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China: Exportchampion für Bekleidung

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Mit einem Exportvolumen von fast 255 Milliarden US-Dollar (185 Milliarden Euro) im Jahr 2012 ist China der unumstrittene Exportchampion der Welt für Textilien und Bekleidung. Laut Chinas Handelskammer für den Import und

Export von Textilien und Bekleidung (CCCT) geht mit 44,8 Prozent der größte Teil nach Asien, gefolgt von Europa mit 23,3 Prozent und Nordamerika mit 16,8 Prozent. Dies ist der erste Teil einer fünfteiligen Serie von FashionUnited über die fünf größten Bekleidungsexporteure der Welt. Jedes Länderportrait stellt den Aufbau der jeweiligen Bekleidungsindustrie vor und zeigt die Herausforderungen und Möglichkeiten für Interessierte auf, die dort Geschäfte machen möchten.

Der Aufbau von Chinas Bekleidungsindustrie

Mit
mehr als 100.000 Herstellern ist die chinesische Bekleidungsindustrie riesig und beschäftigt über 10 Millionen Menschen. Allein 2012 stellte China 43,6 Milliarden Kleidungsstücke mit einem Exportwert von 153,22 Milliarden US-Dollar (111,39 Milliarden Euro) her. Geografisch konzentriert sich die Branche eher im Südosten in den Bekleidungszentren um das Perl- und Jangtse-Flussdelta, den Golf von Bohai und die Küstenregionen im Südosten. Obwohl es insgesamt etwa 50 Bekleidungszentren gibt, produzieren die fünf Provinzen Shandong, Jiangsu, Zhejiang, Fujian und Guangdong in den südöstlichen Küstengebieten 70 Prozent des gesamten Bekleidungsvolumens Chinas.

Laut des chinesischen Landesverbands für Bekleidung (CNGA) hat, “Chinas Bekleidungsindustrie innerhalb einer kurzen Zeit einen Vorteil bei der Herstellung von Bekleidungsprodukten erwirtschaftet, der seine weltweite Spitzenstellung in Bezug auf Kapazität und Qualität sichert”. Auch wenn der Schwerpunkt zunächst auf der Nachahmung von Designs lag, ändert sich dies langsam und Hersteller und heimische Marken setzen zunehmend auf eigene Kreationen.

Als weltgrößter Exporteur von Textilien und Bekleidung unterscheidet sich die Situation Chinas jedoch sehr von einem Land wie Bangladesch zum Beispiel (der Nummer Zwei), wenn man die interne Bedeutung der Branche vergleicht. Während Bekleidung mit 85,9 Prozent aller Exporte in Bangladesch die wichtigste Branche darstellt, ist sie in China nur eine von vielen neben wichtigen anderen Industrien wie Bergbau, Eisen und Stahl, Aluminium, Kohle, Erdöl, Maschinen, Rüstung, Zement, Düngemittel, Nahrungsmittel, Automobilen und anderen. Jeder potentielle Investor, Hersteller oder Einkäufer sollte dies beachten.

Sicherheit der Arbeiter und Löhne lassen zu wünschen übrig

Egal in welcher Branche häufen sich jedoch die UnfäIle in chinesen Fabriken und das Land ist nicht gerade für ideale Arbeitsbedingungen bekannt. "In der gesamten modernen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas wurde nur sehr wenig Rücksicht auf die Rechte und Interessen der Arbeiter genommen”, bestätigt Li Qiang, Geschäftsführer der New Yorker NRO China Labor Watch.

Aber es gibt besonders im Bereich Löhne Hoffnung für Textil- und Bekleidungsarbeiter: “Nur in China sind Arbeiter so auf dem Weg, die Lücke zwischen derzeitigem Lohn und Existenzminimum innerhalb des aktuellen Jahrzehnts zu schließen”, so der Bericht “Global Wage Trends für Apparel Workers 2001-2011”. Aber obwohl die Löhne in den letzten zehn Jahren um beeindruckende 124 Prozent gestiegen sind, zeigen sie doch nur, auf welch niedrigem Anfangsstand sie sich befanden. Denn traurigerweise decken Löhne in China immer noch nur 36 Prozent des Existenzminimums ab, d.h. eines Lohns, der einen Arbeiter und seine Familie angemessen ernähren und kleiden kann und ihnen ein Dach über dem Kopf beschert.

