Ghana: Luxusschuhe aus der Garage
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Genau dieses Image versucht Heel the World zu ändern, ein kleines Lederunternehmen, das in einer ruhigen Nachbarschaft
Ghanas Wirtschaft
Ghanas Wirtschaft hat dank dem Export von Gold, Kakao und seit 2010 auch Öl in den letzten Jahren ein rasches Wachstum durchgemacht. Aber wie viele aufstrebende afrikanische Länder stellt es nur wenige der Produkte her, die es konsumiert. Eine hohe Importnachfrage hat die örtliche Währung abstürzen lassen; der Cedi verlor im letzten Jahr rund ein Viertel seines Werts und hat in diesem Jahr bereits weitere 23 Prozent verloren.
Ghanas Wirtschaftswachstum war bis vor kurzem (2011) noch eines der höchsten des Kontinents, verlangsamte sich aber von 8,8 Prozent im Jahr 2012 auf geschätzte 7,1 Prozent im Jahr 2013. In einem Versuch, die Wirtschaft weniger von Importen abhängig zu machen, verkündete Präsident John Dramani Mahama im Februar, dass die Regierung heimischen Produzenten von Reis, Geflügel, Fisch und anderen Lebensmitteln helfen würde. Deegbe glaubt aber, dass Ghana mehr kann, als nur seine eigenen Lebensmittel produzieren.
Branson und das A-Team
Nach einem erfolglosen Versuch, T-shirts zu produzieren, wurde Deegbe auf ungewöhnliche Art inspiriert, es mit Lederarbeit zu versuchen, nachdem er nach einem guten Paar Schuhen suchte. Als er nämlich den nächstbesten Schuhputzer fragte, ob die ausländischen Luxusschuhe, die er schließlich kaufte, auch in Ghana hergestellt werden könnten, antwortete dieser mit einem festen ‘nein’. Dies spornte Deegbe an. "Als Volk haben wir es immer geschafft, Qualität herzustellen”, stellt er fest.
"Wir wurden nur nie dazu gedrängt." Also gründete Deegbe 2011 zusammen mit einem Geschäftspartner Heel the World und gab später seine Position in einer Bank auf, um sich hauptberuflich um das Unternehmen zu kümmern. Bis jetzt hat er rund 1.000 Schuhe aus der Werkstatt im Haus seines Vaters verkauft. Die fünf von ihm beschäftigten Schuhmacher sitzen unter Fotos des überschwänglichen Geschäftsmanns Richard Branson und den Schauspielern der Kult-TV-Serie “das A-Team”, das für seinen Tatendrang bekannt ist. Um es ganz deutlich zu machen, hängt auch noch das Motto "Hard work never killed anyone" an der Wand.
Schuhhandwerk hat Tradition
Ghana hat eine lange Tradition von Schuhmachern, die sich hauptsächlich um die Stadt Kumasi im Zentrum des Landes konzentriert. Deegbe ist es aber gelungen, über Ghanas Grenzen und Märkte hinaus international bekannt zu werden – Aufträge kommen aus so weit entfernten Ländern wie Finnland, Kanada, Marokko und den USA, so Johnson Oladele, Produktionsleiter von Heel the World. Das Unternehmen bezieht das meiste seines Leders aus Italien, hat aber kürzlich begonnen, von einer Gerberei in Burkina Faso zu bestellen.
Außer auf Schuhe setzt Heel the World auch auf die Fußballweltmeisterschaft und die Vorliebe der Ghanaer für Hochzeiten und Begräbnisse, in dem sie Armbänder und andere Lederwaren anbieten, die mit Mannschaftslogos und Namen von Familienmitgliedern geschmückt sind. "Die örtliche Bevölkerung hat Heel The World schneller angenommen als wir erwartet hatten", sagt Deegbe. "Es fing hier an, aber sobald jemand aus dem Um- oder Ausland zurückkehrte, fragte er nach uns."
Made in Ghana
Unternehmer Emmanuel Adu sagte, Heel the World habe ihn dazu inspiriert, etwas in Ghana auf die Beine zu stellen, statt Geschäfte in den USA zu machen, wo er studiert hat. Er besitzt jetzt 13 Paar Schuhe von Heel the World – von Halbschuhen bis hin zu Lackschuhen. "Schaut man sich den Preis an, so sind Heel the World-Schuhe ziemlich nah an den anderen Marken dran”, so Adu. “Sie haben es so angefangen, wie sie es in London oder Kopenhagen tun, aber sie schafften es in Ghana."
Agyeman-Boaten erstand ein Paar violetter Lederschuhe für rund 140 US-Dollar (100 Euro), die genau nach seinen Angaben angefertigt wurden. "Sie waren genau richtig. Das fand ich toll", sagte Agyeman-Boaten, der auch einige Jahre in den USA verbrachte, bevor er nach Ghana zurückkam, um eine Druckerei zu leiten. "In den USA würden mich diese maßgeschneiderten Schuhe eine Menge Geld kosten.” (AFP)
Fotos: Emmanuel Adu, Heel the World-Schuhe, mit Genehmigung von Chris Stein (AFP)