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EU: bald Ende mit “Made in Germany”?

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Am gestrigen Mittwoch legte die EU-Kommission in Brüssel neue Gesetzesvorschläge zur Produktsicherheit vor. Demnach soll die Herkunftsbezeichnung "Made in …" bald eine Kennzeichnung der Vergangenheit sein

beziehungsweise im Zuge des Verbraucherschutzes nur noch für den letzten Be- und Verarbeitungsschritt eines Produkts gelten.

"Wenn
aus einem hochwertigen Stoff aus Deutschland in Tunesien ein Anzug genäht wird, ist dem Verbraucher nicht geholfen, wenn 'Made in Tunesia' draufsteht," kritisierte Wolf-Rüdiger Baumann, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands textil+mode den EU-Vorschlag. Die bisherige Regelung beruht auf freiwilliger Kennzeichnung des Landes, in dem ein Produkt aus Sicht des Verbrauchers seine wesentlichen Produkteigenschaften erhalten hat.

"Die nicht präferenziellen Ursprungsregeln sind hochkomplex und haben nichts mit Verbraucherschutz zu tun. Die neue Regelung betrifft nicht nur die deutsche Industrie, sondern stigmatisiert auch produzierende Drittländer, die erheblich darunter litten, wenn deren Produkte nicht mehr gekauft würden," führte Baumann als Gegenargument an.

Tatsächlich war die Debatte um die Produktkennzeichnung schon immer turbulent und wird sicher angesichts sich ständig verändernder Produktionsbedingungen auch so bleiben. So weitreichend war dieses Problem, dass viele Länder seit dem "Madrider Abkommen über die Unterdrückung falscher Herkunftsangaben auf Waren" von 1891 ebenfalls die Kennzeichnungsvorschrift übernahmen, die vorsah, dass auf Waren unmissverständlich das Herkunftsland benannt werden musste.

Die Kennzeichnung "Made in Germany" wurde gar Ende des 19. Jahrhunderts in Großbritannien als Schutz vor billigen Imitaten aus Deutschland eingeführt. Die negative Warenkennzeichnung spornte deutsche Hersteller jedoch an, so dass die Qualität ihrer Waren bald denen anderer überlegen war. "Made in Germany" entwickelte sich zum Gütesiegel, das bis heute Bestand hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es sogar zu einem Synonym für das Wirtschaftswunder.

Der jüngste Vorschlag der EU-Kommission geht von Italien aus und folgt einer Ablehnung eines ähnlichen Vorstosses aus dem Jahr 2005. "Der italienische EU-Kommissar Tajani bedient die Forderungen seiner Landsleute", kommentierte Baumann. "Das Herkunftsland sagt nichts über die Produktsicherheit aus. Wer das behauptet, will den Verbraucher in die Irre führen. Tatsächlich ist der Verbraucherschutz nur der Deckmantel. Es geht um handelspolitischen Protektionismus zum Schutz nicht mehr konkurrenzfähiger Industrien."

Im Zuge der Globalisierung und einer Aufspaltung des Herstellungsprozesses muss allerdings hinzugefügt werden, dass der eigentliche Produktionsort an Wichtigkeit verloren hat. Dementsprechend sollte die Kennzeichnung eines Produkts alle Produktionsschritte beeinhalten beziehungsweise eine zusätzliche Kennzeichnung wie "designed in Germany", "developed in Germany" oder "engineered in Germany", wie sie bereits verwendet wird, mit einbeziehen.

Foto: bizmac
Made in Germany
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