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Copenhagen Fashion Week: Mode mit Moral

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Magersüchtige Models, miese Arbeitsbedingungen in Drittweltländern, massive Umweltbelastungen in der Produktion - die Bekleidungsindustrie hat in vielerlei Hinsicht nicht den besten Ruf. In Kopenhagen macht man sich schon seit einiger Zeit Gedanken über eine fairere und umweltfreundlichere

Zukunft der Branche und hat große Ziele: Die dänische Hauptstadt soll weltweit eine Führungsrolle auf dem Weg zu einer moralischeren Mode übernehmen. Auf der Copenhagen Fashion Week, die am Dienstag eröffnet wurde, steht nachhaltig produzierte Kleidung daher besonders im Fokus.

In diesem Sommer wird die Kopenhagener Modewoche ihrem Namen gerecht. Da die drei Fachmessen CIFF, Gallery und Vision diesmal unterschiedliche Öffnungstage gewählt haben – CIFF und Vision eröffneten bereits am Sonntag und schließen am Mittwoch, die Gallery findet vom Mittwoch bis Freitag statt – und auch am Sonnabend noch Veranstaltungen auf dem Programm stehen, dauert die wichtigste Modeveranstaltung Nordeuropas tatsächlich komplette sieben Tage.

Während zwei Messen also schon liefen, begann die Copenhagen Fashion Week mit ihren Runway-Shows am Dienstag. Insgesamt 38 Modenschauen stehen in dieser Saison auf dem Programm. Den Auftakt machte in diesem Jahr Barbara í Gongini. Die Designerin von den Faröer-Inseln zählt seit Jahren zu den Stammgästen in der dänischen Hauptstadt. Dass sie nun erstmals die Eröffnungsshow bestreiten durfte, sollte ein Zeichen setzen. Denn ihre Kollektionen lässt sie schon lange nach strengen Nachhaltigkeitskriterien produzieren. Und Eva Kruse, CEO der Copenhagen Fashion Week, hatte bereits im Vorfeld die Losung ausgegeben, den Ruf der Veranstaltung als „grünste Fashion Week der Welt“ weiter zu stärken. Auf den Laufstegen sind in den kommenden Tagen sechs weitere Marken zu sehen, sie sich an ökologischen und ethischen Maßstäben orientieren. Es sind keine traditionelle Öko-Marken, die sich vor allem über Materialien und Produktionsbedingungen definieren, sondern designorientierte Label wie Ganni oder David Andersen, die eine starke ästhetische Identität besitzen, aber eben auch umweltfreundlich arbeiten.

Kopenhagen will zur „globalen Hauptstadt der nachhaltigen Mode“ werden

Die grüne Ausrichtung der Fashion Week liegt auch der Politik am Herzen, unterstreicht sie doch das positive, progressive Image, um dass sich die dänische Hauptstadt bemüht. Sophie Hæstorp Anderson, die Ratsvorsitzende der Hauptstadtregion, betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie wichtig die Bekleidungsindustrie für die Wirtschaft der Region Kopenhagen ist. Sie sieht es als eine ihrer Hauptaufgaben, das Wachstum der Branche, die sich gerade von den Folgen der Finanzkrise erholt hat, zu fördern – aber nicht um jeden Preis: „Meine Vision ist es, das Kopenhagen die globale Hauptstadt der nachhaltigen Mode wird“, sagte sie. Mit dem Entstehen großer kaufkräftiger Mittelklassen in den Schwellenländern - Hæstorp Anderson sprach von „weltweit drei Milliarden zusätzlichen Kunden bis 2030“ - werde die Nachfrage nach Mode in den kommenden Jahren erheblich steigen. Dieser wachsende Bedarf soll ihrer Ansicht nach nicht mit den konventionellen, die Umwelt belastenden Methoden der Textilindustrie befriedigt werden. „Grünes Wachstums ist der einzige Weg“, sagte sie. Und der werde in Kopenhagen bereits beschritten, wie die weltweit wichtigste Konferenz über Wege zu einer nachhaltigeren Modeindustrie, der „Copenhagen Fashion Summit“ im vergangenen Frühjahr, gezeigt habe.

In Kopenhagen soll das Thema in den kommenden Tagen nicht nur dem Fachpublikum nähergebracht werden. Dem eigenen Selbstverständnis folgend, eine „demokratische“ Fashion Week zu sein, finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. So zeigen zahlreiche prominente Label aus Nordeuropa, darunter Filippa K, Marimekko oder Designers Remix, bis zum Wochenende in einer Sonderausstellung Entwürfe aus recycelten oder innovativen umweltfreundlichen Materialien. Außerdem wurde ein Stadtplan mit Läden, die nachhaltige Mode führen, erarbeiten, und am Sonnabend wird eine große Mode-Tauschbörse in der Innenstadt veranstaltet.

Die Bestrebungen, höhere moralische Standards in der Branche zu verankern, beschränken sich nicht auf Umweltthemen. So verwies Eva Kruse auf die Ethik-Richtlinien, die in Kopenhagen seit Jahren für die Laufstegmodels gelten und stetig ergänzt werden. Die untere Altersgrenze wurde auf 16 Jahre festgelegt, außerdem müssen alle Models angemessenen bezahlt werden. Angesichts der weit verbreiteten Vorurteile über Essstörungen unter Models werden in Zusammenarbeit mit den städtischen Gesundheitsbehörden auch medizinische Vorsorgemaßnahmen und psychologische Beratungen durchgeführt. „Wir wollen ein natürliches, gesundes Schönheitsbild präsentieren“, sagte Eva Kruse.

Foto: Copenhagen Fashion Week, Barbara í Gongini SS2015

Barbara i Gongini
Copenhagen Fashion Week