• Home
  • V1
  • Mode-nachrichten
  • Insider-Führer zur London Fashion Week H/W 2011

Insider-Führer zur London Fashion Week H/W 2011

Von FashionUnited

Wird geladen...

Scroll down to read more

Mode-Nachrichten

Der Insider-Führer zur Londoner Modewoche weicht immer von der glamourösen, glänzenden und strahlenden Aura ab, die die Branche umgibt. Die monatelange Vorbereitung, die für die Ausstellung der Kollektionen der nächsten

Saison benötigt wird, erlangt nur dann Bedeutung, wenn man sich darüber klar wird, dass sich hinter dem Glanz eine Multi-Milliarden-Pfund-Industrie verbirgt, die in ihrer Kette vom Design bis zur Herstellung, vom Einzelhandel bis zu Public Relations, von Journalisten bis zu Verkäuferinnen mehr als eine Million Personen beschäftigt.

Jedes
Jahr wird die Mitteilung, dass London die Brutstätte der Kreativität ist, in großer Ausführlichkeit über die Medien verbreitet. Die Botschafter des British Fashion Council (BFC), von der Ehefrau des Premierministers bis zu Designern wie Anya Hindmarch, verkünden vehement den einzigartigen Wert der britischen Marken und ihre Rolle in einem immer stärker umkämpften Markt. Die Kehrseite ist natürlich, dass für jede auf dem Laufsteg präsentierte, auf den Seiten der Vogue herausgestellte und uns von der Modepresse zur Kenntnis gebrachte Marke eine Hand voll anderer Marken in einem Verdrängungsmarkt ums Überleben kämpfen und es trotz der ständigen positiven Bestärkungen durch die Modezaren nicht schaffen, sich über Wasser zu halten. Am Ende machen die erfolgreichen Marken, die eine Nische für sich finden, den großen Reibach. Was uns natürlich wieder zur Londoner Modewoche zurückbringt, wo alle Kollektionen der neuen Saison im Wesentlichen Käufern vorgestellt werden, die, wie wir hoffen, ihre Kaufhäuser und Boutiquen in der nächsten Saison mit vielen in Großbritannien entworfenen Produkten füllen werden.

Was gibt es also Neues für den Herbst/Winter 2011? Zunächst einmal sind die Veranstaltungsorte verblüffend prachtvoll und beeindruckend. Zum Beispiel präsentiert sich Vivienne Westwood in den Royal Courts of Justice, der Old Billingsgate Market ist das neue Zuhause für Topshop NEWGEN, das Somerset House das prächtige Hauptquartier des BFC und der Hydepark ein herrlicher Veranstaltungsort für Burberry. Mehr als 5000 Besucher werden die Veranstaltung besuchen, die im Grunde eine Fachmesse der Modebranche für geladene Gäste ist. Der letzte Tag der Londoner Modewoche ist ausschließlich der Herrenbekleidung gewidmet, die sich in dieser Saison auf 14 Modeschauen und 7 Präsentationen gesteigert hat. Neben den Hauptpräsentationen der Damen auf dem Laufsteg gibt es noch eine Fülle von außerplanmäßigen Ereignissen, von ON/OFF über Vauxhall Fashion Scout bis hin zu den zahlreichen Marken, die Suiten in den Westend-Hotels anmieten, um von den Käufern in der Stadt zu profitieren, ihre Produkte aber lieber im privaten Rahmen zeigen. Viele Käufer von renommierten Boutiquen kaufen nicht gerne bei Ausstellungen, weil sie vermeiden wollen, dass andere Käufer sie beobachten und ihren Einkauf nachahmen.

Bei der Londoner Modewoche gibt es 65 Laufstegschauen, 45 Salons und Präsentationen, wobei die Hauptattraktionen Giles, Christopher Kane und Burberry sind. Giles Deacon von Giles präsentierte Kleider mit aufgedruckten Fresken, Schößchentaillen, kurze Korsetts und Leder- und Federkleider, alles mit einem viktorianischen Touch. Die Schau hat auf jeden Fall
bewiesen, dass die britische Mode in Sachen Kreativität einen Spitzenplatz einnimmt.

