Einzelhandel: Deutschland beliebtester Standort

Zentral, innovativ und vielversprechend – so sehen ausländische Einzelhändler inzwischen den deutschen Markt und strömen in Scharen in die Einkaufsstraßen deutscher Städte. Laut Branchenmagazin Women’s Wear Daily ist Deutschland

derzeit einer der größten und krisenfestesten Märkte Europas.

Auch der Modewelt ist dies nicht entgangen und führende Modeunternehmen eröffneten 2011 etliche Flagshipstores oder weitere Filialen in Deutschland. Primarks erstes Geschäft in Berlin ist laut Firmenangaben derzeit das erfolgreichste. Acht weitere Filialen folgten und drei weitere in Karlsruhe, Frankfurt und Berlin sind geplant.

Urban Outfitters eröffnete sein viertes deutsches Geschäft und sein zweites in Berlin; Abercrombie & Fitch ein zweites und drittes in Hamburg und München beziehungsweise das 16. Hollister-Geschäft in Hamburg. Barbours erstes Geschäft in Berlin folgte Filialen in Hamburg, Köln und auf Sylt. Und die Liste geht weiter – Club Monaco, Galeries Lafayette und Gerard Darel expandierten in Deutschland und H&M, Zara, Mango und D’Orsay profitieren seit vielen Jahren vom deutschen Geschäft.

Aber Deutschland war als Einzelhandelsstandort nicht immer so gefragt wie jetzt. “Die deutsche Mode- (Einzelhandels-) Branche war einfach für lange Zeit nicht innovativ. Sie war langweilig”, kommentierte Andreas Bauer, Seniorchef von Roland Berger. “Es war nie die Absicht der deutschen Kunden, nur deutsche Mode zu kaufen… [Die Branche hatte auch] Image-Probleme. Sie war für ihre geringen Gewinne und hohen Mieten bekannt; das hat sich auch nicht geändert. Was sich geändert hat ist das allgemeine Umfeld in Europa”, fügte er hinzu.

Aber außer Kunden, die krisenbeständig sind, bietet der Standort Deutschland – und gerade Berlin- noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Er öffnet das Tor zum Osten. “Wir haben etliche Geschäfte in Russland und einige in Polen, aber viele Leute kommen lieber nach Berlin. Es ist so wie vor einigen Jahren, als die Chinesen es chicer fanden, in Hongkong einzukaufen. Um Osteuropa zu erreichen, ist Deutschland – und besonders Berlin – der Anknüpfungspunkt”, sagte Claudio Orrea, Firmenchef von Patrizia Pepe, für den Deutschland der drittgrößte Markt ist.

Für 2013 können sich deutsche Kunden auf weitere internationale Geschäfte direkt vor ihrer Haustür freuen – Belstaff plant eine Geschäftseröffnung in München, Lollipops und Fornarina in Hamburg, und die italienische Strumpf- und Unterwäschemarke Calzedonia will zu seinen zehn deutschen Geschäften sogar 50 weitere hinzufügen. Auch Façonnable, Hollisters und weitere Marken setzen weiter auf den Standort Deutschland und wollen expandieren und so zu einer weiteren Aufächerung des deutschen Modeeinzelhandels beitragen.

Foto: José Antonio Morcillo Valenciano