Zeichen des Wandels

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Die skandinavische Modemetropole Kopenhagen steht vor einem Umbruch. Seit der weltweiten Finanzkrise bemühen sich die Messemacher um neue Konzepte, mit Berlin ist ihnen spätestens seit der Rückkehr der Bread & Butter ein

starker Konkurrent erwachsen. Auch wenn die unmittelbaren Folgen der Krise mittlerweile überwunden wurden, sind die Dänen seither vorsichtiger geworden und kaufen weniger Mode. Auf den schwächelnden Heimatmarkt müssen sich auch die Messen einstellen. Ihr gemeinsames Ziel ist daher, mehr internationale Einkäufer für einheimische Marken zu begeistern.

Doch
dafür bedarf es grundlegender, teilweise schmerzhafter Veränderungen. Zu denen haben sich die Verantwortlichen inzwischen durchgerungen. So stand die Modewoche diesmal im Zeichen des Wandels. In der kommenden Saison wird einiges anders werden.

Am wenigsten wohl bei der Messe Gallery. Die hat die Krise gut überstanden – nicht überraschend, hat sie doch mittlerweile das überzeugendste, auch für ausländische Einkäufer attraktivste Ausstellerportfolio vorzuweisen. Dort zeigen die etablierten dänischen Marken – etwa By Marlene Birger oder Soulland – ebenso, wie die besten einheimischen Newcomer wie Stine Ladefoged oder Tabernacle Twins sowie interessante auswärtige Marken wie Lala Berlin. Dementsprechend stiegen auch die Besucherzahlen: 11.465 Fachbesucher zählte die Messe, ein Prozent mehr als im vergangenen Februar und fünf Prozent mehr als im August. Darunter, und das war Messechef Christian Gregersen besonders wichtig, befanden sich auch Einkäufer namhafter ausländischer Einzelhändler wie Liberty, Harvey Nichols, Barneys oder Colette. „Die Stimmung auf der Messe war sehr positiv,“ sagte Gregersen – ein Eindruck, den auch Aussteller und Besucher teilten.

Hatte die Gallery also kaum Probleme, sah es bei den anderen Messen zuletzt trüber aus. Daher haben sie grundlegenden Änderungen geplant. So werden die CPH Vision und die auf Jeans und Streatwear spezialisierte Schwestermesse Terminal-2 im kommenden August zusammengelegt – in den Hallen der ehemaligen Lokomotivwerkstätten, die bereits von Terminal-2 genutzt werden. Unter dem neuen Namen „Vision“ sollen beide Veranstaltungen dort zu einer gemeinsamen Plattform verschmelzen.

Das ist einerseits schade, verliert die Kopenhagener Modewoche doch mit den Øksnehallen, dem bisherigen Quartier der CPH Vision, eine ihrer schönsten Locations. Andererseits ist die Veränderung durchaus nachvollziehbar, hat die CPH Vision, vor ein paar Jahren noch das Zentrum jungen skandinavischen Designs, doch zuletzt deutlich an Attraktivität verloren. Die wirklich guten dänischen Nachwuchslabels zeigen inzwischen auf der Gallery. Auch diesmal war die Stimmung eher gedrückt, eine Reform also naheliegend.

Über mangelnde Stimmung konnte sich die CIFF, die älteste und größte der Kopenhagener Modemessen, nicht beklagen. Trotzdem wird auch im Bella Center bald ein neuer Wind wehen. Dort hat Kristian W. Andersen im vergangenen September die Regie über die Modemessen übernommen, um für frischen Schwung zu sorgen. „In den letzten Jahren ist die Veranstaltung etwas eingeschlafen,“ sagte er. Weil auf der CIFF vor allem solide Konfektionsmarken, die den kriselnden Heimatmarkt bedienen, vertreten sind, ist auch wirtschaftlich ein Neustart notwendig. Daher wird es ab dem kommenden Sommer ein neues, klarer strukturiertes Konzept geben – deutlich ablesbar an der Gliederung der Messe in thematisch differenzierte „Areas“. Man hat in Kopenhagen also vom großen Berliner Konkurrenten Bread & Butter gelernt.

Außerdem soll die Mode wieder im Vordergrund stehen. Deutlich wurde der Anspruch schon bei der jüngsten Trendshow der Messe, die einen Vorgeschmack auf den geplanten Kurs gab. Erstmals wurden vom neuen Stylisten-Team auch Teile von Ausstellern der organisatorisch eng verbundenen „Gallery“ verwendet – und so gab es anspruchsvolle, innovative Outfits zu sehen, etwa eine Jacke von Tabernacle Twins, kombiniert mit Hosen von Lala Berlin. Das neue stilistischen Niveau konnte die Messe selbst angesichts ihrer nach wie vor eher unspektakulären Aussteller noch nicht einlösen – aber Andersens radikale Neukonzeption wird ja auch erst im Sommer vollständig realisiert.

Steigende Bedeutung für den Standort Kopenhagen gewinnt indessen Kindermode – nicht überraschen, ist doch Kidswear aus Skandinavien auch südlich der Ostsee außerordentlich gefragt. Die CIFF Kids, die ebenfalls eine neue, überzeugendes Ästhetik verpasst bekam, ist weiter gewachsen, die Konkurrenzveranstaltung CPH Kids hat sich zu einem ernsthaften Mittbewerber entwickelt. In diesem Segment hat Kopenhagen weiter die Nase vorn – auch gegenüber Berlin, wo bislang alle Versuche, eine relevante Kindermodemesse zu etablieren, gescheitert sind.

Foto: CIFF/Fotograf: Claus Starup
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