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'Einzelhandel ist verlorene Kunst in China'

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Europäische Modehäuser, deren Ziel es ist, direkt an chinesische Kunden zu verkaufen, sehen sich schwierigen Zeiten gegenüber. "Es ist ein riesiger Markt. China ist weitläufig und wegen der großen wirtschaftlichen und kulturellen Unterschiede

zwischen den verschiedenen Regionen ist es schwierig, seine Einwohner in Zielgruppen zu unterteilen”, sagt Simon Wei, unabhängiger Berater von Unternehmen wie Vipshop.com, einer chinesischen Online-Einkaufsgemeinschaft. Diesen Sommer sprach er mit FashionUnited über China und Entwicklungen in der Modebranche.

Nach 20
Jahren in verschiedenen Positionen – unter anderem war er operativer Leiter von Mbaobao.com – entschied sich Simon Wei für die unabhängige Beratung. "Meine Eltern waren Lehrer. Und meiner Meinung nach ist man ein besserer Lehrer, wenn man älter ist und mehr Lebenserfahrung hat. Die Rolle des Coaches passt zu mir. Ich mag es, Menschen zu helfen. Und es ein gutes Gefühl, wenn ein Betrieb dank meiner Tipps wächst. Ich werde sehr durch Leute ermutigt, die ihr Verhalten verbessern."

Daten sind Gold wert

Heutzutage berät Wei hauptsächlich chinesische Online-Einzelhändler. Zum Beispiel darüber, wie man mehr Besucher für seine Webshops und deren Umwandlung erzielt. Laut Wei sammeln Modeunternehmen jegliche Art von Daten über ihre digitalen Kunden. "Das ist ein neuer Bereich, sehr interessant. Es könnte potentiell mein zukünftiges Spezialgebiet werden. Daten sind Gold wert. Einige Onlinehändler sitzen auf dieser Goldgrube und besitzen eine ganze Menge Informationen über ihre Kunden und über den Onlineeinkauf im allgemeinen, aber sie wissen nicht, wie man diese Informationen gebraucht oder interpretiert."

Nicht jeder Online-Modebetrieb hat die gleiche Art von Fragen für Wei, weil sich Unternehmen einfach unterschiedlich schnell entwickeln. Aber ein Thema kommt immer wieder vor. Wei: "Das größte Problem der Online-Modebranche in China ist das riesige Angebot. Modemarken machen Fehler, wenn sie abschätzen, wieviel produziert werden muss. " Er nutzt diese Chance, um seinen Kunden Vipshop.com zu empfehlen – eine Einkaufsgemeinschaft, die mit dem europäischen Vente-Privée.com oder ShopVip.com verglichen werden kann. "Ich sehe die ganze Schönheit in diesem Geschäftsmodell. Weil die Gemeinschaft in sich geschlossen ist und die Rabatte für Nicht-Mitglieder nicht einsichtig sind, bleibt das Markenimage intakt. Aber Vipshop wird sich neuen Herausforderungen gegenüber sehen, sobald das Bestandsproblem gelöst ist. Ich mache mir darüber viele Gedanken."

China
als Nirvana

Viele europäische Unternehmen sehen China als das neue Paradies, voller möglicher Käufer für ihre Kleidungsstücke. Im letzten Jahr stieg die Anzahl der chinesischen Online-Einkäufer um 43 Prozent auf ungefähr 250 Millionen. Und obwohl Wei glaubt, dass 35 Prozent des chinesischen Einzelhandels bis 2020 online stattfinden wird, möchte er dennoch den Enthusiasmus der europäischen Akteure bremsen. "Ja, die Zeit ist reif, Geschäfte in China zu machen, aber Sie müssen angestrengt über Ihre Strategie nachdenken. Möchten Sie eine aggressive Expansion oder vorsichtiges Wachstum?" Er lacht. "Nein, es gibt nicht nur ein Erfolgsrezept für China." Der Berater findet, dass es für ausländische Firmen wichtig ist, einen Partner vor Ort zu finden, um das Land und die Kunden kennenzulernen. Außerdem schätzen die Chinesen Ausländer, die chinesischen Firmen zum Wachstum verhelfen.

"Der Einzelhandel ist in China eine verlorene Kunst. Viele Ladeninhaber verdienen ihr Geld tatsächlich im Immobiliengeschäft. Alle, die einen Laden eröffnen wollen, sollten daher gut über die Quadratmeterzahl nachdenken. Mehr ist nicht immer besser, da es dadurch unmöglich wird, den Kunden an die erste Stelle zu setzen."

Es gibt auch dank des Mobiltelefons Möglichkeiten für den Einzelhandel. Wei gibt ein Beispiel: "Sie gehen mit Ihrer Familien in ein Geschäft. Ihr Telefon ist mit Wi-Fi verbunden und dadurch anhand Ihrer Telefonnummer in der Lage zu identifizieren, zu welcher Zielgruppe Sie gehören. Sie erhalten spezielle Angebote." Wei glaubt, dass Mobiltelefone die Zukunft des Einkaufs bestimmen werden. “Verbraucher erhalten in einem Laden bereits mehr Informationen über ihre Smartphones als durch das Verkaufspersonal."

Text: Yasmine Esser

Übersetzung: Simone Preuss
einzelhandel china