Es gibt auch immer wieder Berichte über Zwangs-, Kinder- und Gefängnisarbeit in der Bekleidungs- und Textilindustrie (s. z.B. den FashionUnited-Artikel vom 5. Nov. 2012 “Takko ließ in Gefängnissen in China produzieren”). Aus verschiedenen Gründen ist es jedoch nicht möglich, verlässliche Daten zu beziehen. Zum einen veröffentlicht das unterdrückende politische System keine offiziellen Statistiken und zum anderen haben chinesische und/oder ausländische NROs keinen Zutritt. Deshalb bleibt es schwierig einzuschätzen, wie sorgsam die chinesische Regierung bestimmte Arbeitsrechte durchsetzt beziehungsweise Verstösse gegen sie ahndet.

Veränderungen beim Umweltschutz

China
hat im Februar dieses Jahres zum ersten Mal die Existenz sogenannter ‘Krebsdörfer’ als Folge von Umweltverschmutzung zugegeben und enthüllte einen bahnbrechenden Fünfjahresplan, der 58 Chemikalien auf die schwarze Liste setzt. Bis 2015 soll es eine Liste aller Chemikalien geben, die aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Der Fünfjahresplan stellt außerdem die Risiken heraus, die giftige Chemikalien für die Umwelt des Landes und die Gesundheit der Bevölkerung darstellen, und hat sieben Industrien als besonders dringlich eingestuft, was die Verhinderung der Umweltverschmutzung angeht, darunter die durch die Textil- und Bekleidungsindustrie.

“China ist seit 2010 der weltgrößte Hersteller von Chemikalien. Der Plan sieht vor, dass die massive Umweltverschmutzung im ganzen Land, die durch die Großproduktion von Chemikalien und die Freilassung von Gefahrenchemikalien verursacht wurde, dringend in Angriff genommen weden muss”, äußert sich Yixiu Wu von der Toxic-Kampagne von Greenpeace Ostasien mit Sitz in Peking.

Bildung und Englischkenntnisse

Obwohl in China neun Jahre Schule seit 1986 gesetzlich vorgeschrieben sind, bleibt dies gerade in wirtschaftlich oder geografisch rückstandigen Gegenden, eher ein Wunschziel statt ein Normalzustand. Immer wieder sind Eltern gezwungen sind, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, weil sie es sich nicht leisten können. Nach der neunten Klasse geht es dann mit einer Ober- oder Berufsschule weiter, aber keine der beiden ist vorgeschrieben.

Englisch wird theoretisch ab einem Alter von 10 Jahren unterrichtet, bezieht sich aber praktisch eher auf das Lesen und Schreiben der Sprache und das Bestehen von Prüfungen, weshalb das Niveau der gesprochenen Sprache eine Herausforderung bleibt. Erschwerend kommt hinzu, dass Englisch in China nicht als nützliches Kommunikationsmittel gesehen wird, da die Hauptsprache Mandarin ist.

Stolz darauf, in China zu produzieren

Abschließend die Erfahrungen der britischen Luxusmodemarke Bonnie Baby, die 2005 gegründet wurde. Die Baby- und Kinderbekleidung wird komplett in Großbritannien entworfen und in China hergestellt – in sicheren Fabriken unter guten Bedingungen. “Wir produzieren in China, immer schon, und sind stolz darauf, da wir unsere Fabriken gut kennen”, erklärt Gründerin Tracey Samuel in einem E-Mail an FashionUnited. Geschäftspartner und Lieferanten gut zu kennen ist wichtig, denn im langfristigen, persönlichen Kontakt stellt sich schnell heraus, ob sie wirklich an der Sicherheit ihrer Arbeiter und guten Produktionsstandards interessiert sind und sich an gesetzliche Vorgaben halten oder nicht.

“China hat einen guten Mindestlohn und Gesundheits- und Sicherheitsgesetze eingeführt, die zu Recht die Preise in die Höhe getrieben haben (aktuell den Mindestlohn um 25 Prozent). Ich habe jetzt Gewissheit, dass alle meine Bekleidungsartikel in guten Fabriken unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt werden und dass jeder Arbeiter einen angemessenen Lohn bekommt”, bestätigt Samuel.

In der Fortsetzung unserer Mini-Serie geht es um Bangladesch. Bis dahin freuen wir uns über Fragen, Kommentare und Anregungen an news@fashionunited.com.

Simone Preuss Foto: Keith Williamson
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