Di
es trifft in dieser Saison leider nicht auf Burberry zu. Obwohl Christopher Bailey sich für eine spektakuläre Präsentation mächtig ins Zeug legte, auf der eine Parade von Oberbekleidung, wie kastenförmige Mäntel mit Raglanärmeln in zahlreichen Farben, militärische Formen mit Pelzbesatz und eine Vielzahl von neuen Silhouetten, vorgeführt wurde, war selbst der Schnee, der auf den Laufsteg rieselte, nicht in der Lage, den großen Knalleffekt zu erzeugen. Viele Insider hatten den Eindruck, dass die Marke eher die breite Masse zufrieden stellen wollte und nicht die Heritage-Collection war, die wir an Burberry zu schätzen gelernt haben. Der Herald Tribune bemerkte dazu passend: „Burberry muss aufpassen, dass sein bravouröser und zukunftsorientierter Einstieg ins Internet nicht zu viel zurücklässt – insbesondere den von Bailey so gut beherrschten ironischen Blick auf die Tradition, das britische Landleben und die Markentradition. Drapers bezeichnete die Kollektion unverblümt als "Versuch und Irrtum."

Christopher Kane erging es in dieser Woche besser. Und zwar nicht nur wegen seiner eigenen Modenschau, von der er meinte, dass er es leid wäre, nur nett aussehende Teile herzustellen und einen nüchterneren Ansatz gewählt hätte, sondern auch weil das Haus Versace, für das er entwirft, verkündete, dass es seine Lizenzvergabe ins Unternehmen zurückgeholt hätte. In den kommenden Saisons wird man sicherlich sehen, dass sein Wert sowohl mit der Marke, die seinen Namen trägt, als auch der von Versace steigen wird.

Der kanadische Designer Erdem setzte auch für den Herbst weiterhin auf seine gemäldeähnlichen Drucke, die zwar hinter der Bühne luxuriös und neuartig aussahen, aber auf dem Laufsteg mit so vielen Cocktailformen keinen so großen Eindruck machten. Die in vorderster Reihe sitzende Samantha Cameron beklagte die extrem dünnen Models auf dem Laufsteg und löste damit eine heftige Cyberspace-Debatte über die „Größe Null“ aus. Wir fragen uns, warum sein Casting-Team so dünne Mädchen ausgewählt hat, während so viele andere Designer annehmbarere Größe/Gewicht-Verhältnisse bevorzugen. Erdem gab dazu keinen Kommentar ab.

Der British Fashion Council hat sich der Technologie bedient, um den Laufsteg Außenstehenden näher zu bringen. Auf Bildschirmen in der Metro gibt es jeden Tag Video-Highlights mit Höhepunkten vom Twitterfeed der London Fashion Week.Auf einem im Freien befindlichen LED-Bildschirm auf dem Modenschaugelände des BFC im Hof des Somerset House sind jeden Tag Highlights für diejenigen gezeigt worden, die dem Wetter trotzen und Live-Streaming-Fans sind.

Trotz der ganzen Pressemeldungen, des Aufsehens, der Tweets, der Facebookseiten und der Aufmerksamkeit, die die London Fashion Week hervorgerufen hat, kommen die Kleidungsstücke tatsächlich erst im September in die Geschäfte. Bis dahin wird es interessant sein, zu beobachten, was auf den Markt kommt, der sich von den britischen Laufstegen inspirieren lässt. Es wird auch interessant sein zu sehen, was in Mailand und Paris geschieht, wo so viele weitere Briten an der Spitze ihrer Modehäuser stehen.

Von unserem Korrespondenten in London

Fotos: Burberry AW11, Giles Deacon AW11

 



LFW
London Fashion Week