Der schwedische Modekonzern H&M setzt erneut auf Bekleidung aus nachhaltigen Materialien. Die neue Conscious Collection, die ab dem 2. Oktober in den Läden hängen wird, konzentriert sich dieses Mal auf Denim: 'Go Green – Wear Blue'. H&M, das Unternehmen, dass eigentlich den Ruf des Umweltzerstörers
und -verschmutzers sowie Menschenausbeuters hat, gilt mittlerweile als weltweit größter Abnehmer für Organic-Cotton und macht sogar Schritte in die richtige Richtung, was Existenzlöhne für die NäherInnen angeht. Jedoch reicht das noch nicht so ganz aus.
Bei der neuen Conscious Collection (Bewusste Kollektion) von H&M dreht sich aktuell alles um Denim. Die Kollektion umfasst Damen-, Herren- und Kinderbekleidung und wird in rund 1.700 Filialen und online erhältlich sein. Bei der Produktion achtet H&M darauf, nachhaltige Materialien zu verwenden und auch den Herstellungsprozess möglichst umweltschonend zu gestalten. Von dieser Einstellung zeigt sich sogar das kritische Greenpeace Magazin begeistert, jedoch bezweifelt Greenpeace die Beständigkeit dieser Kollektionen. „H&M warf schon einmal Ökomode auf den Markt, stellte aber die Linien „Eco Cotton“ und „Nature Calling“ wieder ein“, heißt es in einem Artikel. H&M hingegen zeigt sich zuversichtlich, besonders was die Verwendung von Öko-Baumwolle angeht.
Momentan liegt der Anteil, der von H&M verarbeiteten nachhaltig produzierten Baumwolle, bei 10,7 Prozent. Damit ist H&M laut dem 'Organic Cotton Market Report 2013' Marktführer. „Wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben, und haben das klare Ziel, den Einsatz von Organic Cotton weiter zu steigern“, sagte Henrik Lampa, der als Environmental Sustainability Manager bei H&M für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Für die Zukunft hat sich der Modekonzern sogar vorgenommen, bis 2020 ausschließlich nachhaltig produzierte Baumwolle zu verwenden.
Die Bemühungen werden geschätzt
Auf der Website von H&M werden Kunden sogar beraten, wie sie ihren Teil zur Umweltschonung beitragen können: „Das Waschen, Trocknen und Bügeln Ihrer Kleidung macht 36 Prozent der gesamten Umweltbelastung aus, die von einem normalen Kleidungsstück während seiner Lebensdauer verursacht wird! Wir können diesen Wert auf über die Hälfte verringern, wenn wir uns bewusst entscheiden, etwas für die Umwelt zu tun. Sie können unserem Planeten und Ihrer Kleidung etwas Gutes tun, indem Sie Ihre Kleidung nicht so häufig waschen, die Waschtemperatur senken, weniger bügeln und die Wäsche möglichst nicht im Trockner trocknen. Mit der richtigen Pflege haben Sie länger Freude an Ihren Lieblingskleidungsstücken, verringern die Umweltbelastung und Ihre Kleidung ist dennoch sauber“, heißt es dort, gefolgt von ausführlichen Tipps zur Pflege der Kleidung.
Die
Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) beobachtete die Conscious Collection bereits seit der Einführung und rechnet dem Unternehmen durchaus an, dass die Bemühungen ein Schritt in die richtige Richtung sind. Aber – die CCC sieht das Problem nicht nur in der starken Umweltbelastung, sondern auch in der Ausbeutung der Näherinnen. 2013 hieß es in einem Bericht: „Wie 'bewusst' (engl.: conscious) kann eine neue Modelinie sein, deren Herstellerfirma sich nach wie vor weigert, ihren ArbeiterInnen existenzsichernde Löhne zu bezahlen? „Unsere Kunden zeigen ein zunehmendes Interesse an Nachhaltigkeit und wir wollen, dass sie darauf vertrauen können, dass alles, was sie von uns kaufen, mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt hergestellt wird“, sagt H&M-CEO Karl-Johan Persson. Bloß: Wer mag Persson diese Absicht glauben angesichts hunderter mangelernährter und überarbeiteter NäherInnen, die in Kambodscha reihenweise zusammenklappen? Über diese Zustände aufgeklärte KäuferInnen von Bekleidung gewiss nicht. Deshalb lanciert die CCC eine Werbeparodie, die den Widerspruch zwischen Anspruch und Realität bei H&M auf den wunden Punkt bringt.'
Seitdem hat sich laut CCC zumindest ein bisschen etwas getan. In einem im Juni 2014 veröffentlichten Bericht heißt es: „H&M hat einige große Schritte gemacht und unterstützt nun im Grundsatz 'faire Existenzlöhne'. Die Strategie enthält jedoch keinen Benchmark für Existenzlöhne.H&M verlässt sich auf Lohnerhöhungen durch Lohnverhandlungen auf Fabrikebene. Ausgangspunkt der Lohnverhandlungen ist jedoch der gesetzliche Mindestlohn, der nur einen Bruchteil des Existenzlohns darstellt. Auf diese Art werden keine existenzsichernde Löhne erreicht, die genügen, um eine Familie zu ernähren. Die anderen Elemente der H&M-Strategie – Stärkung der Lieferanten, Einsatz für höhere Mindestlöhne und Anpassung der Einkaufspraxis – können hilfreich sein, aber der zentrale und notwendige nächste Schritt hin zu Existenzlöhnen wäre die Verpflichtung zu einem Existenzlohn-Benchmark.“