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Indisches “Hitler”-Geschäft muss Namen ändern

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Was passiert, wenn man geschichtlichen Kontext missachtet, zeigt die Erfahrung zweier Geschäftsleute im westindischen Ahmedabad, die eigentlich nur ein Geschäft für Herrenbekleidung eröffnen wollten. Wenn dieses Geschäft allerdings

“Hitler” heißt, muss es bald für Schlagzeilen sorgen – keine jedoch, die irgend etwas mit den verkauften Kleidungsstücken zu tun haben.

Dabei hatten
Rajesh Shah und Manish Chandani alles so schön geplant – den weißen Schriftzug in Großbuchstaben vor einem schwarzen Hintergrund und das kleine “i”, dezent mit einem Hakenkreuz als i-Punkt abgerundet, das in Indien (und seit der Antike) als Swastika und Glückssymbol bekannt ist. Schon bald jedoch wurden Beschwerden laut – zunächst von der kleinen jüdischen Gemeinde Ahmedabads im Bundesstaat Gujarat, dann von jüdischen Diplomaten in Indien und bald von der internationalen Gemeinschaft.

“Ich werde den Namen des Geschäfts bald ändern. Der Druck von der Regierung und der jüdischen Gemeinschaft, den Namen abzulegen, ist enorm,” sagte Chandani gegenüber Agence France Press (AFP).

Chandani sagte weiter, dass er nicht mit der Aufmerksamkeit und den internationalen Protesten, die der Name seines Geschäftes hervorgerufen hatte, gerechnet habe und dass er den Diktator nicht verherrlichen wolle. “Ich wusste vor der Eröffnung des Ladens nicht, dass Hitler für die Ermordung von sechs Millionen Menschen verantwortlich ist,” sagte Chandani.

Er hatte den Namen zu Ehren seines Großvater gewählt, der den Spitznamen Hitler trug, weil er “sehr streng” gewesen sei. Tatsächlich ist es im indischen Alltag und Sprachgebrauch nicht unüblich, den Names des Diktators als Synonym für eine strenge Person zu gebrauchen. Die US-amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) hatte bereits letzte Woche davor gewarnt, dass der Name des Diktators dabei sei, sich ohne “angemessenen Kontext” in die indische Popkultur einzuschleichen.

“Ich bin froh, dass sich der Eigentümer des Geschäfts dazu entschlossen hat, den Namen zu ändern. Ich denke, er hat eingesehen, dass dies die richtige Entscheidung war,” äußerte sich der israelische Generalkonsul Orna Sagive AFP gegenüber und wies darauf hin, dass Hitlers Name immer noch ein Gefühl des “Schmerzes und des Verlusts” unter der jüdischen Bevölkerung auslöse.

Die Eigentümer sind jedoch angesichts der ihnen entstehenden Kosten nicht besonders glücklich. “Ich muss Geld aus meiner eigenen Tasche für die Image-Änderung des gesamten Geschäfts zahlen. Logo, Plakate und Visitenkarten müssen geändert werden,” klagte Chandani.

Wenn man bedenkt, welches Image der alte Name hervorrief, kann man allerdings nicht wirklich Mitleid mit den beiden auf Unwissenheit setzenden Geschäftsleuten haben. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Vorfall zumindest Nachahmer abschrecken wird, denn leider ist dies kein isolierter Fall.

Bereits vor sechs Jahren hatte ein Restaurantbesitzer in Mumbai ähnlich starke Reaktionen hervorgerufen, nachdem er sein Café “Hitler’s Cross” genannt hatte, ebenfalls komplett mit Hakenkreuz im Schriftzug. Er sagte damals, er habe den Namen “einprägsam” gefunden, musste ihn jedoch aufgrund von Protesten der Bevölkerung ändern.

“Es ist ein perverser Missbrauch der Geschichte des Holocausts, ein Geschäft nach einem der berüchtigsten Massenmörder und Antisemiten der Welt zu benennen,” sagte ADL-Direktor Abraham H. Foxman und Überlebender des Holocaust in einer Stellungnahme.

Bleibt zu hoffen, dass der Vorfall zumindest die indische Regierung zum Nachdenken anregt und dass in Zukunft in Schulen und anderswo genauere Aufklärungsarbeit über den Nationalsozialismus und Adolf Hitler geleistet wird, um einen geschichtlichen Hintergrund zu liefern, der die lockere Verwendung bestimmter Begriffe in der Umgangssprache schwieriger macht.

Foto: via Naharnet
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